Behandelter Abschnitt Joel 3,1a-2 „Und danach wird es geschehen“ (V. 1a). Hier finden wir eine deutliche Unterbrechung. Vielleicht ist es nicht übertrieben zu sagen, dass das Zusammenfügen dieser beiden Abschnitte in manchen Bibeln die Aussagekraft dieser Schriftstelle beeinträchtigt hat. Die Verse 1 und 2 sind dann ganz unabhängig von dem, was vorher war. Es ist ein Segen höherer Ordnung, der aus der Liebe Gottes hervorkommt, aber dies offensichtlich auf geistliche Weise: „dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichte sehen. Und sogar über die Knechte und über die Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen“ (V. 1b.2). Es ist, wie wir wissen, genau die Schriftstelle, die der Apostel Petrus am Pfingsttag zitiert, um zu zeigen, dass der unermessliche Segen jenes Tages der höchsten Gunst entsprach, die für das Königreich verheißen war, und nicht jener menschlichen Aufregung oder moralischen Torheit, die irrende oder verblendete Menschen schnell denen zuschrieben, die andere an geistlicher Kraft übertrafen.
Beachte jedoch, dass der Apostel nicht behauptet, dass diese Schriftstelle erfüllt sei. Er sagt: „sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist“ (Apg 2,16), und so ist es. Was verheißen wurde, war die Ausgießung des Heiligen Geistes. Ohne zu sagen, dass die gegenwärtige Tatsache die Erfüllung der Prophezeiung war (was die Menschen angenommen haben und dadurch die Schrift missverstanden und das Christentums herabgesetzt haben), zeigte er, dass sie von dieser Art war, und daher so, dass sie durch die Prophezeiung vor ihrem Gewissen gerechtfertigt wurde; aber die Sprache des Apostels ist vorsichtig, während die Kommentatoren es nicht sind. Sie gehen zu weit. Wir tun gut daran, uns immer an die Schrift zu halten.
Was die Verheißung betrifft, dass der Geist auf „alles Fleisch“ ausgegossen werden würde, müssen wir bedenken, dass „alles Fleisch“ im Gegensatz zur Beschränkung auf die Juden steht. Das ist ein weiteres Merkmal, das die Gabe am Pfingsttag so bewundernswert mit der Heiligen Schrift verdeutlicht. Denn die offenkundige Tatsache, dass Gott die, die den Heiligen Geist empfingen, veranlasste, in den verschiedenen Sprachen zu reden, die über die heidnische Welt verteilt waren, und nicht alle Bekehrten veranlasste, die jüdische Sprache zu sprechen (eine armselige Sache, wenn sie wahr wäre, was sie aber nicht ist, sondern ein bloßer Traum eines oberflächlichen Paradoxons), sondern die aus ihrer Zerstreuung unter allen Nationen versammelten Juden veranlasste, die Sprachen der Heiden zu sprechen, war ein großartiges Zeugnis der Gnade, das die Heiden erreichte, um sie dort zu suchen, wo sie waren.
Das Gericht Gottes hatte diese verschiedenen Sprachen über sie verhängt und das ehrgeizige Projekt, sich zusammenzuschließen, um durch den Turmbau zu Babel eine eigene Einheit zu errichten, völlig zunichtegemacht. Aber die Gnade Gottes ging genau zu denen aus, wohin sein Gericht sie hingestellt hatte. Wenn ein vernichtender Schlag ihren Stolz in so viele einzelne Gräben legte, so ging die Gnade Gottes zu diesen Gräben hinaus und segnete sie, wo sie waren, und hob sie aus ihrem gefallenen Zustand heraus.
Das ist also die erste Unterbrechung und wirklich der Beginn einer neuen Zeit, was aus der Art und Weise, wie sie eingeleitet wird, hinreichend deutlich wird. „Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde“ – unterbricht also das, was vorher beschrieben wird und passt damit wiederum aufs Vortrefflichste zu dem Gebrauch, wie der Apostel Petrus es anwendet. Aber dann müssen wir uns daran erinnern, dass der Tag, wenn er kommt, an dem der Heilige Geist von neuem ausgegossen wird, nicht für die Sammlung eines Volkes für den Himmel, sondern für die irdischen Zwecke der Gnade Gottes gilt (denn das ist der Unterschied). Es wird offensichtlich sein, dass der Heilige Geist den Menschen ganz unabhängig davon gegeben wird, dass sie Juden sind. So wurde am Pfingsttag, als sie ausschließlich Juden waren, dennoch durch das Wunder der heidnischen Sprachen gezeigt, dass Gott nicht beabsichtigte, dort stehenzubleiben, sondern Er sich allen Nationen zuwandte.
Gott wird dieses Prinzip niemals aufgeben. Er beabsichtigt nicht, sich wieder auf die Kinder Israels zu beschränken. Er wird die Kinder Israels noch einmal segnen und auch Juda annehmen und jedes Wort, das Er verheißen hat, zu ihrer gemeinsamen Freude erfüllen. Es gibt keinen Segen, den Er ihnen in seinem Wort für sie vorgesehen hat, den Er nicht schenken wird. Doch dieser wird sich an dem kommenden Tag nicht mehr auf die Juden beschränken. Und deshalb wird der Heilige Geist, wenn er zu jener Zeit ausgegossen wird, „über alles Fleisch“ kommen, was nicht bedeutet, dass jede individuelle Person im Friedensreich den Heiligen Geist haben wird, sondern dass keine Volksgruppe, die nach jenem großen Tag übrigbleibt, von der Gabe des Geistes ausgeschlossen sein wird. Keine Klasse von Menschen, kein Alter, kein Geschlecht wird in Gottes Gnade vergessen werden.
Aber es mag wünschenswert sein, hier zu bemerken, dass kein Gedanke an Heilung oder Besserung des Fleisches vorhanden ist, wie die Väter und Theologen sagen. Das Licht des Neuen Testaments zeigt uns den Irrtum einer solchen Sichtweise. Die alte Natur ist gerichtet; unser alter Mensch ist gekreuzigt und wird nicht erneuert. Was den Zustand Adams betrifft, so sind wir gestorben und in eine neue Stellung in Christus eingetreten, und wir sind aufgerufen, entsprechend als Gestorbene und Auferstandene mit Christus zu wandeln.