Behandelter Abschnitt Hos 2,1-2
Der Prophet geht abrupt an der Gefangenschaft Judas vorbei und schreitet sogleich zur glorreichen Umkehrung aller Unglückssprüche fort. Es ist die Wiedervereinigung aller Stämme, aber nicht die spärliche Rückkehr unter Serubbabel. Ein Größerer ist hier, nämlich der Messias. Zweifellos ist Er auserwählt, ihnen von Gott gegeben und bestimmt; aber es war auch wichtig zu zeigen, dass sie sich willig und aktiv unterordnen würden. Versammelt werden Israel und Juda und sich ein Haupt machen (oder ernennen) und aus dem Land heraufziehen: nicht Babylon oder Assyrien oder gar die Erde insgesamt, denke ich, sondern eher ein Ausdruck ihrer religiösen Vereinigung in denselben feierlichen Versammlungen und Festen, wie wir sie schon gesehen haben, ein Volk unter einem Haupt.
Gott wird sein Volk in sein Land säen und nicht daraus verjagen. Es ist nicht der Tag der Erniedrigung, sondern der Tag der offenkundigen Herrlichkeit. Gott sagt in seinem Gerichtsurteil über Juda: „Doch die Zahl der Kinder Israel wird sein wie der Sand des Meeres, der nicht gemessen und nicht gezählt werden kann; und es wird geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: ,Ihr seid nicht mein Volk!‘, wird zu ihnen gesagt werden: ,Kinder des lebendigen Gottes‘“ (V. 1). Das wurde weder nach der Gefangenschaft noch beim Kommen Christi vollendet, sondern ganz im Gegenteil. Es wird sich erfüllen, wenn Er kommt, um über die Erde zu herrschen. „Denn“, so heißt es dann, „groß ist der Tag von Jisreel“ (V. 2).
Beachte die bemerkenswerte Veränderung hier. Es ist die bereits erwähnte Schriftstelle, die die geheimnisvolle Andeutung der Berufung der Heiden in reiner Gnade ist. Dies, obwohl es in Römer 9 deutlich gelehrt wird, überrascht viele Leser. Der Grund dafür ist, dass wir geneigt sind, alles als einen Gegensatz in einer rein menschlichen oder begrenzten Weise zu betrachten. Wenn irgendein Mensch Gottes auf der Erde das Schreiben des Satzes sich selbst überlassen hätte, wenn es nicht die volle Macht Gottes gegeben hätte, die mit Inspiration in ihrem wahren und eigentlichen Sinn gemeint ist, scheint es ganz undenkbar, dass dieser Satz jemals hätte geschrieben werden können.
Wer hätte den Satz gesagt, sei er auch der beste aller Menschen, wenn er Israel als guter Jude liebte? Am wenigsten sicher Hosea, dessen Herz ganz für das Volk brannte, sowohl im Entsetzen über seine Schlechtigkeit als auch in der Sehnsucht nach seiner Glückseligkeit. Aber deshalb hätte er von sich aus nicht gesagt: „Ihr seid nicht mein Volk“, sondern: „Ihr sollt zu meinem treuen Volk werden“. Nein, das ist nicht das, was Gott sagt, sondern etwas ganz anderes. Die starke Voreingenommenheit, die selbst für einen guten Menschen so natürlich ist, hätte es unmöglich gemacht, so zu sprechen, wie Hosea es tut. Es fällt uns schwer, die eindeutige Lehre Gottes aufzunehmen, selbst wenn sie klar und deutlich vor unseren Augen geschrieben ist, da sie eine unerwartete Form des Gedankens und ein gänzlich neues Thema vermittelt. Der Geist hat ihn inspiriert und kann uns lehren.
Dies ist, wie schon angedeutet, die Schriftstelle, die der Apostel Paulus in Römer 9 verwendet, wie bekannt ist. Dort rechtfertigt er, wie man sieht, die souveräne Berufung Gottes – die einzige Hilfsquelle für den Menschen, wo alles ruiniert ist. Wie schön das zu unserem Propheten passt, ist offensichtlich. Der Untergang Israels war bereits da; der Untergang Judas stand bevor. Alles war dem Untergang geweiht. Worauf kann der Mensch dann noch zurückgreifen? Wenn das Volk Gottes auf der Erde nur eine Masse von Trümmern auf der einen oder anderen Seite war, worauf konnte man dann noch schauen? Nichts und niemand als Gott, nicht sein Gesetz, sondern seine souveräne Gnade.
Daher ist es genau das, was eintritt; denn in der Tat muss die Souveränität Gottes immer die Hilfe und Stütze und Freude eine Menschen sein, der gründlich niedergeschlagen ist, wenn sein Böses wirklich vor Gott gerichtet wird. Aber es braucht oft eine lange Zeit, um einen Menschen bis an diesen Punkt zu bringen. Daher haben viele Schwierigkeiten damit, es sei denn vielleicht auf ihrem Sterbebett. Spätestens dann, wenn überhaupt, ist der Mensch wahrhaftig. Gott ist immer wahrhaftig; aber der Mensch (ich spreche jetzt nur von denen, die aus Gott geboren sind) trennt sich dann von jenen Vorstellungen oder vielmehr unbeständigen Schatten, die ihn während der Aktivitäten des Lebens durcheinandergebracht und irregeführt haben. Dann erkennt er in der Tat, was er ist, und was Gott ist. Wenn er daher alles Vertrauen in sich selbst in jeder Hinsicht verliert, dann nur, um ein Vertrauen auf Gott selbst zu genießen, das er noch nie so gut kannte.
Genau das ist es, was wir hier in den Überlegungen des Apostels Paulus finden. Es ist natürlich anstößig für den Stolz des menschlichen Herzens, und ganz besonders für das eines Juden. Denn hatten sie nicht großartige Verheißungen von Gott erhalten? Es war eine große Schwierigkeit für sie, und es klingt sehr natürlich und furchterregend, wie es möglich war, dass die Verheißungen Gottes – ich darf nicht sagen versagen, aber – zu versagen schienen. Aber das kam daher, dass sie sich einfach mit den Verheißungen Gottes auseinandersetzten. Wir müssen bedenken, dass die Bibel nicht nur die Verheißungen enthält – sie besteht zum großen Teil, und besonders das Alte Testament, aus einer göttlichen Geschichte der Verantwortung des Menschen. Wir müssen Raum für beides lassen, um nicht zuzulassen, dass die Verantwortung des Menschen die Verheißungen Gottes umstößt; aber andererseits dürfen wir die Verantwortung des einen nicht durch die Verheißungen des anderen aufheben.
Die Tendenz aller Menschen ist, entweder Arminianer oder Calvinisten zu werden; und es ist schwer, das Gleichgewicht der Wahrheit zu halten, ohne auf eine der beiden Seiten abzurutschen. Es gibt jedoch nichts, was für den Herrn zu schwer ist; und das Wort Gottes ist das unfehlbare Bewahrungsmittel vor dem einen oder dem anderen. Ich bin völlig überzeugt – trotz der Parteigänger, die nur an ihre eigenen Ansichten denken, oder der Freidenker, die keine Schwierigkeiten damit haben, zuzugeben, dass es beides gibt –, dass weder der Arminianismus noch der Calvinismus in der Bibel steht, und dass beide gründlich falsch sind, ohne auch nur die geringste Rechtfertigung. Tatsache ist, dass die Neigung zu beidem tief in nicht erneuerten Gemütern sitzt – das heißt, ein und derselbe Mensch kann zu der einen Zeit Arminianer und zu einer anderen Calvinist sein; und es ist wahrscheinlich, dass er, wenn er an einem Tag ein gewalttätiger Arminianer war, morgen ein gewalttätiger Calvinist werden kann. Aber die Wurzeln von beidem liegen im Menschen und in seiner Einseitigkeit. Die Wahrheit Gottes ist in seinem Wort als die Offenbarung Christi durch den Geist und nirgendwo sonst.
So wird man in Römer 9 beobachten, wie vollständig der Apostel den jüdischen Missbrauch der Verheißungen Gottes ablehnt. Durch eine Kette der überzeugendsten Tatsachen und Zeugnisse des Alten Testaments, die in diesem wunderbaren Kapitel angeführt werden, zwingt er den Juden, die schmeichelhafte Einbildung der nationalen Erwählung aufzugeben, die er absolut und ausschließlich benutzte, wie es seine Gewohnheit war. Denn in Wirklichkeit ist es doch seine eigene Einbildung. Wenn sie an dem ausschließlichen Anspruch Israels festhalten, einfach von Abraham in der Linie des Fleisches abzustammen (was ihr Punkt war), dann müssen sie in diesem Fall andere als ihre Gefährten akzeptieren; denn Abraham hatte mehr Söhne als Isaak, und Isaak hatte einen anderen Sohn als Jakob. Der Grund des Fleisches ist also völlig unhaltbar.
Eine bloße Abstammung in der Linie hätte beispielsweise die Ismaeliten dazu genommen; und von ihnen wollte der Jude nichts hören. Wenn er sich darauf berief, dass Ismael von Hagar, einer Sklavin, abstammte, so sei es so. Aber was ist mit Edom, geboren von derselben Mutter und demselben Vater, von Isaak und Rebekka, sogar ein Zwillingsbruder Jakobs? Folglich war die Begründung offensichtlich nicht stichhaltig und unhaltbar. Wir müssen daher auf die einzige Quelle für das Böse und das Verderben des Menschen zurückgreifen – Gottes Souveränität und gnädige Berufung. Dies gilt umso mehr, als es auch in der frühen Geschichte des auserwählten Volkes eine Zeit gab, in der nichts Geringeres als Gott es hätte bewahren und einen Hoffnungsschimmer geben können.
Es waren nicht die Ismaeliter, nicht die Edomiter, nicht die Heiden, sondern Israel, das das goldene Kalb machte. Wäre Gott mit ihnen so umgegangen, wie sie sich Ihm gegenüber verhielten, hätte es nicht eine völlige und sofortige Zerstörung geben müssen? Es wird jetzt wegen der moralischen Prinzipien, die mit dem Zitat von Hosea in Römer 9 verbunden sind, darauf hingewiesen. Tatsächlich scheinen mir alle diese Wahrheiten im Sinn des Geistes Gottes zusammenzulaufen. Wenn wir also die Prophezeiung verstehen wollen, müssen wir dem folgen und das aufnehmen, was im Neuen Testament scheinbar schlussfolgernd dargelegt wird, was aber auch hier wirklich vor dem inspirierenden Geist war.
Folglich haben wir in dem Propheten das, was von Anfang ihrer traurigen Geschichte an moralisch wahr war. Es ging nun auf das bittere Ende Israels zu, mit dem Ruin Judas im vollen Umfang. Allein die Tatsache, dass Propheten erweckt wurden, bewies, dass das Ende nahte; denn Prophetie entsteht nur bei der Abkehr von Gott. Es gibt keine solche Form der Offenbarung wie die Prophetie, wenn die Dinge recht und fair laufen. Sie ist dann, moralisch gesprochen, nicht erforderlich. Was wir in Tagen relativer Treue haben, ist die Darlegung von Vorrecht und Pflicht; aber wenn das Vorrecht verachtet und die Pflicht nicht erfüllt wird, wenn Gottes Volk in offensichtlicher Schuld ist und das Gericht folgen muss, gibt es die Prophetie, um von Gottes Gericht über die Bösen zu berichten, aber mit Barmherzigkeit und noch besserem Segen für den gehorsamen Überrest.
Das gilt im Prinzip auch für den Garten Eden. Gott sprach nicht von dem Nachkommen der Frau, bis Adam gefallen war; und so leuchtet die Prophetie auf, als Israel wie Adam übertreten hatte. Wenn das Verderben vor Moses Augen war, was in der Tat der Fall war, wurde dem Gesetzgeber selbst Prophetie zuteil, wie wir am Ende von 3. Mose und 5. Mose auffallend sehen, ganz zu schweigen von dem wunderbaren Ausspruch durch Bileams Mund am Ende von 4. Mose.
Danach, als Gott jede neue Form des Segens für die Könige, die in der Gnade erhoben wurden, um das Volk zu unterstützen, hervorgebracht hatte, war der Ruin doch nur noch entschiedener. Auch die Prophezeiung nimmt eine umfassendere, systematischere und vollständigere Form an. Ein ganzes Heer von Propheten, könnte man sagen, tritt zu dieser Zeit auf; mächtige prophetische Äußerungen warnten das Volk, als die Dinge äußerlich in Ordnung zu sein schienen, aber alles vor Gott vorbei war, der deshalb den Alarm mit einer bemerkenswerten und anhaltenden Dringlichkeit ertönen ließ. Die Trompete wurde sozusagen im ganzen Land für den Herrn geblasen; und so war Hosea, wie wir wissen, der Zeitgenosse des Amos, Michas und Jesajas und vielleicht anderer Propheten zu dieser Zeit. Es hatte sogar noch früher jemanden gegeben, wie wir sehen können, wenn wir die Geschichte vergleichen. Es gab einen besonderen Grund, den frühesten nicht an die erste Stelle zu setzen, den ich zu erklären hoffe, wenn ich zu seinem Buch komme.
Schon damals war das Verderben so groß, dass Gottes Souveränität die einzig sichere Grundlage war, die man einnehmen konnte. Daher haben wir gesehen, dass der Apostel Paulus dies benutzt, um darauf hinzuweisen, nicht nur, was die Hilfsquelle der Gnade für Israel betrifft, sondern dass es Gott nach Israels Versagen vollkommen offenstand, sich den Nationen zuzuwenden. Denn dazu zitiert Paulus die Stelle in Römer 9,23.24: „und damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat – uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden.“
Von dem Moment an, wo Gott auf seine eigene Souveränität zurückgreift, ist der Boden für einen Heiden genauso offen wie für einen Juden. Gott wäre nicht souverän, wenn Er nicht wählen könnte, wen Er will. Wenn Er souverän ist, dann ist es nur natürlich, dass seine Souveränität sich dort zeigt, wo sie am auffälligsten ist. Die Berufung der Heiden bietet diese Gelegenheit; wenn sie nämlich am schlechtesten waren, was sie sicherlich waren, so waren sie gerade deshalb die geeignetsten Objekte für die Ausübung der göttlichen Souveränität in der Gnade: „uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen. Wie er auch in Hosea sagt: ,Ich werde Nicht-mein-Volk mein Volk nennen und die Nicht-Geliebte Geliebte.‘ ,Und es wird geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden‘“ (Röm 9,24-26). Es ist offensichtlich, dass der Apostel Vers 25 auf die zukünftige Berufung Israels bezieht, die Wiederherstellung des Volkes Gottes in souveräner Gnade auf einer besseren Grundlage als je zuvor; aber er wendet Vers 26 auch auf die Heiden an.
So ist hier alles in der ordentlichsten Weise dargelegt: „uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden“ (wie in V. 25), „sondern auch aus den Heiden“ (wie in V. 26). „,Und es wird geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, dort werden sie Söhne des lebendigen Gottes genannt werden.‘“ Folglich ist die Sohnschaft für die Berufung des Heiden viel charakteristischer als für den Juden. So deutet Gott in der Veränderung (nicht eine kleine, wie ich sagen wollte, sondern eine sehr große), in der Vermeidung des Ausdrucks Volk und der Verwendung von Söhnen, durch seinen Propheten mit der bewundernswertesten Angemessenheit an, dass Er, wenn Er in Gnade wirken würde, seinem Namen entsprechend würdig wirken würde. Er würde die Heiden nicht nur an die Stelle Israels bringen, sondern in eine bessere Stellung. Zugegeben, sie waren die Schlechtesten der Schlechten: Aber die Gnade konnte und würde sie in die engste Beziehung zu Gott selbst erheben. Dann sollten sie nicht nur ein bloßer Ersatz für Israel sein, sondern „Söhne des lebendigen Gottes“ – ein Titel, der nie in seiner vollen Tragweite gegeben wurde, außer für die Heiden, die jetzt berufen werden.
In einem unbestimmten und allgemeinen Sinn, im Vergleich zu den entfernten Heiden, wird Israel Sohn, Kind, Erstgeborener genannt; aber dies nur als Nation, während der Ausdruck Söhne individuell ist. Der Ausdruck „An dem Ort ... Ihr seid Söhne des lebendigen Gottes“ im letzten Teil von Vers 10 ist das, was schon als eine schwache Anspielung auf die Berufung der Heiden gesagt wurde, aber sie ist so schwach, dass viele ihn in einen Topf werfen und ihn auf Israel beziehen. Man hätte es auf Israel beziehen können, wenn Gott gesagt hätte: „Dann werden sie Ammi sein.“ Das sagt Er aber nicht, sondern „Söhne des lebendigen Gottes“.
Das ist der Punkt des Apostels Paulus; und was dies als die wahre Interpretation bestätigt, ist, dass Petrus auch aus unserem Propheten zitiert, und tatsächlich nur an einen Überrest von Juden schrieb, während der Apostel Paulus an seinem eigenen Platz an Heiden schrieb. Petrus zitiert zwar Hosea, lässt aber die Worte aus: „Sie werden Söhne des lebendigen Gottes genannt werden.“ Siehe 1. Petrus 2,10: „die ihr einst ,nicht ein Volk‘ wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr ,nicht Barmherzigkeit empfangen hattet‘, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt.“ Für seinen Gegenstand zitiert er aus Kapitel 2, nicht aus Kapitel 1.
Dies passt auffallend zu dem, was wir bereits beobachtet haben, dass das erste Kapitel nicht nur die Wiederherstellung Israels zeigt (was vollkommen wahr ist und daher in keiner Weise zu bekämpfen ist), sondern in einer geheimnisvollen Weise Raum lässt, dass Gott auch die Heiden annimmt. Durch die Form der Anspielung, die sehr leicht übersehen werden könnte, beweist Er sein vollkommenes Wissen im Voraus und teilt uns die Berufung der Heiden in ihrer eigenen, unverwechselbaren Beziehung als Söhne des lebendigen Gottes und nicht nur als sein Volk mit.
Daher gibt Petrus, der an die christlichen Juden schreibt, nur das Letztere an. Obwohl sie ihre Stellung als Volk Gottes durch den Götzendienst verloren hatten – und die Verwerfung des Messias die Sache gewiss nicht besser machte, sondern vielmehr das gerechte Urteil Gottes bestätigte, dass der kleine Überrest, der zurückgekommen war, genauso schlecht war wie ihre Väter, oder sogar noch schlimmer, denn sie begingen gewiss ein größeres Verbrechen in der Verwerfung ihres eigenen Messias –, so ist doch die Gnade wirksam geworden, und sie, die den verworfenen, aber verherrlichten Messias empfangen haben, „sind nun das Volk Gottes.“ Aber weiter geht Er nicht, denn Er nimmt sie einfach als Personen auf, die durch Gnade im Glauben in die Vorrechte Israels vor Israel eingetreten waren. Sie hatten den Messias aufgenommen; sie waren der Überrest dieses Volkes. Sie, die kein Volk waren, sind nun ein Volk geworden; sie, die keine Gnade erlangt hatten, haben nun Gnade erlangt.
Doch Paulus, der an die Heiden schreibt, bedient sich in höchst angemessener Weise dessen, was Petrus übergeht – nicht von Hosea 2,23, sondern von Kapitel 2,1, das die Berufung der Heiden in noch größerer Tiefe der Barmherzigkeit andeutet. Gleichzeitig achtet er darauf, zu zeigen, dass der Jude genau denselben Grund souveräner Gnade benötigt, um ihn nach und nach wiederherzustellen, wie wir ihn jetzt haben, um hineinzukommen.
Der Prophet scheint die zukünftige Wiederherstellung Israels unmittelbar danach in einer etwas anderen Formulierung anzudeuten, die meiner Meinung nach beachtet werden sollte. „Und“, sagt er (das heißt, wenn Gott die Heiden herzugebracht hat, wie wir gesehen haben), „die Kinder Juda und die Kinder Israel werden sich miteinander versammeln und sich ein Haupt setzen und aus dem Land heraufziehen“ (V. 2a). Ihre Wiederherstellung des Landes wird hier deutlich gemacht, indem sie – nicht nur Juda, sondern auch das abtrünnige Ephraim – zu Israel als Ganzem zusammengefügt werden. „Denn groß ist der Tag von Jisreel“ (V. 2b). Der Name Jisreel, der vorher ein Begriff des Vorwurfs und des einleitenden Gerichts war, wird nun durch die Gnade Gottes in eine Beschreibung der unendlichen Barmherzigkeit verwandelt, wenn sie tatsächlich die Nachkommen Gottes sein werden, nicht nur zur Ausstreuung, sondern für die reiche Ernte des Segens, die das Tausendjährige Reich kennzeichnen soll.