Behandelter Abschnitt Hes 32,1-16
Es war nicht genug, den Fall der Assyrer als Beispiel für den Untergang Ägyptens zu beschreiben. Der Geist Gottes fügt zum Schluss eine neue Botschaft in zwei Teilen hinzu: Der eine Teil ist in der ersten Hälfte dieses Kapitels, in dem die bevorstehende Katastrophe des Pharaos unter den Gestalten eines Löwen und eines Seeungeheuers dargestellt wird. Sie waren einst der Schrecken der Nationen und sollten nun gefangen, erschlagen und vor allen bloßgestellt werden, und das unter dem König von Babylon Der andere Teil ist ein weiterentwickeltes Bild dessen, was im vorangegangenen Kapitel knapper skizziert worden war, der einst mächtige Monarch mit seiner Schar, die jetzt in den unteren Teilen der Erde, ja im Scheol wie alle, die vor ihm gefallen waren, erbärmlich schwach ist, was ihn mit keinem besseren Trost tröstet, als dass er und die Seinen das unausweichliche Schicksal des Fürsten und des Volkes teilen würden:
Und es geschah im zwölften Jahr, im zwölften Monat, am Ersten des Monats, da erging das Wort des HERRN an mich, indem er sprach: Menschensohn, erhebe ein Klagelied über den Pharao, den König von Ägypten, und sprich zu ihm: Einem jungen Löwen unter den Nationen wurdest du verglichen; und doch warst du wie ein Seeungeheuer in den Meeren, und du brachst hervor in deinen Strömen und trübtest die Wasser mit deinen Füßen und wühltest ihre Ströme auf.
So spricht der Herr, HERR: Daher werde ich mein Netz über dich ausbreiten durch eine Schar vieler Völker, und sie werden dich in meinem Garn heraufziehen. Und ich werde dich auf das Land werfen, werde dich auf das freie Feld schleudern; und ich werde bewirken, dass alle Vögel des Himmels sich auf dir niederlassen und die Tiere der ganzen Erde sich von dir sättigen. Und ich werde dein Fleisch auf die Berge bringen und die Täler mit deinem Aas füllen. Und ich werde das Land bis an die Berge mit den Strömen deines Blutes, und die Talgründe sollen von dir angefüllt werden.
Und ich werde, wenn ich dich auslösche, den Himmel bedecken und seine Sterne verdunkeln; ich werde die Sonne mit Gewölk bedecken, und der Mond wird sein Licht nicht scheinen lassen. Alle leuchtenden Lichter am Himmel werde ich deinetwegen verdunkeln, und ich werde Finsternis über dein Land bringen, spricht der Herr, HERR. Und ich werde das Herz vieler Völker traurig machen, wenn ich deinen Sturz unter den Nationen bekannt mache, in den Ländern, die du nicht gekannt hast. Und ich werde bewirken, dass viele Völker sich über dich entsetzen, und ihre Könige werden über dich schaudern, wenn ich mein Schwert vor ihnen schwingen werde; und sie werden jeden Augenblick zittern, jeder für sein Leben, am Tag deines Falles.
Denn so spricht der Herr, HERR: Das Schwert des Königs von Babel wird über dich kommen. Durch die Schwerter von Helden werde ich deine Menge fällen: Die Gewalttätigsten der Nationen sind sie alle; und sie werden den Stolz Ägyptens zerstören, und seine ganze Menge wird vertilgt werden. Und ich werde all sein Vieh an den vielen Wassern vernichten, so dass der Fuß des Menschen sie nicht mehr trübt und die Klauen des Viehs sie nicht trüben. Dann werde ich ihre Wasser klären und ihre Flüsse wie Öl fließen lassen, spricht der Herr, HERR. Wenn ich das Land Ägypten zu einer Wüste mache und wenn das Land seiner Fülle beraubt wird, indem ich alle seine Bewohner schlage, so werden sie wissen, dass ich der HERR bin.
Das ist ein Klagelied, und man wird es klagend singen, die Töchter der Nationen werden es klagend singen; sie werden es klagend singen über Ägypten und über seine ganze Menge, spricht der Herr, HERR (32,1–16).
Der Prophet kündigt an, dass der König von Ägypten ein Gegenstand des Schreckens und des Mitleids und ein Anlass zur Trauer sein soll, nicht mehr der Furcht und des Neides. Der Pharao sollte wie das Seeungeheuer sein, das am Ufer unfähig ist, von einer Menschenmenge gefangengenommen zu werden, das Land, in dem es schwimmt, mit Blut zu überschwemmen, eine Beute für alle Vögel und Tiere, die Berge und Täler gefüllt mit bis zu seiner Höhe mit seinem Fleisch, so auch die Flüsse.
Es mag dem Leser helfen, Offenbarung 8,12.13 mit den Versen 7 und 8 zu vergleichen. Die politische Zerstörung Ägyptens wird mit dem Verdunkeln der Sterne, dem Bedecken der Sonne mit Gewölk und dem Verblassen des Mondlichts verglichen. Der bemerkenswerte Unterschied in der Offenbarung ist ein anderes und deutliches Merkmal, das darauf hinzuweisen scheint, dass es nur im Westen stattfinden wird (vgl. Off 12,4), wobei das östliche Reich nicht in dieses Gericht einbezogen wird, sondern sein eigenes Gericht in der Zeit danach trägt. Hier ist die Finsternis die Sphäre des Landes Ägypten.
Dann, in den Versen 9 und 10, hören wir von der Wirkung, die entsteht, wenn Länder, die Ägypten nicht kannten, von seinem Untergang erfahren, und viele Völker und ihre Könige über seinen Fall entsetzt und sehr beunruhigt sein werden und jeder um sein eigenes Leben an jenem Tag zittert.
Die Verse 11–16 verkünden den kommenden Eroberer an, der sowohl Ägyptens Stolz als auch seine Scharen zerstören würde, als eine Quelle des Leids unter den Nationen. Von beidem zeugen die Trümmer der alten Pracht und der völligen, plötzlichen Verwüstung, vom Aussterben des einstmals regen Handels und sogar der in der ganzen Welt gefeierten Landwirtschaft. In Vers 14 heißt es nicht „tief“, wie ich es mir vorstelle; sondern die Wasser sollten sinken oder sich senken und so klar werden, womit übereinstimmt, dass die Flüsse wie Öl fließen, statt wie früher durch die Begleiterscheinungen des Handels trübe zu sein. Wie offensichtlich war die Hand des Herrn darin! Ägypten selbst sollte wissen, dass Er es war.