Behandelter Abschnitt Mt 19,11-12
Ach, die Selbstsucht des Herzens selbst bei Jüngern! Es war damals durchaus üblich, die Frau wegen kleinlicher Abneigung und so weiter zu entlassen, dass es sie schockierte, den Herrn auf der Unauflöslichkeit der Ehe bestehen zu hören.
Er aber sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern die, denen es gegeben ist; denn es gibt Verschnittene, die von Mutterleib so geboren sind; und es gibt Verschnittene, die von den Menschen verschnitten worden sind; und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen. Wer es zu fassen vermag, der fasse es (19,11.12).
Hier wird deutlich, dass der Herr zwar die Institution der Ehe auf natürliche Weise aufrechterhält, aber zeigt, dass es eine Macht Gottes gibt, die Menschen darüber erheben kann. Der Apostel Paulus handelte im Geist dieses Verses, wenn er uns sein eigenes Urteil als jemand gibt, der „vom Herrn begnadigt worden ist, treu zu sein“ (1Kor 7,25). Zweifellos war er zu einer bemerkenswerten Arbeit berufen, die eine gebührende Beachtung der familiären Beziehungen sehr schwierig gemacht hätte. Sein Beruf brachte es mit sich, dass er überall hinkam. Wo immer es Versammlungen zu betreuen gab, wo immer Menschen riefen: „Komm herüber ... und hilf uns!“ (Apg 16,9) – und weit über die Rufe von Heiligen oder Menschen hinaus, legte der Heilige Geist es auf sein hingebungsvolles Herz. Mit einer Frau oder Familie, für die es zu sorgen galt, hätte das Werk des Herrn nicht so gründlich getan werden können. Daher das weise und gnädige Urteil des Apostels, das nicht als Befehl zu geben, sondern dem geistlichen Empfinden zu überlassen.
Die letzte der drei Gruppen in dem Vers ist bildlich ausgedrückt: Sie bedeutet schlicht und einfach, zur Ehre Gottes unverheiratet zu leben. Aber merke, es ist eine Gabe, nicht ein Gesetz, noch viel weniger eine Kaste. Nur solche empfangen es, „denen es gegeben ist.“ Es wird als ein Vorrecht dargestellt. Da der Apostel die Ehrenhaftigkeit der Ehe betont, war er der letzte, der den kleinsten Schattenauf ein solches Bandes kommen lassen wollte; aber er wusste auch von einer höheren und alles übersteigenden Liebe, einem gewissen Verständnis der Zuneigung Christi für seine Versammlung. Dennoch ist dies keine auferlegte Verpflichtung, sondern ein besonderer Ruf und ein Geschenk der Gnade, an dem er sich zur Verherrlichung seines Meisters erfreute. Die Wertschätzung der Liebe Christi zur Versammlung hatte ihn entsprechend geformt. Beachte hier, es heißt:„die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen“– jene Ordnung der Dinge, die Christus jetzt im Himmel lenkt. Und daher, stark in der Gnade, die in Ihm zur Rechten Gottes leuchtet, wandeln sie, denen sie gegeben ist, über die natürlichen Bindungen des Lebens –sie verachten nicht, sondern ehren sie, während sie sich individuell dem guten Teil hingeben, das nicht von ihnen genommen werden soll.