Behandelter Abschnitt Ri 16,6-9
Verse 6–9 | Erste Phase bei der Preisgabe des Geheimnisses
Da sprach Delila zu Simson: Tu mir doch kund, worin deine große Stärke [besteht] und womit du gebunden werden kannst, dass man dich bezwinge. 7 Und Simson sprach zu ihr: Wenn man mich bände mit sieben frischen Sehnen, die nicht ausgetrocknet sind, so würde ich schwach werden und würde sein wie ein anderer Mensch. 8 Und die Fürsten der Philister brachten sieben frische Sehnen, die nicht ausgetrocknet waren, zu ihr hinauf; und sie band ihn damit. 9 Es saßen aber Auflaurer [bei] ihr im Gemach; und sie sprach zu ihm: Philister über dir, Simson! Da zerriss er die Sehnen, wie eine Schnur aus Werg zerreißt, wenn sie Feuer riecht; und seine Stärke wurde nicht bekannt.
Es kann wohl nicht anders sein, als dass Simson gefühlt hat, worauf Delila aus ist. Er hat bereits eine Erfahrung mit einer philistäischen Frau gemacht, die es fertig brachte, ihm die Auflösung seines Rätsels zu entlocken. Und auch wenn er das vergessen hätte, dann muss ihm durch die Handlungsweise, der Delila folgte, deutlich geworden sein, was ihr Endziel ist. Er muss gewusst haben, dass sie auf seine Vernichtung aus ist.
Immer wieder führt sie ihn irre. Jedes Mal gibt er ein Stück mehr von seinem Geheimnis preis. Immer näher kommt er zum Kern, bis er alles los ist. Es geht ihm wie einer Schleuse, die unter Wasser eine Luke hat, die aufgedreht werden kann. Unsichtbar kommt das Wasser in die Schleuse, bis das Niveau dem des Meeres gleich ist. Dann kann die Schleuse mit Leichtigkeit aufgedreht werden. Wir können insgeheim Dinge in unserem
Herzen zulassen, ohne diese zu verurteilen. Wenn das geschieht, werden wir uns schließlich ganz der Welt angleichen.
Anstatt sich durch die große Kraft Simsons sicher und beschützt zu fühlen, fragt Delila, was nötig ist, um ihn so zu binden, dass er mit seiner Kraft nicht mehr dagegen ankommt. Bevor er sein Geheimnis preisgibt, windet er sich zunächst um die Wahrheit herum und erzählt Lügen. Er sagt ihr, dass sieben frische Sehnen, die noch nicht ausgetrocknet sind, ihn machtlos machen würden. Vielleicht hat Simson dabei an die Stricke gedacht, mit denen die Männer von Juda ihn gebunden hatten. Er stützt sich also auf einen anderen Sieg und nicht auf Gott.
Als er so gebunden ist und Delila die Philister dazu aufruft, ihn gefangen zu nehmen, zerreißt er die Sehnen und befreit sich selbst. Aber um seine Seele ist ein Strick gelegt worden, der langsam zugezogen wird. Er hat ein Stückchen seines Geheimnisses preisgegeben, indem er die Zahl sieben nannte, nach der Anzahl der Locken seines Haares (Verse 13.19).