Behandelter Abschnitt Hes 31,1-9
Als nächstes schildert uns der Prophet in eindrucksvollen Bildern den Untergang Ägyptens. Die schreckliche Warnung vor dem Untergang des Assyrers, des größten Monarchen der Erde zu jener Zeit, wird auf das Reich des Pharao angewandt und veranschaulicht den Grundsatz, von dem die Heilige Schrift so häufig in Bezug auf Einzelpersonen Gebrauch macht: Es ist der Herr, der die Stolzen demütigt, während er die Demütigen erhebt:
Und es geschah im elften Jahr, im dritten Monat, am Ersten des Monats, da erging das Wort des HERRN an mich, indem er sprach: Menschensohn, sprich zum Pharao, dem König von Ägypten, und zu seiner Menge: Wem gleichst du in deiner Größe? Siehe, Assur war eine Zeder auf dem Libanon, mit schönen Zweigen, ein Schatten spendender Wald und von hohem Wuchs; und sein Wipfel war zwischen den Wolken. Die Wasser zogen ihn groß, die Flut machte ihn hoch; ihre Ströme gingen rings um ihre Pflanzung, und sie entsandte ihre Kanäle zu allen Bäumen des Feldes. Darum wurde sein Wuchs höher als alle Bäume des Feldes; und seine Zweige wurden groß und seine Äste lang von den vielen Wassern, als er sich ausbreitete. Alle Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen, und alle Tiere des Feldes gebaren unter seinen Ästen; und in seinem Schatten wohnten alle großen Nationen. Und er war schön in seiner Größe und in der Länge seiner Schösslinge; denn seine Wurzeln waren an vielen Wassern. Die Zedern im Garten Gottes verdunkelten ihn nicht, Zypressen kamen seinen Zweigen nicht gleich, und Platanen waren nicht wie seine Äste; kein Baum im Garten Gottes kam ihm an Schönheit gleich. Ich hatte ihn schön gemacht in der Menge seiner Schösslinge; und alle Bäume Edens, die im Garten Gottes waren, beneideten ihn (31,1–9).
Assyrien übertraf die bisher bekannten Mächte an Pracht, aber als Königreich, nicht als kaiserliches System. Ägypten, so gern es auch einen kaiserlichen Platz einnehmen wollte, musste nach demselben Beispiel fallen. Politische Weisheit mag stolz sein, aber sie kann das Ziel des Ehrgeizes ebenso wenig herbeiführen wie zahlenmäßige Stärke oder die Ausdehnung des Territoriums. Gott kontrolliert und regiert, nicht nur in dem, was zu seinen Dingen gehört, sondern auch in denen der Menschen. Wie die Zeder des Libanon unter den Bäumen, sowohl wegen ihrer Höhe, Größe und Ausdehnung des Schattens als auch wegen ihrer Schönheit, so war der Assyrer früher unter den Völkern. Gott gönnte Ninive und dem Volk, dessen Hauptstadt es war, nichts, was es schmückte oder vergrößerte, ja, Er gab ihm eine ungeheure, weitreichende Macht und einen Einfluss auf die umliegenden Länder, so dass es von allen beneidet wurde.