Behandelter Abschnitt Rt 1,1617
Verse 16.17 | Ruths Glaubensbekenntnis
16 Aber Ruth sprach: Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, um hinter dir weg umzukehren; denn wohin du gehst, will ich gehen, und wo du weilst, will ich weilen; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott; 17 wo du stirbst, will ich sterben, und dort will ich begraben werden. So soll mir der Herr tun und so hinzufügen, [nur] der Tod soll scheiden zwischen mir und dir!
Ruth erklärt, dass sie bei Noomi bleiben wird. Sie hat bei Noomi etwas gesehen, was ihr Herz berührt hat. Welche Folgen ihr Beschluss mit sich bringt, weiß sie nicht, aber ihre Entscheidung steht fest. Sie bittet Noomi, sie nicht weiter zu bedrängen, von ihr wegzugehen. Sie ist fest entschlos sen, überall da zu sein, wo Noomi ist, und Gemeinschaft mit ihrem Volk und ihrem Gott zu haben. Dahin führt der Glaube.
In sieben Aussagen weist sie darauf hin, dass sie nur als Fremde in Noomis Land sein, sich aber für immer daran binden will. Es ist ein Glaubensbe kenntnis, das großen Eindruck auf uns machen muss. Es zeigt eine Her zensgesinnung, die uns neidisch werden lässt. Wir können das auf unsere Zuneigung zum Herrn Jesus und zu unseren Mitgläubigen anwenden und auf unseren Aufenthalt in der Welt.
„Denn wohin du gehst, will ich gehen“. Das weist auf ein bedingungs loses Folgen hin. Ist es nicht der Wunsch jedes Gläubigen, der den Herrn Jesus lieb hat, Ihm bedingungslos zu folgen (vgl. Off 14,4)?
„und wo du weilst, will ich weilen“. Durch die Verwerfung des Herrn Jesus ist es Nacht in der Welt. Darin befindet sich der Gläubige (Röm 13,11-14; 1Thes 5,4-7; Joh 13,30). Aber im Herzen des Gläubigen scheint der Morgenstern (2Pet 1,19) als Vorbote des Tages, der anbrechen wird, wenn der Herr Jesus als die Sonne der Gerechtigkeit erscheinen wird (Mal 3,20).
„dein Volk ist mein Volk“. Sie erklärt sich eins mit Noomis Volk, auch wenn das Volk noch so untreu ist. Sie sucht sich nicht selbst die Menschen aus, mit denen sie sich verbinden will. Auch für uns, die zur Gemeinde ge hören, ist es wichtig zu erkennen, dass wir unsere Brüder und Schwestern nicht selbst ausgesucht haben, sondern dass der Herr sie gegeben hat.
„dein Gott ist mein Gott“. Vor allem entscheidet sie sich für den Gott Noomis. Hiermit nimmt sie von den Göttern Moabs endgültig Abschied.
„wo du stirbst, will ich sterben“. Ihre Anhänglichkeit ist so groß, dass sie mit Noomi nicht nur das Leben, sondern auch den Tod teilen will. Das ist ein Beweis echter Verbundenheit. Für uns gilt, dass wir mit Christus gestorben sind. Der Platz unseres Todes ist das Kreuz. Echte Zuneigung zueinander wird in dem Maß Wirklichkeit, wie wir persönlich verwirk lichen, dass wir mit Christus gekreuzigt sind (Gal 2,20). Das bedeutet das Ende eines egoistischen Lebens.
„und dort will ich begraben werden“. Das bedeutet das radikale Ende des Bandes zwischen der Welt und dem Gläubigen. Wer begraben ist, ist
aus der Welt verschwunden. Dies wird durch die Taufe zum Ausdruck gebracht (Röm 6,4). Aber begraben hat auch mit der Zukunft zu tun. Be graben ist Säen. Es wird begraben mit Blick auf die Auferstehung. Begra ben werden und auferweckt werden gehören zusammen (1Kor 15,4). Ruth will nicht, wenn sie stirbt, in Moab begraben werden. Sie will da begraben werden, wo Noomi begraben wird, denn da werden sie zusammen auch auferstehen, um in dem verheißenen Segen zu leben.
„nur der Tod soll scheiden zwischen mir und dir“. Ruth zieht die volle Konsequenz aus all ihren vorausgehenden Aussagen. Das Einzige, was auf der Erde eine Trennung zwischen ihr und Noomi bringen könnte, ist der Tod. Sie spricht nicht über eine einzige Erwartung, die sie an ihre Schwie germutter hat. Sie stellt keine Bedingung für ihre Zuneigung zu Noomi. Ihre Verbundenheit mit Noomi ist ein Beweis des Glaubens, der über das hinaussieht, was in einem Glied des Volkes Gottes von Gott sichtbar wird.
Diese sieben Aussagen, die Ruth macht, können wir in eine Gruppe von vier und eine Gruppe von drei Aussagen einteilen. Die ersten vier Aussa gen haben mit dem Weg des Glaubens zu tun in einer Welt, in der es Nacht ist, wo sich aber auch Gottes Volk befindet und wo Gott selbst unsere Hilfe ist. Die letzten drei Aussagen haben alle mit dem Tod zu tun. Wenn man den Tod einbezieht, bekommt das Fleisch, das eigene Ich, nicht die Chan ce, sich Geltung zu verschaffen.
Allein die, die geistlich gesehen gestorben und begraben sind, können das wahre Leben leben. Der leibliche Tod macht diesem Leben nur auf der Erde ein Ende. Ruth will nicht als Fremde mit Noomi in das Land Gottes gehen, um für eine Weile dort zu bleiben und dann wieder nach Moab zurückzukehren. Sie will ewig dort bleiben.