Behandelter Abschnitt Joh 8,37-47
Verse 37-47 Nachkommen Abrahams, aber Kinder des Teufels
37 Ich weiß, dass ihr Abrahams Nachkommen seid; aber ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort keinen Raum in euch findet. 38 Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe, und ihr nun tut, was ihr von eurem Vater gehört habt. 39 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Jesus spricht zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, würdet ihr die Werke Abrahams tun; 40 jetzt aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der die Wahrheit zu euch geredet hat, die ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan. 41 Ihr tut die Werke eures Vaters. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht durch Hurerei geboren; wir haben einen Vater, Gott. 42 Jesus sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn ich bin auch nicht von mir selbst aus gekommen, sondern er hat mich gesandt. 43 Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt. 44 Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Er war ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und ihr Vater. 45 Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht. 46 Wer von euch überführt mich der Sünde? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? 47 Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Darum hört ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.
Sie sagen, dass sie Abrahams Nachkommen sind (V. 33). Das weiß und anerkennt der Herr auch. Er weiß, dass sie, was ihre leibliche Abstammung betrifft, Nachkommen Abrahams sind. Das bedeutet aber nicht, dass sie auch den Glauben Abrahams besitzen. Sie zeigen das Gegenteil, denn sie trachten danach, Ihn zu töten. Das liegt daran, dass sein Wort keinen Raum in ihnen findet. Wer sich dem Wort des Herrn verschließt, wird zu einem Mörder des Herrn. Dadurch beweisen sie, dass sie nicht die geistlichen Nachkommen Abrahams sind.
Der Sohn redet das, was Er bei seinem Vater gesehen hat, und seine Worte sind Geist und sind Leben (6,63). Sie reden ebenfalls das, was sie von ihrem Vater gehört haben. Weiter sagt der Herr, was Er damit meint. Zunächst weist Er darauf hin, dass jeder aus der Quelle redet, mit der er in Verbindung steht, und dass die Worte, die jeder redet, deren Kennzeichen tragen. Doch sie bleiben hartnäckig dabei, dass sie von Abraham abstammen, er ist ihr Vater.
Der Herr sagt ihnen, dass sie, wenn sie echte Kinder Abrahams wären, entsprechend dem Glauben Abrahams handeln und seine Werke tun würden. Ein Kind handelt entsprechend der Natur seines Vaters. Dem Leib nach sind sie zwar seine Nachkommen, doch sie sind keine Kinder, denn sie handeln nicht nach dem Glauben Abrahams, sie haben nicht die Natur des Glaubens Abrahams. Ihr Verhalten zeigt etwas ganz anderes. Abraham glaubte an Ihn, sie hingegen trachten danach, Ihn zu töten. Und warum trachten sie danach? Weil Er die Wahrheit zu ihnen geredet hat, und das auch noch als Mensch.
Der Herr Jesus stellt sich hier in der denkbar niedrigsten Weise vor. Er bittet nicht einmal darum, dass sie an Ihn als den Sohn Gottes glauben, sondern sagt, dass Er ihnen als ein Mensch die Wahrheit gesagt hat. Doch sie verschließen sich der Wahrheit völlig, wie immer sie auch zu ihnen kommt. Das tat Abraham nicht. Abraham hat sich niemals gegen Gott aufgelehnt.
Dann sagt der Herr, dass sie die Werke ihres wirklichen Vaters, ihres geistlichen Vaters, tun. Darauf reagieren sie mit einer Bemerkung, die möglicherweise eine Lästerung in Bezug auf seine Geburt beinhaltet. Wenn sie sagen: „Wir sind nicht durch Hurerei geboren“ (mit der Betonung auf Wir), kann es sein, dass sie damit sagen wollen, dass der Herr wohl durch Hurerei geboren sei. Joseph und Maria waren ja nicht verheiratet, als Er geboren wurde. Noch andere lästerliche Dinge sind im Lauf der Kirchengeschichte über seine übernatürliche Geburt gesagt worden. Auf diese Weise wurden sie jedenfalls nicht geboren. Es kann auch sein, dass sie seine Worte so auffassen, als beschuldige Er sie des Götzendienstes, als hätten sie die Götzen zum Vater und beteten Götzen an, trieben also geistliche Hurerei.
Jedenfalls weisen sie die Anschuldigung des Herrn, sie hätten einen anderen Vater als Gott, völlig von der Hand. Sie haben einen Vater, und das ist Gott. Der Herr bringt immer deutlicher ans Licht, wie sehr sie einer echten Verbindung mit Gott entfremdet sind. Je mehr sie sich dessen rühmen und diese Beziehung für sich beanspruchen, umso mehr offenbaren seine Worte ihren wirklichen Zustand.
Ihr zunehmender Widerstand gibt dem Herrn Gelegenheit, ihre Feindschaft und ihren Hass völlig ans Licht zu bringen. Wenn Gott wirklich ihr Vater wäre, würden sie Ihn, den Sohn, lieben, denn Er ist von Gott ausgegangen und gekommen, und Ihn verwerfen sie. Was für ein deutlicher Beweis ist das, dass Gott nicht ihr Vater ist. Auch sind sie blind für die vollkommene Beziehung zwischen dem Sohn und dem Vater, die an der Einheit des Handelns von Vater und Sohn zu erkennen ist. Der Sohn ist nicht von sich aus gekommen, ohne Absprache mit dem Vater, sondern der Vater hat Ihn gesandt. Es ist unmöglich, Gott als Vater zu kennen und zugleich den Sohn zu verwerfen.
Was der Herr in Vers 42 sagt, ist auch eine deutliche Aussage bezüglich der sogenannten Vaterschaft Gottes als Vater aller Menschen. Gott ist nicht der Vater aller Menschen, sondern Er ist nur der Vater derer, die den Sohn kennen und lieben.
Die Widersacher des Herrn verstehen seine Rede nicht, weil sie geistlich für die Worte, die Er sagt, taub sind. Er spricht in ihrer Muttersprache, aber sie begreifen die Bedeutung der Worte nicht, die Er gebraucht, um seine Gedanken, die auch die Gedanken Gottes sind, wiederzugeben. Sein Wort ist die Offenbarung seiner Person und zeigt, wer Er ist. Doch sie sind sowohl blind als auch taub. Alles, was Er sagt, offenbart, wer Er ist. Sie verschließen sich Ihm jedoch, und deshalb verstehen sie seine Sprache nicht.
Dann sagt der Herr Jesus ganz klar, dass der Teufel ihr Vater ist. Sie sind aus ihm hervorgekommen. Als echte Kinder dieses Vaters tun sie die Begierden dieses Vaters. Als Kinder des Teufels offenbaren sie dessen Charakterzüge. Die Begierden des Teufels entsprechen dem Wesen des Teufels. Der Teufel hat drei Kennzeichen: Mord und Verderben, wobei das Verderben zwei Aspekte hat, nämlich Begierde und Lüge. Seine Kinder, die hier vor dem Herrn Jesus stehen, offenbaren diese Kennzeichen. Sie wollen Ihn ermorden, weil sie von ihren eigenen Begierden getrieben werden, und sie gebrauchen Lügen als Waffe, um sich seiner zu entledigen.
Dem Teufel ist das Leben nicht nur fremd, er hat kein Leben, und er ist auch darauf aus, jedem Menschen das Leben zu nehmen. Das ist sein Charakter von Anbeginn seines Bestehens als Teufel. Er sucht jeden Menschen zu ermorden. Zugleich ist ihm die Wahrheit völlig fremd, er steht völlig außen vor. In Ihm ist überhaupt keine Wahrheit. Sein Wesen ist es, zu lügen. Er kann nichts als lügen. Wenn er etwas behauptet, was nach Wahrheit aussieht, kommt es doch aus der Lüge hervor und nicht aus Gott und hat zum Ziel, Lüge zu verbreiten. Er ist der Ursprung der Lüge.
Die Menschen, zu denen der Herr hier spricht, haben den Teufel zum Vater. Die Juden glauben lieber der Lüge als der Wahrheit. Das tun übrigens alle Menschen lieber. Der Herr spricht nicht so sehr von einer Entscheidung für die Lüge, weil sie die Wahrheit nicht glauben wollen, obwohl das auch zutrifft. Er sagt, dass sie Ihm nicht glauben, weil Er die Wahrheit spricht.
Alles, was Er sagt, ist Wahrheit und vollkommen frei von jeder Lüge. Indem Er die Wahrheit spricht, macht Er sie als Kinder des Teufels offenbar. Seine Worte der Wahrheit stehen in völligem Gegensatz zu ihrem Lügenreden und dem Tun der Begierden ihres Vaters, des Teufels.
Nur Er allein kann ohne jede Übertreibung sagen: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ Niemals hat auch nur ein einziger Mensch das sagen können, ob es sich nun um den größten Sünder oder den größten Apostel handelt. Hier stehen sich zwei Welten gegenüber. Er spricht die Wahrheit, Er kann nicht anders, denn in Ihm ist keine Sünde ist (1Joh 3,5). Warum glauben sie dann nicht? Der Herr gibt selbst die Antwort. Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes, die Er spricht. Sie hören nicht, weil sie nicht aus Gott sind.