Behandelter Abschnitt Klgl 5,8-18
Das ist, wie wir wissen, um diese Zeit eine sprichwörtliche Klage geworden (Hes 18). Aber Gott versuchte sie auf ihrem eigenen Boden, mit genau demselben Ergebnis des Verderbens wegen ihrer Bosheit. Denn wenn Väter und Kinder gleich sündig sind, so ist die Strafe fällig, ob für jene oder für diese: Sie muss kommen, wenn Gott richtet. Wie viel besser ist es dann, Buße zu tun, als sich zu beklagen und zu murren, was das Übel nur noch verschlimmert und die Rache für solche sich anhäufende Rebellion gegen Gott bestätigt!
Knechte herrschen über uns; da ist niemand, der uns aus ihrer Hand reißt. Wir holen unser Brot mit Gefahr unseres Lebens wegen des Schwertes der Wüste. Vor den Gluten des Hungers brennt unsere Haut wie ein Ofen. Sie haben Frauen entehrt in Zion, Jungfrauen in den Städten Judas. Fürsten sind durch ihre Hand aufgehängt, das Angesicht der Alten wird nicht geehrt. Jünglinge tragen die Handmühle, und Knaben straucheln unter dem Holz. Die Alten bleiben fern vom Tor, die Jünglinge von ihrem Saitenspiel. Die Freude unseres Herzens hat aufgehört, in Trauer ist unser Reigen verwandelt. Gefallen ist die Krone unseres Hauptes. Wehe uns, denn wir haben gesündigt! Darum ist unser Herz krank geworden, um dieser Dinge willen sind unsere Augen verdunkelt: Wegen des Berges Zion, der verwüstet ist; Füchse streifen darauf umher (5,8–18).
Das ist der trostlose Zustand, der so mitleiderregend von einem Herzen beschrieben wird, das unter Kummer zermalmt wurde und das die Niedergeschlagenheit des alten Volkes Gottes nicht übertreiben konnte. Geschlecht, Alter, Zustand, Ort – nichts bleibt verschont, und nichts ist heilig. Jedes Wort hat Gewicht, kein einziges, das nicht eine unerträgliche Last wäre. Wie überwältigend für das Herz, das alles mit Recht empfindet!
So klagend wurden die Warnungen Jeremias ausgesprochen. Wie Silo entweiht worden war, so nun der Ort der Erwählung des Herrn, der Berg Zion, den Er liebte. Die äußere Unantastbarkeit seiner Wohnung auf der Erde ist nur der schwärmerische Traum der Menschen und deren Ungerechtigkeit, die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederzuhalten, was sicher das Gericht des Feindes unter dem gerechten Handeln Gottes nach sich ziehen wird.