Behandelter Abschnitt Heb 13,14-25
Verse 14-15 Letzte Ermahnungen, Segenswünsche und Grüße
Der Schreiber untermauert den Aufruf, zu Ihm hinauszugehen, durch einen Hinweis auf das Ziel der Pilgerreise. Die Hebräer brauchten es nicht als Verlust anzusehen, wenn sie dem irdischen Jerusalem und dem ganzen Gottesdienst, der dort ausgeübt wurde, den Rücken zukehrten. Wegen der Verwerfung des Herrn Jesus hatte er gänzlich ausgedient. Jedes Verlangen danach war fehl am Platz. Jerusalem war keine bleibende Stadt. Die Stadt würde bald dem Erdboden gleichgemacht werden (Lk 21,20). Den Tempel würde dasselbe Los treffen (Mt 24,1.2). Sie sollten nicht zurückblicken, sondern nach vorn schauen (Kap. 11,15.16). Sie waren auf der Suche nach der zukünftigen Stadt. Dorthin sollte ihr ungeteiltes Verlangen sich richten, auch wenn die Stadt noch so weit entfernt schien und der Weg dorthin noch so schwierig würde. Wenn sie sich durch die Dinge, die sie hinter sich gelassen hatten, ablenken ließen, würden sie den Weg verlieren.
Nachdem der Schreiber ihr Auge wieder auf das rechte Ziel gerichtet hat, gibt er ihnen einen wunderschönen Ansporn. Dachten sie, dass ihre ungläubigen Volksgenossen besser dran waren mit einem Opferdienst, wo buchstäblich Tiere geopfert wurden? Dann musste dieser Gedanke korrigiert werden. Denn es war ein großes Vorrecht, nicht nur ab und zu bei besonderen Gelegenheiten Gott Opfer darzubringen, sondern das immer tun zu können. Und es ging schon gar nicht um greifbare Opfer, sondern sie durften Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen. Das geht viel tiefer, es kommt aus dem Herzen und geht zum Herzen Gottes.
Der Grund liegt in Christus und in seinem Werk. Durch Ihn kannst auch du Gott loben und preisen. Das geschieht nicht mit großem Aufwand, sondern indem du aussprichst, was du in dem Herrn Jesus gefunden hast. Gott sieht es gerne, dass du kommst und Ihm etwas über seinen Sohn erzählst. Er findet es schön, wenn du seinen Namen vor den Menschen der Welt bekennst. Und es ist eine besondere Freude für sein Herz, wenn du einen beständigen Lobpreis auf den Lippen hast, der für Ihn bestimmt ist.
Gott findet es auch schön, wenn du an andere denkst. Er möchte, dass du außer geistlichen Opfern auch materielle Opfer bringst. Die geistlichen Opfer kannst du Ihm bringen, die materiellen Opfer anderen. „Wohltun“ bedeutet, dass man jemandem Gutes zukommen lässt, eine gute Tat vollbringt. Dabei geht es nicht nur um das Geben von Gaben, es kann auch eine Geste oder ein Wort sein. Das „Mitteilen“ hat die Bedeutung, dass du das, was du besitzt, mit anderen teilst, die es nötig haben. Es geht also um Wohltun in der allgemeinen Bedeutung und darum, alles miteinander zu teilen. Du siehst das wunderschön bei den ersten Christen (Apg 2,44; 4,34). Ich fürchte, dass diese Gesinnung nur noch selten zu finden ist. Aber Gott hat noch immer Wohlgefallen daran. Irdischer Besitz bekommt so einen reichen Sinn und gibt auf diese Weise eine tiefe Befriedigung. Wenn du zu diesen Opfern bereit bist und sie bringst, wirst du selbst dadurch erfrischt werden (Spr 11,25). Gott ist ein gebender Gott. Ist es nicht ein Vorrecht, Ihm darin zu folgen?
Im Geben kannst du also Gott folgen. Auf der Erde gibt es Menschen, denen du folgen, das heißt gehorchen, musst. Das sind deine Führer. Siehst du, dass das Wort „Führer“ Mehrzahl ist? Es geht also nicht um einen Pastor, einen geschulten Jemand oder um jemanden, der sich selbst zum Führer aufwirft. Es geht um reife, geistliche Gläubige, die Gott belehrt, gebildet und seiner Gemeinde gegeben hat. Ihnen musst du gehorchen, wo sie dir anhand des Wortes Gottes vorstellen, wie Dinge zu geschehen haben. Dann werden sie ihre Arbeit nicht mit Seufzen, sondern mit Freude tun. Du musst ihnen fügsam sein. Das mag nicht mehr in die heutige Zeit passen, aber es ist völlig biblisch und bringt Segen. In vielen christlichen Familien spiegelt sich der Zeitgeist wider. Kinder gehorchen nicht mehr, und von Fügsamkeit ist keine Rede. Statt zu gehorchen, verhandeln Kinder mit den Eltern. Das bringt dem Kind vielleicht das begehrte Resultat, aber es ist ein enormer Verlust für die Eltern. Auch wird sich in der Zukunft häufig zeigen, dass ein solcher Umgang miteinander einer radikalen Bekehrung des Kindes im Weg steht. Andererseits bedeutet die Aufforderung zum Gehorchen und zur Fügsamkeit nicht Kadavergehorsam. Danke Gott für Brüder, die Führer sind. Das wird es einfacher machen, auf sie zu hören. Wenn du nicht auf sie hörst, bringt dir das keinen Nutzen, sondern wird zum Schaden für dich sein.
Bete für die Führer, die du kennst. Sie haben Fürbitte nötig. Wenn Führer darum bitten, dass wir für sie beten, können sie das nur tun, wenn sie ein gutes Gewissen haben. Wenn sie kein gutes Gewissen haben, stehen sie nicht richtig vor Gott und können sie anderen auch keine Hilfe sein. Dann müssen sie erst die Last von ihren Gewissen wegtun. Was den Schreiber betrifft, so war das nicht angesagt. Er verlangte danach, die Gläubigen, an die er schrieb, zu sehen. Auch kannte er die Kraft der Fürbitte, denn er spornt sie an, umso mehr Fürbitte zu tun, damit er desto schneller wieder bei ihnen wäre.
Der Schreiber kommt zum Abschluss. Er lenkt den Blick auf den Gott des Friedens. Wunderschöner, beruhigender Ausdruck: der Gott des Friedens. Er besitzt vollkommenen Frieden und gibt ihn jedem, der Ihm vertraut. Es gibt nichts, was Ihn in Verwirrung bringt. Sein Friede kann dein Friede sein. Er will ihn dir geben (Phil 4,7; Joh 14,27). Durch das Werk des Herrn Jesus kann Er seinen Frieden allen geben, die an seinen Sohn glauben. Dieser Friede ist ewig. Es ist auch der Friede, der im Friedensreich auf der ganzen Erde da sein wird. Nach diesem Friedensreich ist in dem ganzen Brief Ausschau gehalten worden. Hier am Ende des Briefes liest du noch einmal von der Grundlage jenes Reiches: dass Gott den Herrn Jesus aus den Toten wiedergebracht hat. Dadurch konnte ein neuer Bund kommen, der auch ewig ist. Dieser Bund kann nicht scheitern, weil er auf das Blut Christi gegründet ist, das für ewig seinen Wert behält.
Ist es nicht schön, von dem Herrn Jesus zu lesen, dass Er „der große Hirte der Schafe“ ist? Als „der große Hirte“ ist Er aus den Toten auferstanden, und Er führt seine Herde durch die Welt hin zu dieser anderen Welt, wo Er schon ist. Es ist seine Herde geworden, weil Er für sie „der gute Hirte“ ist, der sein Leben für sie gelassen hat (Joh 10,11). Und wenn Er kommt, um das Friedensreich aufzurichten, wird Er das tun als der „Erzhirte“ (1Pet 5,4). Beachte, dass der Schreiber vom Herrn Jesus als von „unserem Herrn Jesus“ spricht. Darin spürst du seine Zuneigung zu Ihm, eine Zuneigung, die er durch das Wörtchen „unser“ auch bei den Lesern voraussetzt.
Der Wunsch des Schreibers ist, dass der Gott des Friedens die Gläubigen in jedem guten Werk vollendet, damit sie Gottes Willen tun. Mit weniger ist er nicht zufrieden, weil Gott nicht weniger zusteht. Du bist auf der Erde, um Gutes zu tun und es so zu tun, dass nichts daran fehlt. Das wird der Fall sein, wenn du fleißig bist, Gottes Willen zu erfüllen. Es ist Gottes Wille, dass du auf der Erde zu seiner Ehre bist. Er will dich bei sich in der Herrlichkeit haben. Auf dem Weg dorthin möchte Er, dass du als Glied seiner Herde bei der Herde und bei dem Hirten bleibst. Im Licht des Briefes hat sein Wille damit zu tun, dass du verwirklichst, was du geworden bist, nämlich ein Sohn und ein Priester. Er will, dass du dich als Sohn verhältst und dass du Ihn als Priester ehrst.
Ich kann mir denken, dass du dich fragst, wie du das tun sollst. Gelingt das denn? Dieses Gefühl habe ich auch. Gott kennt diese Frage. Er hat auch eine Antwort darauf. Die Antwort besteht in der Zusage seiner Hilfe. Er bewirkt in uns, was vor Ihm wohlgefällig ist (vgl. Phil 2,12.13)! Du brauchst dich Ihm also nur zu öffnen und dein Herz mit seinem Wort zu füllen. Dann wird es voll von Christus und bewirkt in deinem Leben, was Gott wohlgefällig ist. Wenn alles, was dich selbst betrifft, in den Hintergrund getreten ist und Gott und Christus groß vor dir stehen, kannst du nicht anders als jubeln: „Ihm sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Im Licht dieses Ausrufs ist die Bemerkung des Schreibers zu sehen, dass er „mit kurzen Worten“ geschrieben hat. Obwohl der Brief doch ziemlich lang ist, hat er darin Themen behandelt, die unerschöpflich sind. Er hat alle seine Themen nur anreißen können (vgl. Kap. 11,32). Nur das Notwendigste ist an die Reihe gekommen, das, was für die Hebräer und auch für uns nötig war. Wir dürfen immer mehr darin entdecken.
Alles, was er geschrieben hat, hat er in Form einer Ermahnung geschrieben. Er ermahnt oder ermuntert sie, das zu ertragen. Eine Ermahnung zu ertragen, ist sehr wichtig, wenn du geistlich wachsen willst. Es bedeutet nicht, dass du dir die Ermahnung freundlich anhörst und dann nichts damit machst, sondern dass du die Ermahnung zu Herzen nimmst.
Der Schreiber hat noch Neues über Timotheus mitzuteilen. Er wusste, dass sie Interesse an ihm hatten und dass sie sich freuen würden, wenn er zusammen mit ihm käme. Es ist schön, deine Geschwister über andere Gläubige zu informieren, weil du weißt, dass sie daran Interesse haben.
Die Verbundenheit des Schreibers mit der Gemeinschaft, an die er schreibt, kommt auch in den Grüßen zum Ausdruck, die er ausrichtet. Er bittet seine Leser, ihre Führer und alle Heiligen zu grüßen. Die Verbundenheit der Gläubigen kennt keine Landesgrenzen, sondern ist international. Aus Italien grüßen die Gläubigen über den Schreiber ihre Mitgläubigen in Israel. Die Verbindung ist da durch den Herrn Jesus, durch Ihn sind alle Gläubigen eine Einheit, eine Familie.
Der Schreiber verabschiedet sich mit dem Wunsch, dass die Gnade mit ihnen allen sein möge, denn nur durch die Gnade ist es möglich, den Weg des Glaubens bis zu Ende zu gehen.