Behandelter Abschnitt 1Sam 10,1724
Verse 17–24 | Saul wird als König vorgestellt
17 Und Samuel berief das Volk zu dem HERRN nach Mizpa. 18 Und er sprach zu den Kindern Israel: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten heraufgeführt und euch errettet aus der Hand der Ägypter und aus der Hand aller Königreiche, die euch bedrückten; 19 ihr aber habt heute euren Gott verworfen, der euch aus all eurem Unglück und euren
Drangsalen gerettet hat, und habt zu ihm gesagt: Einen König sollst du über uns setzen! Nun denn, stellt euch auf vor dem HERRN nach euren Stämmen und nach euren Tausenden! 20 Und Samuel ließ alle Stämme Israels herzutre ten; und es wurde getroffen der Stamm Benjamin. 21 Und er ließ den Stamm Benjamin nach seinen Familien herzutreten; und es wurde getroffen die Fami lie Matri; und es wurde getroffen Saul, der Sohn des Kis. Und sie suchten ihn, aber er wurde nicht gefunden. 22 Und sie befragten wiederum den HERRN: Wird der Mann noch hierher kommen? Und der HERR sprach: Siehe, er hat sich beim Gerät versteckt. 23 Da liefen sie hin und holten ihn von dort; und er stellte sich mitten unter das Volk, und er überragte alles Volk, von seiner Schulter an aufwärts. 24 Und Samuel sprach zum ganzen Volk: Habt ihr den gesehen, den der HERR erwählt hat? Denn keiner ist wie er im ganzen Volk. Da jauchzte das ganze Volk, und sie sprachen: Es lebe der König!
Nach Gottes Handlungen mit Saul im Verborgenen, wird Saul nun dem Volk vorgestellt. Samuel ruft dazu das Volk auf, zum HERRN nach Mizpa zu kommen. Das Volk wird in die Gegenwart Gottes gestellt. Samuel tritt als Repräsentant des HERRN auf. Er erinnert das Volk noch einmal daran, wer Gott ist und was Er für sie getan hat. Dem gegenüber stellt er die Tat sache, dass sie nun ihren Gott verwerfen, der so gut zu ihnen gewesen ist, und dass sie an seiner Stelle einen Menschen als Führer wählen.
Das Los fällt auf Saul. Auf diese Weise wird jeder Verdacht auf einen vor gefassten Plan von Samuel, oder der Gedanke an eine geheime Absprache zwischen Samuel und Saul, unmöglich gemacht. Es ist für jeden deutlich, dass der HERR Saul auswählt. „Das Los wird im Gewandbausch gewor fen, aber all seine Entscheidung kommt von dem HERRN“ (Spr 16,33). Das Los „schlichtet Zwistigkeiten“ (Spr 18,18a).
Als man Saul nach vorn holen will, stellt sich heraus, dass er unauffindbar ist. Sollte das das Volk in seiner Begeisterung bremsen können? Sollten sie hierdurch ihre Entscheidung zurücknehmen? Es scheint ein letzter Ver such des HERRN zu sein, sein Volk zur Besinnung zu bringen.
Als Saul nicht zu finden ist, wird der HERR gefragt, ob der Mann schon gekommen ist. Das wird sicher durch den Hohenpriester mit Urim und Tummim geschehen sein (2Mo 28,30; 4Mo 27,21; vgl. Ri 20,27.28). Bei einer so wichtigen Versammlung des Volkes, bei der ein König gewählt wird, wird der Hohepriester sicher anwesend gewesen sein, auch wenn das nicht ausdrücklich erwähnt wird. Die Hauptperson ist nicht der Priester, sondern Samuel, der als Prophet des HERRN die Leitung bei dieser Ver sammlung hat.
Der HERR antwortet und sagt, dass Saul sich zwischen den Geräten ver steckt hat. Saul scheint wie ein Gerät geworden zu sein, etwas, das von anderen geschleppt wird, was nützlich ist. Ist dieses Verstecken eine Tat der Bescheidenheit oder eine Tat der Angst? Schreckt er vor der Verant wortung zurück, die das Königtum mit sich bringt?
Er weiß im Vorhinein, dass er durch das Los gezeigt wird. Dennoch läuft er weg. Vor Gott kann man jedoch nicht weglaufen. Weglaufen ist nicht gut und dient auch nicht dem Wohl des Volkes Gottes. Es entstammt dem Denken an sich selbst und nicht an die Belange Gottes und seines Volkes. Die Folge ist letztlich, dass der Mensch erhöht wird und nicht Gott.
Der Herr Jesus hat sich auch einmal der Menge entzogen, als sie Ihn zum König machen wollten (Joh 6,15). Bei Ihm wird darin seine Vollkommen heit offenbar. Er will nicht der König nach den fleischlichen Wünschen des Volkes sein. Es ist zu diesem Zeitpunkt nicht die Zeit des Vaters, sich als König zu offenbaren. Zuerst musste Er die Verherrlichung seines Vaters auf der Erde vollkommen vollbringen.
Als Saul in der Mitte des Volkes steht, spricht Samuel von Saul nicht als Wahl des Volkes, sondern als Wahl des HERRN. Das geschieht nicht, um die Verantwortung des Volkes wegzunehmen, sondern weil niemand bes ser weiß, was die Wahl des Volkes ist, als der HERR. Darum hat Er einen Mann ausgesucht, mit dem niemand konkurrieren kann. Der Mann ent spricht vollständig dem Geschmack des Volkes.
Als das Volk ihn sieht, sind sie dann auch alle tief beeindruckt von diesem gewaltigen Mann und bejubeln ihn. Saul ist ein Mann, von dem jeder Zen timeter König ist. Er ragt mit Kopf und Schultern über das Volk hinaus. Aber… das, womit er über das Volk herausragt, wird bei seinem Tod ab gehauen werden (1Sam 31,8.9). Auch der neutestamentliche Saul ragt über seine Altersgenossen hinaus (Gal 1,14; Phil 3,4b-6). Er wird jedoch in einer Begegnung mit dem verherrlichten Herrn klein gemacht. Der Mann, der hoch im Sattel saß, „fiel auf die Erde“ (Apg 9,4).
Die Israeliten vergleichen ihren König mit sich selbst und nicht mit dem HERRN. Das läuft darauf hinaus, dass wir uns mit uns selbst vergleichen (vgl. 2Kor 10,12b). Das tun wir nämlich, wenn wir uns mit anderen Men schen vergleichen. Die anderen Menschen sind genauso wie wir.