Behandelter Abschnitt 1Kor 6,7-13a
Alles ist mir erlaubt, aber …
Es war sehr schade, dass es in Korinth niemand gab, der bei einem unwichtigen Streit ein Urteil fällen konnte. Wenn jemand da gewesen wäre, hätte der Streit beendet werden können. Aber leider gab es eine solche Person nicht, und weil die streitenden Brüder ihr jeweiliges Recht behaupten wollten, gingen sie zu einem ungläubigen Richter. Was für ein Zustand!
Allerdings hätte es noch eine andere Möglichkeit gegeben, den Streit zu beenden, nämlich wenn einer der beiden einfach der Geringste hätte sein wollen. Es ist doch eigentlich unfassbar, dass sich Gläubige über irgendwelche belanglosen Dinge streiten. Warum erleiden wir nicht lieber Unrecht? Mag der andere doch seinen Vorteil haben und dabei glücklich sein. Aber dazu muss man sich selbst überwinden, denn es erfordert Mühe, so zu reagieren. Wir wollen alle gern das haben, worauf wir ein Recht zu haben meinen. Es liegt uns durchaus nicht, der Geringste zu sein. Aber wir haben ein großartiges Vorbild in dem Herrn Jesus. Er hat nie seine Rechte gefordert, sondern Unrecht erlitten und sich übervorteilen lassen. Er wusste, dass es nicht an der Zeit war, für seine eigenen Rechte zu kämpfen. Und Er kannte seine Rechte genau. Aber Er wartete – und wartet noch immer – auf die Zeit seines Vaters. Und tatsächlich, für alles Unrecht, das du hier freiwillig erduldest, wird dich der Vater zu seiner Zeit entschädigen.
Wenn es dir gelingt, Unrecht zu erdulden oder dich übervorteilen zu lassen, bleibst du auch davor bewahrt, einem anderen Unrecht zu tun. Paulus musste den Korinthern den Vorwurf machen, dass sie selbst Unrecht taten und andere übervorteilten, und das unter Brüdern. So sind wir Gläubigen von Natur. Wir können ein sehr starkes Gerechtigkeitsgefühl haben, wenn es um unsere eigenen Interessen geht. Wir treten dann scheinbar für das Recht ein, das wir ja auf unserer Seite haben, während wir in Wirklichkeit unserem Bruder Unrecht tun und ihn übervorteilen.
Paulus nimmt das sehr ernst. Unrecht tun bedeutet, dass man einem Ungerechten gleicht. Und ein Ungerechter kommt nicht in das Reich Gottes – ebenso wenig wie ein Hurer und all die anderen, die die abscheulichen Sünden tun, die Paulus in den Versen 9 und 10 aufzählt. Das ist doch sehr ernst, was Paulus hier sagt. Er stellt den, der seinem Bruder Unrecht tut, auf eine Stufe mit dem, der diese schrecklichen Sünden tut. Und er verleiht seinen Worten besonderen Nachdruck, wenn er sagt: „Irrt euch nicht!“
Es geht um das Erben des Reiches Gottes. In diesem Reich gibt es keinen Raum für irgendeinen Sünder. Dort sind nur Menschen zu Hause, die mit ihrer sündigen Vergangenheit gebrochen haben und jetzt für Gott leben wollen. Wenn du wieder in alte Sünden zurückfällst, musst du das sofort bekennen und erneut damit brechen. Es ist nötig, dass du wieder einmal daran erinnert wirst, was du früher warst. Gleichzeitig wirst du dann auch daran erinnert, was dabei überhaupt mit dir geschehen ist: Du bist (a) gewaschen, (b) geheiligt und (c) gerechtfertigt.
Das Erste ist: Deine Sünden sind durch das Blut des Herrn Jesus abgewaschen. Alles Böse ist weggetan.
Das Zweite ist: Du bist geheiligt, d. h. Gott will dich jetzt für sich haben, damit du für Ihn lebst. Du musstest zuerst gewaschen werden, denn als du noch in der Sünde lebtest, konnte Gott nichts mit dir anfangen.
Das Dritte ist: Du bist auch gerechtfertigt. Gott hat dich nicht nur von der Welt gelöst, damit du in der Welt für Ihn lebst, sondern Er hat dich auch mit sich selbst in Verbindung gebracht, weil Er dich als gerecht erklärt hat und dich so betrachtet, als hättest du nie gesündigt. Du darfst und kannst jetzt sehr nah bei Ihm sein.
Du verstehst sicher, dass diese großartigen Dinge nicht geschehen sind, weil du so gut warst. Gott konnte das „in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes“ tun. Nur aufgrund dessen, wer der Herr Jesus ist, und durch das Werk, das
Er vollbracht hat, konnte Gott so mit dir handeln. Und der Geist Gottes, der in dir wohnt, gibt dir die Gewissheit, dass Gott so mit dir gehandelt hat.
Der Zusammenhang zwischen den Versen 11 und 12 ist folgender. Gott hat uns radikal der Sphäre von Vers 10 entzogen. Wie Er das getan hat, steht in Vers 11. In Vers 12 folgt dann die Beschreibung einer anderen Situation: die der christlichen Freiheit. Doch Paulus zeigt in den Versen, die dann folgen, dass diese christliche Freiheit falsch gebraucht werden kann. „Alles ist mir erlaubt.“ Tatsächlich. Allerdings wird beide Male etwas hinzugefügt. Das geschieht nicht, um deine Freiheit einzuschränken, sondern damit du richtig damit umgehst. Die erste Ergänzung lautet: „aber nicht alles ist nützlich.“ Bedenke, ob es nützlich ist, wenn du etwas tun willst, was an sich nicht sündig oder böse ist. Wenn ich an meine Kinder oder an andere junge Leute denke, kann es sein, dass ich dadurch ein schlechtes Vorbild abgebe. Beachte, dass Paulus hier in der Ich-Form spricht. Es geht um deinen und meinen persönlichen Gebrauch der christlichen Freiheit.
Die zweite Ergänzung ist: „aber ich will mich von keinem beherrschen lassen.“ Wenn du nicht richtig mit deiner Freiheit umgehst, kommst du erneut unter ein Gesetz. Du wirst dann feststellen, dass Dinge, die durchaus erlaubt sind, Macht über dich bekommen. Kann ich etwas wirklich tun, ohne süchtig zu werden? Wenn ich süchtig werde, bin ich nicht mehr Herr über mich selbst, sondern ist das, worin ich versklavt bin, Herr über mich.
In Vers 13 spricht Paulus von Speisen. Viele Menschen lassen sich von ihrem Bauch leiten. Gut und viel essen ist für sie ganz wichtig. Essen ist natürlich erlaubt; Gott gibt es zur Erhaltung deines Körpers. Du darfst dein Essen genießen und Gott dafür danken (1Tim 4,3). Aber auch hier gilt: Wie gehst du damit um, welchen Stellenwert hat es in deinem Leben? Bei Isaak und Esau
B. hatte der Appetit auf etwas Leckeres üble Folgen. Sie gingen nicht richtig mit dem Essen um. Esau verkaufte für ein Linsengericht sein Erstgeburtsrecht (1Mo 25,29-34). Von Isaak liest man:
„Wildbret war nach seinem Mund“ (1Mo 25,28). Wegen seiner Vorliebe für leckeres Essen beschloss er, Esau gegen den Willen Gottes zu segnen (1Mo 25,28; 27,3.4). Hier hast du ein paar Beispiele von Menschen, die nicht sagen konnten: „Ich will mich von keinem beherrschen lassen.“ Sie waren nicht mehr Herr über sich selbst und taten Dinge, die sie später sehr bedauert haben.
Die Speisen sind für den Bauch und der Bauch für die Speisen, Gott aber wird beide zunichte machen. Das hat nichts mit einer Vernichtung des Menschen zu tun. Jeder Mensch bleibt in Ewigkeit bestehen, entweder im Himmel oder in der Hölle. Hier geht es darum, dass der Bauch und die Speisen im Himmel keine Funktion mehr haben. Die Korinther zogen daraus den falschen Schluss, dass es also nicht wichtig sei, was man mit seinem Körper tat. Aber darüber erfährst du im folgenden Abschnitt mehr.