Zweifellos können wir alle, die gerettet werden, nach demselben Prinzip annehmen. Das Lukasevangelium zeigt uns (Kap. 15) genau dieses Gleichnis, angewandt auf jeden Sünder. Aber hier greift der Herr es im Zusammenhang mit dem Vorhergehenden auf, nämlich mit den richtigen Empfindungen für jemanden, der zum Reich der Himmel gehört. Ausgehend von einem kleinen Kind, das Er in die Mitte stellt, geht es Ihm um die Kleinen in diesem ganzen Teil seiner Rede. Und nun schließt Er mit dem Beweis, dass Er selbst gesandt ist, dass der Vater an diesen Kleinen interessiert ist.
Wenn aber dein Bruder gegen dich sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder gewonnen (18,15).
Dann wendet der Herr das auf unser praktisches Verhalten an. Angenommen, dein Bruder tut dir Unrecht; ein böses Wort vielleicht oder eine unfreundliche Handlung gegen dich– etwas, das du zutiefst als eine persönliche Beleidigung gegen dich empfindest; das ist natürlich eine Sünde. Wahrscheinlich weiß niemand außer ihm selbst und dir davon. Was sollst du tun? Sofort wird dieses wichtige Prinzip angewandt: Als du verdorben und weit von Gott entfernt warst, was galt da für dich? Hat Gott gewartet, bis du mit deiner Sünde aufgehört hast? Nein, Er sandte seinen eigenen Sohn, um dich zu suchen und zu retten. „Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist“ (Lk 19,10). Das ist das Prinzip, nach dem du handeln musst. Du gehörst Gott an; Du bist ein Kind Gottes. Dein Bruder hat dir Unrecht getan? Geh zu ihm und versuche, ihm zu helfen, damit die Sache in Ordnung kommt. So handelt die Liebe, die der Herr Jesus seinen Jüngern geboten hat. Wir sollen in der Kraft der göttlichen Liebe die Befreiung derer suchen, die sich von Gott entfernt haben. Das Fleisch empfindet und ärgert sich über Unrecht, das ihm angetan wird. Aber die Gnade hüllt sich nicht in ihre eigene Würde und wartet darauf, dass der Übeltäter kommt und sich demütigt und sein Unrecht zugibt. Der Sohn des Menschen kam, um die Verlorenen zu suchen. Ich möchte, sagt Er, dass ihr nach dem gleichen Prinzip handelt, dass ihr Gefäße der gleichen Liebe seid und dass ihr von der Gnade geprägt seid und dem nachgeht, der gegen Gott gesündigt hat. Das ist eine große Schwierigkeit, es sei denn, jemand erfreut sich an der Liebe Gottes und genießt, was Gott für sie ist. Was empfindet Gott für das Kind, das Unrecht getan hat? Sein liebevoller Wunsch ist es, dass es zurechtgebracht wird. Wenn das Kind nahe genug ist, um das Herz des Vaters zu kennen, geht es hin, um den Willen des Vaters zu tun.
Es mag ein Unrecht gegen ihn verübt worden sein, aber daran denkt es nicht. Es geht um seinen Bruder, der in Böses abgerutscht ist, und der Wunsch seines Herzens ist es, den Bruder, der in die Irre gegangen ist, zurechtzubringen– nicht, um sich selbst zu rechtfertigen, sondern damit der Bruder für den Herrn wiederhergestellt wird.