Behandelter Abschnitt 4Mo 1
Einleitung
Es ist unmöglich, dieses Buch auch nur flüchtig zu betrachten, ohne den Unterschied der Atmosphäre zu der des dritten Buches Mose zu empfinden. Und das ist umso auffälliger, weil ein Gläubiger nicht ernsthaft daran zweifeln kann, dass beide Bücher von demselben inspirierten Autor verfasst wurden. Nichts veranschaulicht daher deutlicher die Art und Weise und das Maß, wie Gott in dem Buch, in dem Er seinem Volk seine Gedanken mitteilt, den Ton angibt. Denn obwohl es durchaus genug gibt, um dieselbe menschliche Hand zu zeigen, die Er benutzte, ist die Fülle der göttlichen Weisheit ebenso offenkundig, wie es auch die besondere Form ist, die sie für angebracht hielt, um die Wahrheit auf unseren unvorsichtigen Verstand zu übertragen.
Nun ist der besondere Gegenstand von 4. Mose, die Wanderungen Israels durch die Wüste darzustellen, und das ist vorbildlich wie üblich in der Schrift. Es geht nicht mehr um den Zugang zu Gott. Das haben wir in 3. Mose gesehen, wo das Zelt der Zusammenkunft im Vordergrund stand, aus dem heraus der Herr seine Mitteilungen sowohl an Mose als auch an Aaron oder sogar an das Volk durch Mose gab. Im vierten Buch Mose hat der Geist Gottes die Wüste vor sich und nicht das Heiligtum. Wir werden natürlich das Heiligtum finden, aber es geht hier nicht darum, in die Gegenwart zu treten, soweit das dann möglich ist, sondern um den Weg des Volkes Gottes auf der Erde. Ich sage die Erde, denn es wird uns nicht immer die Erde vor Augen gestellt, wie sie jetzt ist – eine Wüste, sondern die Erde, wie sie sein wird, wenn der Herr Jesus das Reich einnimmt. Wir werden die Bedeutung dieser Bemerkung finden, bevor wir mit dem vierten Buch Mose fertig sind. Dennoch ist es überall die Erde als der Schauplatz, durch den die Erlösten des Herrn gehen.
Daher ist das Erste, was uns vor Augen geführt wird, dass wir nun die verschiedenen Prüfungen betrachten und kennenlernen, in denen Israel sich bewähren sollte, wo ihnen gelegentlich Feinde begegneten, wo es immer Gefahren und Schwierigkeiten gab, wo das Volk seine mangelnde Abhängigkeit von Gott offenbaren konnte und bekanntlich auch tat, sogar bis hin zur rebellischen und schamlosen und tödlichen Sünde gegen Ihn.
Kapitel 1
Es war in Gottes Weisheit notwendig, dass die Volkszählung der Kinder Israels durchgeführt werden sollte. Der Hauptzweck, der uns in den ersten Kapiteln vorgestellt wird, ist die Zählung der kriegsfähigen Männer; aber wir werden feststellen, dass die Zählung darüber hinausgeht und dass es andere Überlegungen und Ziele gibt als für den Krieg und kriegerische Zwecke. Kurz gesagt, was auch immer das besondere Ziel in den verschiedenen Teilen des Buches sein mag, Gott beeindruckt uns damit: die Sorge und das Interesse, das Er an jedem hat, der Ihm angehört. Es ist eine sehr einfache Wahrheit, aber sicherlich voller Trost für uns; und das, so wird man feststellen, für die Erde.
Wir können alle die Lieblichkeit verstehen, für den Himmel gezählt zu werden, und dem wendet sich das Herz der meisten Menschen im Allgemeinen zu; aber selbst die, die den größten Trost haben, wenn sie auf die Ratschlüsse Gottes schauen, die ihnen Sicherheit für die Ewigkeit geben, sind dennoch geneigt, das gegenwärtige Interesse zu vergessen, das der Herr an all unseren Bewegungen, Wegen, Konflikten und Prüfungen hat. Das ist der erste Punkt, mit dem das Buch beginnt.
Nach dieser Volkszählung wird die Aufmerksamkeit auf die Ausnahme des Stammes Levi gelenkt. So heißt es: „Nur den Stamm Levi sollst du nicht mustern und ihre Summe nicht aufnehmen unter den Kindern Israel, sondern bestelle du die Leviten über die Wohnung des Zeugnisses und über all ihr Gerät und über alles, was zu ihr gehört: Sie sollen die Wohnung und all ihr Gerät tragen, und sie sollen sie bedienen und rings um die Wohnung lagern“ (V. 49.50). Die beiden Dinge sind wahr; und den Trost beider (die auf den ersten Blick so gegensätzlich erscheinen, dass sie unvereinbar sind) wird uns der Herr gewiss zu kosten geben. In dem einen Fall bezieht sich die Zählung auf die, die Gott an den Ort der Prüfung und Herausforderung gestellt hat (zweifellos noch nicht die vollste Form des Konflikts, die dem Buch Josua vorbehalten ist). Nichtsdestoweniger gibt es für das Volk Gottes in der Wüste immer wieder Konflikte mit Geduldsproben.
Aber dann gibt es noch eine andere Wahrheit, die wir ebenfalls begreifen müssen, die nicht weniger Trost für uns bedeutet: Wir sind nicht nur Gottes eigenes Volk, jeder von uns wird von Ihm sogar als solcher gezählt, die Er beachtet, was auch immer der Marsch sein mag, mit dem wir auf dem Weg durch die Wüste zu kämpfen haben mögen; sondern wir haben damit zu tun, Ihm zu dienen, und das vor allem in Bezug auf das Heiligtum. Unter diesem Gesichtspunkt wäre eine Zählung wie bei einem Heer unangebracht. Es geht darum, dem Dienst einen überirdischen Charakter zu verleihen. Doch zweifellos ist es so während der Zeit, in der wir auf der Erde unseren Weg gehen. Gleichzeitig war die Tatsache, dass der Stamm Levi nicht gezählt wurde, genauso wichtig wie sein Interesse, Israel inmitten der Prüfungen einzeln zu zählen. Denn die Leviten, die völlig abgesondert wurden, werden so von dieser Zählung befreit. Sie werden einfach für den Dienst Gottes freigestellt, ohne dass sie diese Fürsorge Gottes brauchten.
Beide Wahrheiten sollten uns vor Augen geführt werden, als hätten sie eine unterschiedliche und kombinierte Bedeutung für den Christen. Dementsprechend sind dieselben Personen, die auf der einen Seite durch die gezählten Stämme Israels vorgebildet werden, auf der anderen Seite Leviten sind, die nicht gezählt werden, weil sie einfach und ausschließlich für Gott bestimmt waren. Dies ist also der doppelte Aspekt. Es wäre nicht leicht, ein Beispiel anzuführen, das uns mehr die Wichtigkeit einer richtigen Handhabung der Vorbilder deutlich macht. Der natürliche Verstand neigt nämlich ständig dazu, die beiden Dinge in Gegensatz zu setzen und daraus zu schließen, dass, wie die Leviten den anderen Stämmen Israels gegenübergestellt wurden, auch heute die Gläubigen eine völlig andere Stellung einnehmen. Da dies nicht von vornherein erfolgt, so ist das Gegenteil in der Tat wahr; und die Vorbilder zeigen verschiedene Beziehungen derselben vorgebildeten Personen. In Wahrheit müssen wir uns, wenn wir an einen Christen denken, an die Worte des Geistes Gottes im Neuen Testament erinnern, dass uns alle Dinge gehören. Es spielt keine Rolle, ob es sich um die Zählung Israels oder die fehlende Zählung der Leviten handelt, beides trifft auf den Christen zu – natürlich nicht in demselben Aspekt, aber in unterschiedlichen Beziehungen, die gleichermaßen wahr sind.