Behandelter Abschnitt 5Mo 29,15-27
Verse 15–27 | Wie das Volk alles verlieren kann
15 Denn ihr wisst ja, wie wir im Land Ägypten gewohnt haben und wie wir mitten durch die Nationen gezogen sind, durch die ihr gezogen seid; 16 und ihr habt ihre Scheusale gesehen und ihre Götzen [aus] Holz und Stein, Silber und Gold, die bei ihnen sind, 17 dass kein Mann oder [keine] Frau oder [keine] Familie oder [kein] Stamm unter euch sei, dessen Herz sich heute von dem HERRN, unserem Gott, abwende, um hinzugehen, den Göttern jener Nationen zu dienen; dass nicht eine Wurzel unter euch sei, die Gift und Wermut trage, 18 und es geschehe, wenn er die Worte dieses Eidschwurs hört, dass er sich in seinem Herzen segne und spreche: Ich werde Frieden haben, wenn ich auch in der Verhärtung meines Herzens wandle! – damit zugrunde gehe das Getränkte mit dem Durstigen. 19 Nicht wird der HERR ihm vergeben wollen, sondern dann wird der Zorn des HERRN und sein Eifer rauchen gegen diesen Mann; und der ganze Fluch, der in diesem Buch geschrieben ist, wird auf ihm ruhen, und der HERR wird seinen Namen unter dem Himmel austilgen; 20 und der HERR wird ihn aus allen Stämmen Israels zum Unglück aussondern, nach all den Flüchen des Bundes, der in diesem Buch des Gesetzes geschrieben ist. 21 Und das künftige Geschlecht, eure Kinder, die nach euch aufkommen werden, und der Ausländer, der aus fernem Land kommen wird, werden sagen, wenn sie die Plagen dieses Landes sehen und seine Krankheiten, womit der HERR es geschlagen hat, 22 dass sein ganzes Land Schwefel und Salz, ein Brand, ist, dass es nicht besät wird und nichts sprossen lässt und keinerlei Kraut darin aufkommt, gleich der Umkehrung von Sodom und Gomorra, Adama und Zeboim, die der HERR in seinem Zorn und in seinem Grimm umkehrte – 23 und alle Nationen werden sagen: Warum hat der HERR diesem Land so getan? Weshalb diese große Zornglut? 24 Und man wird sagen: Weil sie den Bund des HERRN, des Gottes ihrer Väter, verlassen haben, den er mit ihnen geschlossen hatte, als er sie aus dem Land Ägypten herausführte, 25 und hingingen und anderen Göttern dienten und sich vor ihnen niederbeugten, Göttern, die sie nicht kannten und die er ihnen nicht zugeteilt hatte, 26 da entbrannte der Zorn des HERRN über dieses Land, so dass er den ganzen Fluch darüber gebracht hat, der in diesem Buch geschrieben ist; 27 und der HERR hat sie herausgerissen aus ihrem Land im Zorn und im Grimm und in großem Unwillen und hat sie in ein anderes Land geworfen, wie [es] an diesem Tag [ist].
In diesen Versen wird vorgestellt, wie wir alles wieder verlieren können. In Vers 17 werden die Gefahren dazu zusammengefasst. Zuerst verlieren wir unsere Segnungen, wenn wir wieder ein Auge haben für die Dinge, die außerhalb des Volkes in der Welt gefunden werden. Zweitens verlieren wir unsere Segnungen nicht durch das, was von außen kommt, sondern durch das, was im Innersten des Menschen sein kann: eine Wurzel der Bitterkeit.
Verfall kommt durch das, was von außen nach innen eindringt und durch das, was aus uns selbst zum Vorschein kommt. Wenn wir ein Auge für die Dinge der Welt haben und dadurch angezogen werden, werden die inneren Auswirkungen nicht ausbleiben. Wenn Gläubige gegeneinander verbittert werden, ist das oft deshalb, weil die Welt Eingang erhalten hat im Denken (Heb 12,15).
Gift oder Galle ist der Name einer intensiv bitteren Pflanze, die besonders schnell wächst. Wermut ist wahrscheinlich der sehr bittere Aufguss dieser Pflanze. Er wird in der Bibel häufig genannt als ein Hinweis auf Bitterkeit (Jer 9,14; 23,15; Klgl 3,15.19; Amos 5,7; 6,12; Off 8,10.11). Dieses Gift (oder Galle) wirkte als eine Art Opium. Darum wurde es auch zum Betäuben solcher gebraucht, die hingerichtet wurden (Mt 27,34).
Wenn Bitterkeit vorhanden ist, kommen abtrünnige Gedanken. Das bringt Menschen dazu, über Frieden zu sprechen (vgl. Jer 23,17), obwohl kein Friede vorhanden ist, im Gegenteil, das Verderben steht vor der Tür (1Thes 5,3). Der Herr wird solchen Menschen nicht vergeben und sie nicht verschonen.
Es geht in den Versen 18–20 um einen Einzelnen. Die Verantwortung des Einzelnen wird in den Vordergrund gestellt. Weil das Volk untreu ist und das Böse nicht aus der Mitte weg tut, wird der HERR diesen Einzelnen zur
Rechenschaft ziehen. Aber dann sehen wir, wie Mose in seiner Ansprache von dem Einzelnen, der von Gott ausgetilgt wird, zu dem ganzen Volk übergeht, das aus dem Lande herausgerissen und weggetrieben würde.
Gott tilgt das Volk nicht aus, sondern „wirft sie weg“ (Vers 27). In der Geschichte des Volkes wurde das leider Wirklichkeit. Die zehn Stämme wurden nach Assyrien weggeführt und die zwei Stämme nach Babel. Dadurch erfährt das Volk die realen Folgen wegen des Verlassens der Segnungen. Gott sorgt dafür, dass sie nichts mehr genießen können in seinem Land und an seinem Wohnplatz. In einer Anwendung auf uns können wir sagen, dass Er von Gläubigen, die untreu sind, die Kenntnis wegnimmt über den wahren Platz des Gläubigen in den himmlischen Örtern und über den Platz, an welchem der Herr die Seinen um sich versammelt. Das sind die beiden zentralen Themen dieses Buches.