Es ist eine Aufforderung, sich vor dem Herrn zu demütigen.
Sucht den Herrn, alle ihr Sanftmütigen des Landes, die ihr sein Recht gewirkt habt; sucht Gerechtigkeit, sucht Demut; vielleicht werdet ihr am Tag des Zorns des Herrn geborgen (2,3).
Wir sehen, dass es diese beiden Aufrufe gibt. An die Nation ergeht eine angemessene Warnung; aber an den Überrest der rechtschaffenen Juden ergeht ein ernsthafter Aufruf. Diese waren „die Sanftmütigen des Landes“.
In der ganzen Heiligen Schrift sehen wir, was das Teil des gottesfürchtigen Juden ist. Sie hoffen nicht, in den Himmel entrückt zu werden, wie wir es tun, sondern sie hoffen, auf der Erde geborgen zu sein. Sie werden nicht von der Erde entfernt und danach werden die Bösen gerichtet, sie werden auch nicht mit dem Herrn erscheinen, der an jenem Tag vom Himmel zurückkehrt. Aber sie werden am Tag seines Zorns geborgen. Es ist das genaue Gegenteil des Teils des Christen, obwohl beide gesegnet werden. Wenn der Tag kommt, werden wir mit dem kommen, der ihn bringt. An jenem Tag des Gerichts über die Welt werden sie in seiner Barmherzigkeit und Treue geborgen werden. Statt in das Haus des Vaters zu gehen, werden sie ihre Gemächer haben, um sich auf der Erde zu verbergen. Das zeigt Jesaja 26 deutlich in seiner ausführlichen Schilderung dieses Tages. „Geh hin, mein Volk, tritt ein“ – nicht in meine Wohnstätten, sondern – „in deine Gemächer“ (V. 20). Bevor jener Tag anbricht, gehen wir in die himmlischen Gemächer oder in das Haus des Vaters ein. Wir werden dorthin gebracht, bevor das Gericht beginnt (vgl. Off 4 und 5). Wenn der Tag kommt, werden wir nicht verborgen, sondern gezeigt, während die Juden (natürlich nur die Gottesfürchtigen) nicht gesehen werden oder zumindest in ihre Gemächer gehen, bis der Zorn vorüber ist. Dieses Versteck hat ihnen Gott in seinem Erbarmen vorbereitet. Wir sehen etwas Ähnliches in Offenbarung 12,13-17, wo die Frau in der Wüste eine von Gott für sie vorbereitete Stätte haben wird. Es ist dieselbe wesentliche Wahrheit, ob vor dem Tag, an dem Er kommt, oder wenn Er kommt. „... verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergeht!“ Das ist der Zorn Gottes, der sich über die Nationen und besonders über die abgefallenen Juden ergießen wird. Der Zorn Gottes bezieht sich auf beide. Es ist daher sehr offensichtlich, dass wir Christen mit beiden nichts zu tun haben. Der Christ ist von der Erde und vom Teil des Menschen hier herausgerufen und darf mit Christus auf die himmlischen Hoffnungen warten.
Andres die gläubigen Juden am Ende dieses Zeitalters. Sie können sich erst an ihrer Hoffnung erfreuen, wenn ihre Feinde durch die göttlichen Gerichte vernichtet werden, während derer sie von Gott bewahrt werden. „Denn siehe, der Herr tritt hervor aus seiner Stätte, um die Ungerechtigkeit ... heimzusuchen“ (Jes 26,21). Unsere Hoffnung hingegen ist es, in die Stätte des Herrn aufgenommen zu werden, bevor Er aus ihr hervorkommt, um die Erde heimzusuchen. So werden in jeder Hinsicht die Stellung und die Hoffnungen des Christen mit denen des rechtschaffenen Überrestes, der uns auf der Erde folgt, gegenübergestellt.
Wir gehen im Geist dem Bräutigam entgegen und werden unsere Hoffnung auf sein Kommen in Frieden haben. Was die himmlischen Heiligen betrifft, so geht es nicht um eine besondere Drangsal oder darum, geborgen zu sein. Für den gottesfürchtigen Überrest der Juden wird es so sein, wenn der Herr die schuldigen Brüdern nach dem Fleisch und die Nationen richtet. Mit dem Überrest verwechseln gewöhnliche Ansichten vorschnell die Hoffnungen des Christen, während eine nähere Kenntnis der Schriften beweist, dass sie verschieden sind.
Der wesentliche Unterschied ergibt sich daraus, dass ein Christ ganz und gar jemand ist, der nicht von der Welt ist, wie auch Christus es nicht ist, und daher wartet ein Christ, von der Erde weggenommen zu werden. Dementsprechend ist es nicht nur moralisch wahr von dem Zeitpunkt an, wo er zu Gott gebracht wird, sondern es zieht sich durch seine Berufung bis zum Ende: Ich sage nicht einfach von der Bekehrung als solcher. Denn so wichtig das auch sein mag, das Werk der Bekehrung ist mehr, es findet in jeder erneuerten Seele statt, ob Jude oder nicht. Aber sicherlich wird der Gläubige in der Absonderung zu Christus durch die Kraft des Heiligen Geistes aus allem hier herausgerufen zu Gott, der sich in Christus offenbart. Das Ergebnis wird sein, dass er als ein Herausgerufener aufgenommen wird, um beim Herrn zu sein, ohne beunruhigende Dinge oder Menschen, die draußen sind. Die Welt fährt fort. Der Christ hört, was die Welt nicht hört. Der Christ sieht eine Herrlichkeit, die für den Menschen unsichtbar ist. Wahrlich, wenn die Herrscher dieser Welt es gesehen hätten, „würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben“ (1Kor 2,8)? Wir aber sehen sie. Daher ist es unser Teil, von Anfang bis Ende so herausgerufen zu werden. Und so wird es sein, wenn Christus für uns kommt. Dann werden wir, wie wir festgestellt haben, in seine Gemächer aufgenommen – nicht in unsere eigenen Gemächer auf der Erde, wie der Jude zu einem späteren Zeitpunkt, und dort geborgen sein, bis der Zorn vorüber ist. Wir sind herausgerufen für den Himmel am Tag der Gnade: Sie werden in ihren Gemächern geborgen sein während der Zeit des Zorns des Herrn. Zu jener Zeit werden sie von der Gegenwart des Herrn getrennt sein. Dann wird Er aus seiner Stätte hervorkommen, um die Bewohner der Erde heimzusuchen. Während der Zeit der Versammlung Gottes werden die Erde und ihre Bewohner ihren eigenen Wegen überlassen. Das einzige Zeugnis, das weitergeht, ist das der Gnade ihnen gegenüber, wenn sie vielleicht hören und glauben würden.