Behandelter Abschnitt Ri 17,3-4
Verse 3.4 | Gegossene und geschnitzte Bilder
3 Und er gab die 1100 [Sekel] Silber seiner Mutter zurück. Und seine Mutter sprach: Das Silber hatte ich von meiner Hand dem HERRN geheiligt für meinen Sohn, um ein geschnitztes Bild und ein gegossenes Bild zu machen; und nun gebe ich es dir zurück. 4 Und er gab das Silber seiner Mutter zurück. Und seine Mutter nahm 200 [Sekel] Silber und gab sie dem Goldschmied, und der machte daraus ein geschnitztes Bild und ein gegossenes Bild; und es war im Haus Michas.
Die Mutter ist so froh, dass sie das Geld zurück hat, dass sie direkt den ganzen Betrag dem HERRN abtritt. Sie will Bilder davon machen lassen. Hierdurch verbindet sie den Götzendienst mit dem Dienst des HERRN. Sie scheint hiermit nicht die geringsten Probleme zu haben. Was dadurch zum Ausdruck gebracht wird, ist, dass sie sich einen Gottesdienst nach eigenen Gedanken macht. Sie bezieht auch ihren Sohn darin ein, der ganz dabei mitgeht. Es wird kein einziger Gedanke an das verschwendet, was Gott gesagt hat: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen“ (2Mo 20,4). Ihr Gewissen scheint auf keine Weise zu reagieren.
Das Gewissen ist auch kein Maßstab, um zu erkennen, ob man auf dem Weg Gottes ist oder nicht. Vielleicht hätte ihr Gewissen sie gerade dann angeklagt, wenn sie kein Bild gemacht hätte. Jemandes Gewissen kann allein gut wirken, wenn es durch das Wort Gottes gebildet wird. So gibt es viele innerhalb der römisch-katholischen Kirche, die die Messe besuchen und beichten, weil sie andernfalls ihr Gewissen belasten. Es ist ihnen eingeimpft worden, dass man allein auf diese Weise von Gott akzeptiert wird. Es ist dem Satan in vielen Fällen geglückt, das Gewissen des religiösen Menschen auf seine Seite zu ziehen.
Es ist von einem geschnitzten Bild und von einem gegossenen Bild die Rede. Beide stellen etwas vor. Ein geschnitztes Bild ist das Produkt der Aktivität des menschlichen Geistes. Was er von Gott weiß, arbeitet er auf seine eigene Weise aus, ohne Rücksicht auf die einzige Offenbarung Gottes zu nehmen. Es ist die Ergänzung des Dienstes Gottes nach eigener Idee, auf eine Weise, bei der man sich angenehm fühlt.
Ein gegossenes Bild kann leicht vervielfältigt werden. Es ist Gottesdienst, der in eine bestimmte Form gegossen wird und überall eingeführt wird. Es sind die festen Formen in unseren Gebeten und unserer Anbetung, und diese stehen allem entgegen, was lebendig und passend ist im Licht der Offenbarung, die Gott von sich selbst in seinem Wort gegeben hat.
Es ist die tote Orthodoxie, der Gottesdienst, der allein aus Formen besteht, wobei von jedem erwartet wird, ihnen zu genügen, und man kann ihnen auch leicht genügen. Sie können schriftlich aufgesetzt werden, und jeder kann sich daran halten. Wer sich an diese Gebote hält, kann sein Gewissen ruhig stellen und meinen, dass auch Gott damit zufrieden sei. Man kann sich selbst und einander daran kontrollieren und abmessen, wie es mit dem Gottesdienst eines jeden bestellt ist.
In beiden Fällen ist es ein Gottesdienst, der jemanden nicht alles kostet. Die Mutter gibt nicht alles. Obwohl sie durchaus alles für den HERRN abgesondert hat – das ist die Bedeutung des Wortes „heiligen“ –, gibt sie nur einen Teil davon. Das ist immer das Merkmal des Götzendienstes, von etwas, das ein Gebilde aus eigener Hand ist: Es kostet nicht alles. Der Mann, der brav zur Messe geht, oder die Zusammenkünfte der Gläubigen besucht oder anderen religiösen Pflichten genügt – wobei es nichts ausmacht, ob er sie sich selbst auferlegt hat, oder, ob andere sie ihm auferlegt haben –, darf in einem solchen System für den Rest des Tages tun und lassen, was er selbst will.