Behandelter Abschnitt 4Mo 34; 35
Kapitel 34 stellt die Personen vor, die das Erbe aufteilen sollten. Dies leitet in 4. Mose 35 die einzigartige Einrichtung der levitischen Städte ein, von denen einige für solche reserviert waren, die sich des Blutvergießens schuldig gemacht hatten. Wenn die Tat aus böser Absicht begangen wurde, konnte es in einem solchen Asyl keinen Schutz für den Übeltäter geben. Sie konnten nur als Gefängnis dienen, aus dem er geholt und zu gegebener Zeit verurteilt werden musste. Aber es gab viele Fälle, in denen der Tod eintreten konnte, ohne dass Böswilligkeit vorlag. Auf der einen Seite würde Gott das Blutvergießen nicht auf die leichte Schulter nehmen, auf der anderen Seite würde Er die Schuldlosen nicht in die Klasse der Mörder einreihen.
Das Kapitel stellt dann in anschaulicher Weise dar, was Gott schon immer vor Augen hatte – die kommende Blutschuld und das göttliche Handeln mit Israel in Bezug darauf. Darüber brauche ich nicht viele Worte zu verlieren. Israel hat sich mit Blut befleckt und steht vor Gott wegen der Ermordung seines eigenen Messias unter Anklage. Die Gnade Gottes wirkt, und auch das Gericht Gottes. Beides ist wahr, und beides trifft auf Israel zu. Wie es solche gab, die Ihn willig erschlagen haben, so haben sie ihr Gericht getragen und werden es noch tragen. Aber es gab auch solche, für die die Gnade flehte, und gewiss nicht ohne Antwort; denn derselbe, dessen Blut vergossen wurde, schrie vom Kreuz aus zu Gott in der Fürbitte für sie: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Wie mächtig und wie erstaunlich ist die Abrechnung der Gnade! Darauf antwortete der Geist Gottes, als er Petrus zu den Worten führte: „Und jetzt, Brüder, ich weiß, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt, so wie auch eure Obersten“ (Apg 3,17). Und so gab es solche, die nicht nur Schutz fanden, sondern, nachdem sie ihn gefunden hatten, dort von Gott bewahrt wurden. Nein, mehr noch: In einem gewissen Sinn der Vorsehung gilt es sogar für die, die nicht aus dem Platz des Juden in den des Christen gebracht wurden, welcher letztere hier nicht erscheint; denn er würde die Zugehörigkeit zum Leib Christi nicht so vorwegnehmen lassen.
Aber wir haben ein wichtiges Vorbild für den Platz des Juden auf der Erde. Der Mann, der wegen Blutschuld in der Stadt der Zuflucht fand, der, statt dafür hingerichtet zu werden, dort einen vorübergehenden Aufenthalt fand, sah der Zeit entgegen, in der er zurückkehren durfte. Diese Begrenzung seines Aufenthalts ist hier gegeben. Sie kommt nur im vierten Buch Mose vor. Der Totschläger (so heißt es) „und er soll darin bleiben bis zum Tod des Hohenpriesters, den man mit dem heiligen Öl gesalbt hat. Wenn aber der Totschläger über die Grenze seiner Zufluchtsstadt, wohin er geflohen ist, irgend hinausgeht, und der Bluträcher findet ihn außerhalb der Grenze seiner Zufluchtsstadt, und der Bluträcher tötet den Totschläger, so hat er keine Blutschuld. Denn er soll in seiner Zufluchtsstadt bis zum Tod des Hohenpriesters bleiben; und nach dem Tod des Hohenpriesters darf der Totschläger in das Land seines Eigentums zurückkehren“ (V. 25–28).
Dies bleibt für Israel. Dieses Volk ist der Bluträcher, der jetzt in der Stadt der Zuflucht ist. Solange Christus sein Priestertum nach dem Vorbild ausübt, von dem hier die Rede ist, solange Er der gesalbte Priester ist, der „allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden“ (Heb 7,25), so lange muss der Totschläger außerhalb des Landes seines Besitzes bleiben. Der Jude wird niemals als von Gott Beglaubigter zurückkehren, solange Christus sein Priestertum wie jetzt innerhalb des zerrissenen Vorhangs in der Höhe ausübt. Aber wir wissen sehr wohl, dass unser Herr Jesus wiederkommen wird. Wir wissen daher, dass Er die Form, in der Er jetzt sein Priestertum ausübt, beenden wird, was im Vorbild durch den Tod des Hohenpriesters, der mit Öl gesalbt wurde, dargestellt wird. Der Tod des eigentlichen Hohenpriesters jener Zeit versinnbildlicht das Ende des Charakters des Priestertums, in dem unser Herr jetzt handelt.
Hebräer 7,24 könnte im Widerspruch dazu stehen; aber es ist nicht so, denn wie niemand infragestellt, dass Christus ewig fortbesteht, so behauptet der Apostel, dass sein Priestertum nicht wie das aaronitische vom Vater auf den Sohn übertragen werden kann. Er hat ein unübertragbar (ἀπαράβατον) Priestertum. Es ist eine Absage an die aufeinanderfolgende Übertragung, nicht an den Wechsel der Form nach seiner Gnade und Weisheit im kommenden Zeitalter.
Es ist also so, dass, wenn der Herr nicht mehr das Vorbild Aarons innerhalb des Vorhangs erfüllen wird, wenn Er als der große Melchisedek hervorkommen wird, es nicht einen neuen Grund, sondern eine neue Form und einen neuen Charakter seines Priestertums geben wird, nicht mehr wie jetzt die Fürbitte, die nur auf Blut gegründet ist, sondern das, was der Darbringung von Brot und Wein entspricht, als Priester des Allerhöchsten Gottes, des Besitzers von Himmel und Erde (der Name Gottes im Friedensreich). Wenn dieser Tag kommt, braucht der Erschlagene nicht mehr in der Stadt der Zuflucht geschützt zu werden, sondern kehrt in das Land seines Erbes zurück.