Behandelter Abschnitt Ri 18,27-31
Verse 27–31 | Die Eroberung von Lais
27 So nahmen sie, was Micha gemacht hatte, und den Priester, den er besaß. Und sie überfielen Lais, ein ruhiges und sicheres Volk, und schlugen es mit der
Schärfe des Schwertes; und die Stadt verbrannten sie mit Feuer. 28 Und kein Erretter war da; denn die Stadt war fern von Sidon, und sie hatten nichts mit Menschen zu schaffen; und sie [lag] in dem Tal, das [sich] nach Beth-Rechob hin [erstreckt]. Und sie bauten die Stadt [wieder] auf und wohnten darin. 29 Und sie gaben der Stadt den Namen Dan, nach dem Namen Dans, ihres Vaters, der dem Israel geboren war; dagegen war im Anfang Lais der Name der Stadt. 30 Und die Kinder Dan richteten sich das geschnitzte Bild auf; und Jonathan, der Sohn Gersoms, des Sohnes Moses, er und seine Söhne waren Priester für den Stamm der Daniter bis auf den Tag, da das Land in Gefangenschaft geführt wurde. 31 Und sie stellten sich das geschnitzte Bild Michas auf, das er gemacht hatte, alle Tage, da das Haus Gottes in Silo war.
Die Götzen und der Priester Michas werden von den Danitern als eine Art Maskottchen mitgenommen. Es sollte fest und sicher für Erfolg bei dem Auftrag sorgen, für den sie unterwegs sind. Und so geschieht es auch. Lais bietet keinen Widerstand. Durch ihre abgesonderte Lage war auch niemand in der Nähe, um ein eventuelles Notsignal aufzunehmen und ihnen zu Hilfe zu kommen.
Gott gebraucht den Stamm Dan, um sie für ihre egoistische, selbstsüchtige Lebensweise zu richten. Dass der Stamm Dan selbst auch zu verurteilen ist, verhindert nicht, dass Gott ihn gebrauchen kann, um andere zu bestrafen. Mehrere Geschichten in diesem Buch sind ein Beweis dafür. Alle Völker, die von Gott dazu gebraucht werden, sein Volk für seine Untreue zu richten, sind Völker, die selbst gerichtet werden müssen. Das ist auch geschehen oder soll noch geschehen.
Die Stadt, die anstelle von Lais gebaut wird, wird Dan genannt. Diese Stadt Dan wird zum sprichwörtlichen Norden von Israel, der alles umfasste zwischen „Dan und Beerseba“ (Ri 20,1; 1Sam 3,20; 2Sam 3,10).
Der Levit Jonathan ist ein Enkel Moses (2Mo 2,22). Es ist schockierend, feststellen zu müssen, dass jemand aus seiner Nachkommenschaft, und das schon so bald, dem Götzendienst innerhalb eines Stammes von Israel auf offizielle Weise ein Existenzrecht gibt. Dies ist wieder ein Beweis dafür, dass Gottesfurcht nicht vererbbar und dass Gnade kein Erbgut ist. Sowohl die Geschichte Israels als auch die der Christenheit liefern davon bittere Beispiele. Wir sehen es auch in Familien treuer Gläubigen.
Die Geschichte Michas, des Leviten und des Stammes Dan endet mit der Erwähnung der beiden religiösen Systeme, die nebeneinander bestehen: der von Menschen ausgedachte Gottesdienst und der Ort, wo Gott in jener Zeit sein Haus hat, Silo. In den Augen der Menschen können diese beiden vielleicht durchaus nebeneinander bestehen; in den Augen Gottes ist das unmöglich.
Der Dienst in Silo wird zu Ende kommen. Das geschieht, als Hophni und Pinehas, zwei gottlose Priester, die Bundeslade als ein Maskottchen mitnehmen und diese von den Philistern erbeutet wird (1Sam 4,4-11). Aber solange das Zelt der Zusammenkunft noch dort steht, ist für Menschen wie die gottesfürchtige Hanna in Silo noch eine Begegnung mit Gott möglich (1Sam 1,9-11).