Behandelter Abschnitt Jos 22,21-29
Verse 21–29 | Warum der Altar gebaut wurde
21 Und die Kinder Ruben und die Kinder Gad und der halbe Stamm Manasse antworteten und sprachen zu den Häuptern der Tausende Israels: 22 Der Gott der Götter, der HERR, der Gott der Götter, der HERR, er weiß es, und Israel soll es wissen: Wenn [es] aus Empörung und wenn [es] aus Treulosigkeit gegen den HERRN [geschehen ist] – so mögest du uns nicht retten an diesem Tag! –, 23 dass wir uns einen Altar gebaut haben, um uns von der Nachfolge des HERRN abzuwenden, und wenn [es geschehen ist], um Brandopfer und Speisopfer darauf zu opfern, und wenn, um Friedensopfer darauf zu opfern, so möge der HERR es fordern! 24 Und wenn wir nicht aus Besorgnis vor einer Sache dies getan haben, indem wir sprachen: Künftig werden eure Kinder zu unseren Kindern sprechen und sagen: Was geht euch der HERR, der Gott Israels, an? 25 Der HERR hat ja eine Grenze, den Jordan, zwischen uns und euch gesetzt, ihr Kinder Ruben und ihr Kinder Gad; ihr habt kein Teil an dem HERRN! Und so würden eure Kinder machen, dass unsere Kinder aufhörten, den HERRN zu fürchten. 26 Und so sprachen wir: Wir wollen uns doch daran machen, den Altar zu bauen, nicht für Brandopfer und nicht für Schlachtopfer; 27 sondern ein Zeuge soll er sein zwischen uns und euch und zwischen unseren Geschlechtern nach uns, damit wir den Dienst des HERRN vor ihm verrichten mit unseren Brandopfern und mit unseren Schlachtopfern und mit unseren Friedensopfern und damit nicht eure Kinder künftig zu unseren Kindern sagen: Ihr habt kein Teil an dem HERRN! 28 Und wir sprachen: Geschieht es, dass sie künftig zu uns oder zu unseren Geschlechtern [so] sprechen, so werden wir sagen: Seht das Abbild des Altars des HERRN, das unsere Väter gemacht haben, nicht für Brandopfer und nicht für Schlachtopfer, sondern ein Zeuge [sollte] er [sein] zwischen uns und euch! 29 Fern sei es von uns, dass wir uns gegen den HERRN empören und uns heute von der Nachfolge des HERRN abwenden, indem wir einen Altar bauen für Brandopfer, für Speisopfer und für Schlachtopfer, außer dem Altar des HERRN, unseres Gottes, der vor seiner Wohnung ist!
Die zweieinhalb Stämme regen sich über die Anschuldigungen nicht auf. Sie antworten in Ruhe. Ihre Antwort beruhigt die anderen Stämme. Sie wollen in keinerlei Hinsicht Götzendienst einführen. Sie wollen auch in keinerlei Weise dem HERRN auf diesem Altar opfern. Sie verstehen, dass es nur einen Altar gibt. Sie wollen durch dieses sichtbare Zeichen nur für ihre Kinder ein Zeugnis der Einheit aufrichten.
Das ist gut gemeint, aber nicht richtig. Die Absicht, Einheit zu bezeugen, wird nach menschlicher Form ausgeführt. Beispiele dafür sehen wir in Glaubensbekenntnissen. Diese wurden immer aufgesetzt, um ein Zeugnis gegen Irrlehren abzulegen und um die Einheit des Volkes Gottes zu bewahren. Sie sind aus dem ehrenwerten Wunsch entstanden, die Einheit in der Lehre für das ganze Volk festzulegen. Doch es ist ein menschliches Werk.
Die Geschichte hat gelehrt, dass Glaubensbekenntnisse auf die gleiche Stufe mit der Schrift und sogar über sie gestellt werden. Sie spielen in kirchlichen Kreisen eine entscheidende Rolle, man muss sie im Allgemeinen unterzeichnen, um zu der Kirche gehören zu dürfen. Dadurch haben sie Trennung gebracht statt Einheit. Es sind gutgemeinte, aber doch menschliche Mittel, um die Einheit zu bewahren. Die größten Irrlehrer unterzeichnen die Glaubensbekenntnisse und können bleiben. Jede Form von Einheit, die durch Menschen aufgerichtet und als Voraussetzung benutzt wird, Einheit zu erleben, schafft nicht Einheit, sondern Trennung.
Nicht ein Scheinaltar bewirkt Einheit, sondern der Altar an dem Ort, den der HERR erwählt hat. Der Altar der zweieinhalb Stämme ist ein Symbol einer Scheineinheit. Die Evangelische Allianz ist solch eine Scheineinheit. Das gemeinsame Organisieren großer Evangelisationsveranstaltungen durch allerlei Kirchen und Gruppen ruft ein Bild der Einheit aller beteiligten Leute hervor, aber nach der Kampagne geht jeder wieder in seine eigene Kirche, um da das eigene Abendmahl zu feiern. Es ist kurze Zeit ein Altar eines Zeugnisses von Einheit gewesen, aber er ist ebenso schnell auch wieder verschwunden. Am Altar der Anbetung an dem Ort, wo der Herr Jesus ist, ist man nicht erschienen.
Die Scheineinheit ist nicht lange bewahrt worden. Die Stämme jenseits des Jordan sind als Erste in die Zerstreuung weggeführt worden (1Chr 5,26). Wir können daraus lernen, dass unsere Einheit als Christen nicht durch menschliche Mittel Gestalt annimmt. Der Herr hat in seinem Wort deutlich gemacht, wie wir die Einheit der Gläubigen sichtbar machen können. Wir zeigen die Einheit, indem wir das Mahl des Herrn an seinem Tisch feiern: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot“ (1Kor 10,16.17).