Behandelter Abschnitt Mt 9,4-5
In diesem Kapitel ist es nicht der Schriftgelehrte in seiner eitlen, fleischlichen Zuversicht, der Jesus die Ehre gibt, sondern die Schriftgelehrten richten und verurteilen Ihn. In ihren Augen lästerte Jesus, als Er sagte: „deine Sünden werden vergeben“. Schreckliche Verblendung des bösen Herzens des Menschen. Sie sprachen gleichsam zu sich selbst: Dieser Mensch ist ein Gotteslästerer! Und das waren keine unwissenden Menschen, die in sich sagten: „Dieser lästert.“ ‒
Und als Jesus ihre Gedanken sah, sprach er: Warum denkt ihr Böses in euren Herzen? Denn was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden werden vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? (9,4.5).
Und nun bringt Er ein Wort hervor, das den Schriftgelehrten, die mit der Schrift vertraut waren, sofort hätte auffallen müssen, wo von Israels Gott gesagt wurde: „Der da vergibt alle deine Ungerechtigkeit, der da heilt alle deine Krankheiten“ (Ps 103,3). Davon hatten sie nun ein Beispiel vor Augen.
Das ist jetzt nicht die Erfahrung eines Gläubigen, obwohl wir sie in einem höchst gesegneten Sinn anwenden können. Aber können wir sagen: „Der da vergibt alle deine Ungerechtigkeit, der da heilt alle deine Krankheiten“? Ist das die Art und Weise, wie der Herr jetzt mit Christen umgeht? Wenn Er einem Menschen seine Sünden vergibt, heilt Er dann notwendigerweise auch alle seine Krankheiten? Wohingegen es hier offensichtlich ist, dass der Herr die Vereinigung der Heilung von körperlichen Krankheiten mit der Vergebung der Sünden in denselben Menschen und zur selben Zeit ins Auge gefasst hat. Wann wird das sein? Wenn Gott die Regierung der Welt in seine eigenen Hände nimmt. Wenn der Gekreuzigte verherrlicht wird – nicht nur im Himmel, sondern auch hier auf der Erde; wenn dieser Tag kommt, wird die äußere Welt, der Körper des Menschen, und besonders Gottes eigenes Volk Israel, die unmittelbare Wirkung spüren. Während wir den Geist der Psalmen annehmen können, soweit sie auf unseren jetzigen Zustand zutreffen, sollten wir nicht vergessen, dass es vieles in den Psalmen gibt, das nicht auf uns selbst anwendbar ist.