Behandelter Abschnitt 1Sam 1,1216
Verse 12–16 | Eli und Hanna
12 Und es geschah, als sie lange vor dem HERRN betete, dass Eli ihren Mund beobachtete. 13 Hanna aber redete in ihrem Herzen; nur ihre Lippen bewegten sich, aber ihre Stimme wurde nicht gehört; und Eli hielt sie für eine Betrun kene. 14 Und Eli sprach zu ihr: Bis wann willst du dich wie eine Betrunkene gebärden? Tu deinen Wein von dir! 15 Aber Hanna antwortete und sprach: Nein, mein HERR, eine Frau beschwerten Geistes bin ich; weder Wein noch starkes Getränk habe ich getrunken, sondern ich habe meine Seele vor dem HERRN ausgeschüttet. 16 Halte deine Magd nicht für eine Tochter Belials; denn aus der Fülle meines Kummers und meiner Kränkung habe ich bisher geredet.
Der Hohepriester Eli hat keine Kenntnis von den Gedanken Gottes. Er, der als Hohepriester am meisten von allen in den größten Schwierigkeiten des Volkes vermitteln sollte, versteht am wenigsten von einer tieftraurigen Frau. Er behandelt Hanna unbarmherzig, während er als Hohepriester ge rade barmherzig sein sollte. Er bricht brutal ihre Gemeinschaft mit dem HERRN ab. Sie betet intensiv und lange, weil ihre Trauer und ihre Not groß sind.
Eli beweist seine Unfähigkeit als Hohepriester, indem er eine betende Frau als solche nicht erkennt. Anscheinend ist er eher betrunkene Frauen ge wohnt. Er sollte jedoch den Unterschied zwischen einer wirklich betrunke nen Frau, die sich unkontrolliert verhält, und der betenden Hanna sehen. Er hat keinen Einblick in das, was Hannas Herz beschäftigt. Er ist nicht in der Lage, mit dem besten Geist und der besten Gesinnung seiner Zeit zu sympathisieren.
Als die Gemeinde entstanden ist und die Gläubigen mit dem Heiligen Geist erfüllt sind, denkt das ungläubige Volk auch, dass die ersten Chris ten betrunken sind (Apg 2,13-15). Der geistliche Mensch wird immer für verrückt erklärt von denen, die keine Kenntnis von der Kraft Gottes im in neren Menschen haben. Wenn der oberste Priester bereits ein so schlechtes Einschätzungsvermögen hat, wie muss dann der Zustand des Volkes sein?
Hier hat Hanna die Rolle eines wahren Priesters, der für das Volk betet. Sie hat die wahre priesterliche Gesinnung, denn ihr Wunsch ist es, dass das Volk zu Gott zurückkehrt. Deshalb betet sie um einen männlichen Nach kommen. Um das Volk zu Gott zurückzubringen, fragt sie, ob Gott dafür einen Mann erwecken möchte.
Sie schüttet ihr Herz aus, aber Eli achtet nur auf ihren Mund. Er geht nach dem Aussehen und kommt dadurch zu dem falschen Schluss, dass sie be trunken ist. Hannas Reaktion auf die Anschuldigung ist sanftmütig und schön. Sie richtet sich an ihn mit allem Respekt, der ihm wegen seines Alters und seiner Position zusteht. Sie wirft ihm nicht das Verhalten seiner Söhne vor und sein Versagen, sie zu bestrafen. Sie reibt ihm nicht unter die Nase, dass er zuerst sein eigenes Haus in Ordnung bringen soll, bevor er andere beschuldigt und scharf verurteilt. Anstatt sich ihm zu widersetzen, beugt sie sich vor ihm. Das Einzige, was sie tut, ist, ihr Verhalten zu erklä ren und um Verständnis zu bitten.
Sie war überaus inständig in ihrem Gebet zu Gott, und das, sagt sie ihm, ist der wahre Grund für die Unordnung, in der sie zu sein schien. Wenn wir zu Unrecht getadelt werden, können wir versuchen, unser Verhalten als rein vor dem Herrn zu erklären. Außerdem sollen wir durch die Erklärung unseres Verhaltens versuchen, unsere Brüder davon zu überzeugen, was sie missverstanden haben.