Behandelter Abschnitt 1Sam 26,1316
Verse 13–16 | David richtet das Wort an Abner
13 Und David ging hinüber zur anderen Seite und stellte sich auf den Gipfel des Berges von fern; der Raum zwischen ihnen war groß. 14 Und David rief dem Volk zu und Abner, dem Sohn Ners, und sprach: Antwortest du nicht, Abner? Und Abner antwortete und sprach: Wer bist du, der du dem König zu rufst? 15 Und David sprach zu Abner: Bist du nicht ein Mann? Und wer ist wie du in Israel? Und warum hast du nicht über deinen Herrn, den König, ge wacht? Denn es ist einer vom Volk gekommen, um den König, deinen Herrn, zu töten. 16 Nicht gut ist diese Sache, die du getan hast. [So wahr] der HERR lebt, ihr seid Kinder des Todes, weil ihr nicht gewacht habt über euren Herrn, über den Gesalbten des HERRN! Und nun sieh nach, wo der Speer des Königs ist und der Wasserkrug, die an seinem Kopfende waren.
Bevor David zu seinen Verfolgern spricht, sorgt er zuerst dafür, dass ein großer Abstand zwischen ihm und ihnen ist. Es zeigt auch den enormen geistlichen Abstand, der zwischen David und Saul besteht. Sie leben in zwei Welten, die nichts miteinander gemeinsam haben. David steht in Ver bindung mit Gott, Saul denkt nur an seine eigene Position. Zwischen die sen zwei Lebensweisen befindet sich eine große Kluft, die nicht zu über brücken ist.
Als David in sicheren Abstand zu Saul und seinen Männern gekommen ist, ruft er mutig das Volk und Abner. In 1. Samuel 24 ist es eine Sache zwi schen David und Saul, aber hier spricht David vor den Ohren des ganzen Volkes. Er hat es dieses Mal nicht nur mit Saul zu tun, sondern auch mit Abner, dem Heerobersten Sauls, der einen besseren Charakter hat als sein eigener Heeroberster Joab. Abner muss realisieren, dass er für eine verlo rene Sache kämpft. Saul muss realisieren, dass er mit keiner menschlichen Hilfe rechnen kann. Er richtet zuerst das Wort an Abner. Die Reaktion Ab ners zeigt, dass er begreift, dass es um Saul geht.
David spricht seinen Respekt für Abner aus, lässt ihn aber zugleich sehen, dass er versagt hat. Als Beweis dafür weist er Abner auf den Speer und den Wasserkrug hin und nennt den Platz, wo sie gestanden haben. Es ist deut lich, dass David nah bei Saul gewesen ist, ohne dass es jemand gemerkt hat. In gewissem Sinn bedeutet dieses Versäumnis den Tod des Königs. Es ist der Unaufmerksamkeit Abners zuzuschreiben, der für die Sicherheit des Königs einsteht, dass Saul unter einer direkten Todesgefahr gewesen ist.
In Davids Worten scheint eine Einladung für Abner zu liegen, sich ihm an zuschließen. Abner scheint jedoch eine neutrale Position zu wählen. Er ist kein großer Anhänger Sauls, denn seine Bewachung Sauls geschieht nicht mit echter Hingabe.