Behandelter Abschnitt Off 9,4-12
Verse 4-12 Heuschrecken wie Skorpione
Die Mächte der Finsternis werden losgelassen. Sie kommen in Schwärmen aus dem Abgrund herauf, um das Einzige zu tun, was sie tun können: Tod und Verderben säen. Sie können jedoch nicht ungehindert wirken. Sie können und dürfen nur das tun, wozu Gott sie gebrauchen will. Deshalb wird ihnen eine Beschränkung auferlegt, und die ist so groß, dass ihnen ei- gentlich nur ein Ziel übrigbleibt: Sie dürfen ihr verderbliches Werk nur an den Menschen ausüben, die nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen ha- ben.
Das scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass dieses Gericht der fünften Po- saune besonders die gottlose Masse des jüdischen Volkes trifft. Du hast in Kapitel 7 gesehen, dass aus Israel 144.000 Menschen versiegelt wurden. Nun siehst du, wozu das diente: Es ist ein Schutz vor den irreführenden und zerstörerischen Geistern aus dem Abgrund. Bei diesem Gericht geht es um die abgefallenen Juden, denn sie hatten mehr als andere Menschen die Erkenntnis Gottes, haben sie jedoch von sich geworfen, indem sie den Messias Gottes verwarfen.
Der Bereich, wo sie ihre boshafte Macht betätigen können, ist begrenzt. Außerdem werden diese geistigen Mächte beim Quälen der Menschen eingeschränkt und auch die Dauer, wo sie ihre Macht ausüben können, ist begrenzt. Die Qual ist so heftig, dass die Menschen danach verlangen, zu sterben. Die Dauer der Qual ist relativ kurz: fünf Monate. Doch vielleicht weißt du aus Erfahrung, wie lang eine verhältnismäßig kurze Zeit sein kann, wenn du von Sekunde zu Sekunde von heftigen Schmerzen geplagt wirst. Bemerkenswert ist, dass diese Zeitspanne der normalen Lebenszeit von Heuschrecken entspricht, die ebenfalls fünf Monate beträgt.
Du kannst übrigens einen Beweis der Güte Gottes darin sehen, dass die Abgefallenen nicht sofort getötet werden. Durch diese „Verzögerung“ be- kommt der Einzelne noch die Chance, sich zu bekehren. Dass diese Gele- genheit nicht genutzt wird, zeigt, wie sehr der Mensch sich verhärtet hat. Wie stark der Schmerz durch den Stich des Skorpions auch ist, er denkt nicht daran, zu Gott zu gehen und Ihn um Gnade anzuflehen (V. 20; 16,9).
Der Stich der Skorpione ist kein buchstäblicher Stich, so wie es sich auch nicht um buchstäbliche Skorpione handelt. Die Heuschrecken sind eben- falls keine buchstäblichen Heuschrecken. Es geht um Symbole für Wesen, die in extrem sadistischer Weise vorgehen werden. Sie haben ein teufli- sches Vergnügen daran, Menschen in einer Weise zu peinigen, dass sie den Tod suchen, weil sie glauben, dass sie dann von den Folterschmerzen frei sind. Doch der Tod, die letzte Waffe Satans, entzieht sich ihnen, so dass die Qualen weiter fortdauern.
Die Qual, die verursacht wird, besteht aus höllischen Lehren, die die Men- schen in ihren Herzen und Gewissen foltern werden und denen sie sich nicht entziehen können. Dass sich dämonische Einflüsse ihrer bemächtigt haben, ist die Folge davon, dass sie sich dem Okkultismus, dem Spiritis- mus, der Magie und der Wahrsagerei geöffnet haben. Diese Strömungen finden zunehmend Anhänger. Menschen, die sich ihnen hingeben, werden mit Wahnsinn geschlagen werden. Sie werden versuchen, Selbstmord zu üben, um davon befreit zu werden, doch das wird ihnen nicht gelingen.
Dann folgt eine Beschreibung dieser dämonischen Mächte. Die Beschrei- bung macht deutlich, dass sie kriegssüchtig und aggressiv sind. Pferde sind ein gutes Symbol dafür. In einigen Ländern werden Heuschrecken Pferd- chen genannt, weil ihre Köpfe Pferdeköpfen gleichen (vgl. Hiob 39,23). Sie sind auch nicht zu stoppen, sondern ziehen siegend weiter, was man an ih- ren Köpfen erkennen kann, auf denen etwas „wie Kronen gleich Gold“ war. Das zeigt zugleich, dass sie Königswürde beanspruchen. „Ihre Angesichter waren wie Angesichter von Menschen“: Sie handeln mit Einsicht. Diese Einsicht haben sie durch den jahrhundertelangen Umgang mit Menschen erworben. Sie präsentieren ihre verderblichen Lehren, die entsetzliche Schmerzen verursachen, sehr glaubhaft und menschlich (Menschenrechte, Rechte von Kindern, Recht auf Privatsphäre), doch das geschieht, um Gott vom Thron zu stürzen. Hinter diesem „menschlichen Angesicht“ stecken dämonische Mächte, die ihre wahre Natur verbergen.
Außerdem haben sie „Haare wie Frauenhaare“. Das kann nur bedeuten, dass es um langes Haar geht. Das „Material“ ist kein anderes als das bei dem Mann. Wenn du nachschaust, was über das lange Haar der Frau in 1. Korinther 11 geschrieben steht, kannst du in Verbindung mit dieser Er- wähnung des Frauenhaares zwei Aspekte im Auftreten dieser Wesen er- kennen.
Erstens haben sie ein angenehmes, scharmantes Auftreten, so wie das lange Haar der Frau ihr Schmuck ist und sie anziehend macht. Zweitens macht das deutlich, dass es abhängige Mächte sind, die nicht eigenmäch- tig operieren, sondern in Wirklichkeit ihrem Fürsten, dem Satan unterwor- fen sind. Diese Abhängigkeit von Satan zeigt sich auch darin, dass sie Zäh- ne wie Löwen haben. Das bedeutet, dass ihr Vorgehen die wilde, grausa- me und zerreißende Kraft von Löwen hat.
In ihrer gnadenlosen Grausamkeit sind sie zudem für jeden Widerstand unangreifbar. Ihr eiserner Panzer zeigt, dass sie unverwundbar sind. Er zeigt auch ihre Gefühllosigkeit und Herzlosigkeit, das völlige Fehlen von
Erbarmen. Entweder haben sie kein Gewissen oder es ist verhärtet. Ihr Kriegsgerassel ist angsteinjagend (Joel 2,4-6). Ihr Ziel ist Krieg ohne Er- barmen. Sie werden von Satan angepeitscht, während sie Terror und Angst bei ihren Opfern bewirken.
Die Beschreibung endet mit dem nochmaligen Hinweis darauf, dass es da- rum geht, den Menschen Schaden zuzufügen, und dass ihnen dafür eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht. Das Gift befindet sich in ihren Schwän- zen. Das wird hier deutlich. Schwänze stehen für falsche Lehren (Jes 9,14.15). Sie verursachen geistige Schäden durch die Verbreitung falscher Lehren, die enorme Schmerzen bewirken. Das Gift kommt aus dem Ab- grund. Der abtrünnige Teil Israels wird Lehren und Grundsätze, die aus dem Abgrund hervorkommen, annehmen, und die bewirken in ihrer Seele und in ihrem Gewissen unerträgliche Ängste.
Dieser Vers macht deutlich, dass sie unter einem Anführer stehen und also nicht unabhängig und nach eigenem Ermessen vorgehen. Der Engel des Abgrunds ist ihr König. Sie stehen unter seiner Herrschaft. Er ist der kon- trollierende Intellekt und der verborgene Organisator dieser zerstöreri- schen Schlachtordnung. Sein Name wird sowohl auf Hebräisch als auch auf Griechisch genannt. Möglicherweise weist sein hebräischer Name auf die Verbindung des Antichrists mit dem abgefallenen jüdischen Volk hin und sein griechischer Name auf die Verbindung des Antichrists mit dem abge- fallenen Christentum.
Die Namen haben dieselbe Bedeutung. „Abaddon“ bedeutet Verderben und bezieht sich mehr auf das Ergebnis seines Wirkens. „Apollyon“ bedeu- tet Verderber und bezieht sich mehr auf die Person selbst. Es kann nie- mand anders sein als Satan (Joh 8,44). Er ist der Engel des Abgrunds, dar- gestellt in dem Stern (vgl. Jes 14,12), der vom Himmel gefallen ist (V. 1). Er beseelt den Antichrist und das Tier.
Das erste „Wehe“, die fünfte Posaune, ist damit zu Ende gekommen. Die Katastrophen, die die Heuschrecken aus dem Abgrund verursachten, soll- ten ja auch lediglich fünf Monate dauern. Es kann sein, dass es eine kurze Unterbrechung gibt, bevor das nächste „Wehe“ ertönt. Danach muss noch ein weiteres „Wehe“ kommen. Das findet erst in Kapitel 11 statt, wenn der siebte Engel posaunt (11,15–18).
Mit einem „Siehe“ wird die Aufmerksamkeit besonders darauf hingelenkt, dass nach diesem „Wehe“ noch zwei „Wehe“ kommen. So schrecklich das erste „Wehe“ auch war, die beiden anderen werden folgen. Das zweite „Wehe“ ist die sechste Posaune; dieses Gericht hat erneut Bezug auf das Römische Reich und steht in Verbindung mit dem zweiten (griechischen) Namen im vorhergehenden Vers. Nach dem Gericht an den abtrünnigen Juden unter dem ersten „Wehe“, folgt nun das Gericht an den abtrünnigen Christen.