Was auch immer ihre Fehler und Wege in ihren Beziehungen zueinander waren, am größten war ihre Sünde gegen den Herrn, ihren Gott. Und das ist die Gelegenheit und Notwendigkeit für die Warnung, dass sie ihren priesterlichen Charakter als Nation verlieren würden, nämlich ihre besondere Nähe zu Gott. Außerdem soll ihr Verderben ein Aufruf an Juda sein, sich davor zu hüten. Dies zeigt uns den tatsächlichen Zustand Israels, als Hosea auf der Erde war. „Wenn du hurst, Israel, so mache sich Juda nicht schuldig! Und kommt nicht nach Gilgal und zieht nicht hinauf nach Beth-Awen und schwört nicht: So wahr der Herr lebt!“ (V. 15). Die Anspielung bezieht sich auf den beständigen Götzendienst Israels und seine Hauptsitze, wo Gott die Nation einst zum Gericht über ihre eigenen Missetaten eingesetzt hatte, oder in der Nähe des Ortes, wo ihr Vater, der Fürst Gottes, Verheißungen der Gnade von Ihm selbst empfing. Nun war es aber nicht Bethel (Haus Gottes), sondern die benachbarte Verunreinigung, Beth-Awen (Haus der Eitelkeit). Sie sollten nicht beim Herrn schwören, denn damit fügten sie der Verletzung seiner Wahrheit eine Beleidigung des Herrn hinzu; denn Götzendienst ist in keiner Weise gemildert, sondern umso weniger entschuldbar bei denen, die seinen Namen auch nur äußerlich anerkennt.
Gerade dieses Anerkennen und der Versuch, den Herrn mit dem zu verbinden, was Ihm zuwider war, bilden das Schwergewicht ihrer Schuld und ihr genaues Maß und ihre schlimmste Entwicklung in jener Zeit vor Gott. Das gleiche Prinzip gilt auch heute. Einem Übeltäter den Glauben zuzugestehen, ist überhaupt kein Grund, seine Sünde als geringer, sondern eher mehr als abscheulich zu betrachten. Denn es kann kein unmoralischeres oder zerstörerischeres Prinzip geben, als die Tatsache oder die Hoffnung des Christentums eines Menschen als Grund für die Verurteilung seiner Sünde anzuführen: Im Gegenteil, die moralische Verurteilung und Trennung wäre nur dem Namen Gottes geschuldet, um nicht zu sagen, in Liebe zu ihm selbst, dessen Befreiung und Wiederherstellung wir wünschen. Denn wir haben es mit dem Willen und den Wegen Gottes zu tun, wonach der Glaube eines Menschen und sein Bekenntnis zum Namen des Herrn der Grund der Züchtigung, niemals der Duldung seiner Sünde sein soll. Aber Oberflächlichkeit und Lauheit charakterisieren diese Tage und ist, unter dem Schein der Gnade, wirklich böse in den Augen Gottes.