Behandelter Abschnitt Jes 64,4-11
Es ist interessant, hier den großen Unterschied festzustellen, zu dem die Vollendung der Erlösung durch die Gabe des Heiligen Geistes Anlass gibt (vgl. 1Kor 2,7-10). Wir sehen, dass Gott jetzt die Dinge offenbart, die Er für die vorbereitet hat, die Ihn lieben. Wir warten nicht auf das Erscheinen des großen Hohenpriesters, damit wir unsere Glückseligkeit erkennen; denn während Er noch im Allerheiligsten ist, ist der Heilige Geist, wie das Evangelium lehrt, herausgekommen und hat uns gegeben, als Gesalbte Gottes einzutreten und hat uns befreit, freimütig durch den Vorhang hineinzugehen. In der Tat ist für uns der Vorhang zerrissen, und alles Verborgene ist offenbart. Aber Israel (und der Prophet spricht von Israel) muss warten, bis sie Ihn sehen, den ihre Väter so schuldhaft durchbohrt haben, obwohl ihr Herz dann zweifellos zu dem Jahwe-Messias bekehrt sein wird. Sie sind von neuem geboren, aber nicht in Frieden, bis sie Ihn tatsächlich sehen, und selbst dann, welche Herzensangst und Selbstvorwürfe!
Daher haben wir im Folgenden die Sprache der wahren Reue.
Du kommst dem entgegen, der Freude daran hat, Gerechtigkeit zu üben, denen, die sich auf deinen Wegen an dich erinnern. Siehe, du ergrimmtest, und wir haben gesündigt; darin sind wir schon lange, so lass uns gerettet werden! Und wir sind allesamt wie ein Unreiner geworden, und alle unsere Gerechtigkeiten wie ein unflätiges Kleid; und wir verwelkten allesamt wie ein Blatt, und unsere Ungerechtigkeiten rafften uns dahin wie der Wind. Und da war niemand, der deinen Namen anrief, der sich aufmachte, dich zu erfassen; denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und uns vergehen lassen durch unsere Ungerechtigkeiten.
Und nun, Herr, du bist unser Vater; wir sind der Ton, und du bist unser Bildner, und wir alle sind das Werk deiner Hände. Herr, zürne nicht allzu sehr und gedenke nicht ewig der Ungerechtigkeit. Sieh, schau doch her, dein Volk sind wir alle! Deine heiligen Städte sind eine Wüste geworden, Zion ist eine Wüste geworden, Jerusalem eine Einöde. Unser heiliges und herrliches Haus, worin unsere Väter dich lobten, ist mit Feuer verbrannt, und alle unsere Kostbarkeiten sind verheert. Willst du, Herr, dabei an dich halten? Willst du schweigen und uns ganz und gar niederbeugen? (64,4–11).
Die Wahrheit ist, dass wir in unserem Glauben Raum lassen müssen, damit andere in der Gnade Gottes gesegnet werden können, wenn die Gläubigen, die zu einem ausgesprochen himmlischen Teil berufen sind, nicht mehr auf der Erde sind. Gott wird Israel, seinen erstgeborenen Sohn hier auf der Erde, dazu vorbereiten, sein bestimmtes Haupt unter allen Familien der Erde zu sein, die Er sicher nach der Verheißung und zu Ehren seines eingeborenen Sohnes segnen wird. Und so geschieht es, dass der Jude nach seinem langen und vielfältigen Versagen einen so gründlichen geistlichen Prozess durchlaufen muss, um ihn für die ihm zugewiesene Stellung als die am meisten geehrte Nation vorzubereiten. Dafür wird er jetzt bewahrt, der ständige Zeuge (trotz seines gegenwärtigen Unglaubens seines Herzens) der göttlichen Züchtigung, um an jenem Tag Barmherzigkeit zu empfangen, wenn er dem Selbstvertrauen entsagt, seine Sünden rückhaltlos in Wahrheit bekennt und den Namen des Herrn als den anruft, den er zuvor durch die Hand gesetzloser Menschen ans Kreuz geschlagen hat. Es war eine großartige Entdeckung für den Glauben, dass die Ehre des Herrn an ihrem Segen beteiligt war; und dass die Verwüstung Ihn mindestens ebenso sehr berührte wie sie, obwohl es ihre Sünden waren und es seine Gnade war.
Es gibt eine bemerkenswerte Ausdrucksform im Hebräischen in Vers 10, wo das substantivische Verb vorkommt und wiederholt wird, entgegen der bekannten hebräischen Gewohnheit, die es normalerweise auslässt. Da seine Einfügung nicht ohne ausreichenden Grund sein kann, sind wir berechtigt, daraus zu schließen, dass der offenbarende Geist durch die verwendete Präteritumform einen andauernden Zustand der Verwüstung durch eine vergangene Gerichtshandlung im Sinn hatte. Dies stimmt völlig mit den Tatsachen überein, nicht so sehr mit der babylonischen Verwüstung, sondern mit dem dauerhafteren Ruin, der auf die Zerstörung durch die Römer folgte. Denn Gott hat nicht nur die nationale Abtrünnigkeit seines Volkes im Götzendienst gesehen, sondern auch die noch abscheulichere und verhängnisvollere Verwerfung des Messias durch den zurückgekehrten Überrest. Alle Hoffnung richtet sich daher auf seine Barmherzigkeit und Treue zu seinen Gnadengaben und seiner Berufung. Alles muss vergeblich sein, es sei denn, der Herr zerriss die Himmel und kam in der Person dessen herab, der bereits gekommen war, um für alle ihre Missetaten und alle ihre Übertretungen und alle ihre Sünden zu leiden und ihre Schuld für immer wegzunehmen und auszulöschen. Dies, so wissen wir aus anderen Schriften, wird Er gewiss um seines eigenen großen Namens willen und aufgrund des bereits vollbrachten Sühnungsopfers tun.