Behandelter Abschnitt Off 6,12-17
Das sechste Siegel
(Kap. 6, 12‑17)
Ehe wir in unsern Betrachtungen weitergehen, halten wir einen kleinen Rückblick auf die bisherigen Siegel. Wir sahen bereits, daß mit der Siegeleröffnung die Gerichtszeit über die Erde und über das Reich des Tieres beginnt. Beim e r s t e n Siegel ruft eines der lebendigen Wesen dem Reiter auf weißem Pferd mit Donnerstimme sein «Komm» zu. Er darf aus der bisherigen Verborgenheit heraustreten und seine Laufbahn beginnen (Vers 1). Das z w e i t e Siegel macht uns auf die Kriege, die der große Weltherrscher, der Antichrist, führen wird, aufmerksam. Das d r i t t e Siegel bringt verzweifelte Hungersnöte. Das v i e r t e Siegel unbeschreibliche Seuchen. Das f ü n f t e Siegel führt uns in die Wehen der großen Trübsal und läßt uns das Schreien der Heiligen wahrnehmen. Das s e c h s t e Siegel bringt große Umwälzungen auf der Erde und im Himmel mit sich und führt uns vom Kommen Christi hin zu den gewaltigen Ereignissen in Kap. 18 (vergleiche Kap. 6, 17). «Gekommen ist der große Tag Seines Zornes, und wer vermag zu bestehen?> Niemand kann Mt 24 und Off 6 lesen, ohne zu merken, dass es sich in beiden Fällen um ein und dieselbe Wahrheit handelt. Beachten wir die Gegenüberstellung.
Mt 21,4-5 Falsche Christusse gleich dem ersten Siegel Off 6,1-2
Mt 24,6-7 Kriege gleich dem zweiten Siegel Off 6,3-4
Mt 24,7 Hungersnot gleich dem dritten Siegel Off 6,5-6
Mt 24,7-8 Pestilenz, Tod gleich dem vierten Siegel Off 6,7-8
Mt 24,9-13 Verfolgung gleich dem fünften Siegel Off 6,9-11
Mt 24,29-30 Umwälzende Ereignisse gleich dein sechsten Siegel Off 6,12-1 7
Im sechsten Siegel werden diejenigen Begebenheiten geschildert, welche unmittelbar nach der großen Drangsal und kurz vor dem Erscheinen Christi in Herrlichkeit geschehen sollen (Joel 2,31). Die ersten sechs Siegel führen uns also bis zu dem großen Tage des Zornes Gottes hin, und das sechste Siegel endet mit der Frage: «Wer kann bestehen?» Die Antwort erhalten wir in Kap. 7. Dort sind es zunächst die 144 000 Versiegelten aus den Stämmen Israels und die große Schar aus allen Völkern, die durch die Trübsal gingen, die ihre Gewänder gewaschen und sie weiß gemacht haben im Blute des Lammes, und dadurch am Ende hingerückt werden vor Gottes Thron. Nun lassen wir das sechste Siegel mit seinen furchtbaren Schrecken zu uns reden.
Erschütternde Wunder am Firmament. Eine Reihe großer Geschehnisse werden nun aufgezählt. Darüber, ob sie nur wörtlich oder auch symbolisch zu nehmen sind, gehen die Meinungen auseinander. Wir glauben, dass die kommenden Ereignisse in erster Linie ebenso wörtlich zu nehmen sind wie die Wunder in Ägypten (2. Mose 7,12).
E r d b e b e n . Der Herr Jesus hat sie in Mt 24 in Verbindung mit der Endzeit besonders hervorgehoben. Auffallen dürfte, wie sehr Erdbeben sich mehren in unserer Zeit. Außerdem stehen Erdbeben im Zusammenhang mit Gerichtszeiten. Als der Herr auf Golgatha für unsere Sünde gerichtet wurde, bebte die Erde (Mt 27,51; 28,2), und in Off 6,12-17 richtet Gott durch ein Erdbeben alle diejenigen, die das Gericht über die Sünde am Kreuzesstamm nicht für sich in Anspruch nahmen (Sach 14,1-7).
F i n s t e r n i s. Auch sie bedeutete verschiedentlich Gericht. So zum Beispiel in Ägypten (2. Mose 10,21-23) und als der Herr im Tod erblasste (Mt 27,45). Und so wie bei der Kreuzigung die Schrecken sich mehrten, so wird es zur Zeit des sechsten Siegels sein. Die Propheten Joel und Jesaja weissagten für die Endzeit beängstigende Totalfinsternisse (Joel 2,10; Jes 13,9-10; 34,4).
Die symbolische Auffassung, dass nämlich Sonne, Mond und Sterne spezielle Personen darstellen, ähnlich wie im Traum des Joseph (l. Mose 37, 9), und dass das Wanken der Berge und das Verschieben alles Feststehenden den Umsturz, wenn nicht gar das Ende der politischen, wirtschaftlichen und religiösen Weltordnung bedeuten, ist sehr vielsagend. In erster Linie sind die Ereignisse der Endzeit aber wörtlich zu nehmen.
Eine ernste Gebetstunde. Die Erschütterung durch das sechste Siegel ist furchtbar und zeitigt beachtenswerte Folgen.
Die vielen Beter. Jeder Rang und Stand ist hier vertreten. Da sind Könige und Fürsten, Reiche und Arme ‑ im ganzen sieben verschiedene Klassen. Gleich großer Schrecken liegt auf ihnen allen, wie einst auf Belsazar und seinen Geladenen (Dan 5).
Der Zeitpunkt ihres Betens. Als die Gerichte mit Wucht über sie hereinbrachen und sie erkennen mussten: es ist Gottes Finger (Vers 12-14). Sie beteten, als es zu spät war. Die Schrift befiehlt, am Tage des Heils zu rufen, das ist heute.
Ihr eigenartiger Betsaal. Sie versammeln sich in Höhlen und Klüften, aber auch daselbst trifft sie Gottes Auge (Spr 15,3; Jer 23,24; Amos 9,2-3). Sie vertrauen also ihr Leben der wankenden Erde an, als ob sie dort die Vernichtung nicht auch ereilte, wenn sogar Berge und Inseln von ihren Stellen gerückt werden! Bedeutet die moderne Kriegführung nicht einen kleinen Vorgeschmack in dieser Beziehung; suchen die Menschen in äußerst gefährlicher Lage nicht Deckung in Höhlen und Klüften? Beim sechsten Siegel, welches die Einleitung zum großen Tage des Zornes Gottes ist, wirken Erdbeben, Finsternis und Krieg in erschreckender Weise zusammen.
Z u wem sie beten . Gott kennen sie nicht (nur das Tier allein), so beten sie zu den Bergen, zu den Felsen, sie vor dem Anblick dessen, der auf dem Throne sitzt, zu bedecken. Wie furchtbar, in der Not keinen lebendigen Gott zu kennen! Sie sehen den König der Könige erscheinen und sind voller Angst vor Ihm.
Die Ursache ihres Betens. Es ist die Furcht vor dem Richter und Seinem gerechten Urteil über sie (Vers 17). Wer vermag vor Ihm zu bestehen, ist die bange Frage. Hätten sie ihre Kleider gewaschen und weiß gemacht im Blute des Lammes, wie die Überwinder in Kap. 7, dann brauchten sie nicht also zu bangen. Jeder durch das Blut von Golgatha Gereinigte wird vor Gott bestehen, sagt uns Gottes untrügliches Wort. Leser, wirst du dich behaupten?
Das Gebetsresultat. Sie finden keine Erhörung, tun nicht Buße. Im Gegenteil, sie führen ja Krieg gegen das Lamm und gegen Seine Heiligen.
Zum besseren Verständnis des sechsten Siegels sei hier noch auf
folgende Schriftstellen hingewiesen: Nah 1,5; Hagg. 2, 6. 7. 21. 22:
Jes 2,10-22; 13,6-13; 24,19-23; 34,1-5; 2Pet 3,5-7;
Schließlich weisen wir noch auf den Gang der Dinge hin, wie sie in
Joel 2,1-27 geschildert werden. In Kap. 3, 1-2 weissagt der Prophet die
Ausgießung des Heiligen Geistes über a 1 l e s Fleisch, was laut