Behandelter Abschnitt 4Mo 24,15-24
Verse 15–24 | Vierter Segensspruch
15 Und er hob seinen Spruch an und sprach:
Es spricht Bileam, der Sohn Beors, und es spricht der Mann geöffneten Auges. 16 Es spricht, der die Worte Gottes hört und der die Erkenntnis des Höchsten besitzt, der ein Gesicht des Allmächtigen sieht, der niederfällt und enthüllter Augen ist:
Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich schaue ihn, aber nicht nahe; ein Stern tritt hervor aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel und zerschlägt die Seiten Moabs und zerschmettert alle Söhne des Getümmels.
Und Edom wird ein Besitz sein und Seir ein Besitz, [sie], seine Feinde; und Israel wird Mächtiges tun.
Und einer aus Jakob wird herrschen, und er wird aus der Stadt den Überrest vertilgen.
Und er sah Amalek und hob seinen Spruch an und sprach:
Die erste der Nationen war Amalek, aber sein Ende ist zum Untergang. 21 Und er sah die Keniter und hob seinen Spruch an und sprach:
Fest ist dein Wohnsitz, und auf den Felsen gesetzt dein Nest; 22 doch der Keniter soll vertilgt werden, bis Assur dich gefangen wegführt.
23 Und er hob seinen Spruch an und sprach:
Wehe! Wer wird am Leben bleiben, sobald Gott dies herbeiführt? 24 Und Schiffe [werden kommen] von der Küste von Kittim und werden Assur demütigen und Heber demütigen, und auch er [kommt] zum Untergang. –
Die vierte Prophetie betrifft ausschließlich Zukünftiges. Durch die viermalige Wiederholung des Ausdrucks „Spruch“ (Verse 15.20.21.23) zerfällt diese Prophetie in vier Teile. Der erste Spruch geht um Moab und Edom (Verse 17–19), bei dem zweiten geht es um den Erzfeind Amalek (Vers 20), bei dem dritten um die Keniter (Verse 21.22) und bei dem vierten um den Untergang der großen Weltmächte (Verse 23.24).
Bileam spricht von sich selbst als von dem Mann, der die Worte Gottes hört und der die Erkenntnis des Höchsten besitzt und der ein Gesicht des Allmächtigen sieht. Er hat manches von Gott gehört und gesehen. Das ist auch an den vielen Namen zu erkennen, mit denen er von Gott spricht. Es hat ihn jedoch nicht einen einzigen Schritt näher zu Gott, dem Gott Israels, gebracht. Der Grund ist der, dass es keine Wirkung auf sein Gewissen gehabt hat.
Hier benutzt Bileam einen neuen Namen für Gott: den Höchsten. Das ist der Name Gottes im Tausendjährigen Reich (vgl. 1Mo 14,18-20). Er ist dann über alle Völker erhoben, alle Feinde sind Ihm unterworfen und sein Volk hat alles das empfangen, was Er ihm verheißen hat. In seiner Allmacht hat Er sein Volk durch alle Wüstenschwierigkeiten hindurch getragen und sie in den Segen des Friedensreiches gebracht.
Mit dem Vorausgegangenen ist das Kommen des Messias verbunden (Vers 17b). Bileam sah Ihn, „aber nicht jetzt“, das bedeutet, dass Er noch nicht da ist. Er sah Ihn, „aber nicht nah“, das heißt in der Ferne, nicht in naher Zukunft. In 4. Mose 23 hatte Bileam gesagt, dass er es sieht und schaut (4Mo 23,9). Da meint er damit das Volk. Hier sagt er das wieder, aber jetzt meint er eine Person.
Der Stern, den Bileam hier andeutet, wird später die Weisen aus dem Osten zu dem Messias führen (Mt 2,1-11). Es ist ein Stern, der aus Jakob hervortritt, nicht zu Jakob aus dem Himmel kommt. So kommt auch der Erlöser aus Zion, nicht zu Zion (Röm 11,26). Das Zepter kommt hervor aus Israel (1Mo 49,10). Für uns, die Gemeinde, ist Er der „glänzende Morgenstern“, der aufgeht in unseren Herzen (2Pet 1,19; Off 2,28; 22,16).
Was bald für Israel Wirklichkeit werden wird, dass mit dem Kommen des Messias der Tag anbricht (2Sam 23,3.4), ist für uns jetzt schon Wirklichkeit. Wir sind „Söhne [des] Tages“ (1Thes 5,5). Wir haben schon teil an den Segnungen, die bald das Teil der ganzen Schöpfung sein werden. Christus regiert schon in unserem Leben – bald wird Er das über die ganze Schöpfung tun.
Die „Seiten Moabs“ meint die Grenzen Moabs. Moab und Edom werden der Stärke Israels, die es von seinem Messias bekommt, nicht widerstehen können. Der schwache Jakob wird zu einem mächtigen Israel werden. Alle Feinde werden die Rechnung für ihre Einstellung zu Israel präsentiert bekommen. „Amalek“ war der schlimmste, der bedeutendste Feind, und stellt die Kraft des Fleisches vor. Aber er wird untergehen. Die Keniter (Vers 21) waren Teil der Amalekiter (1Sam 15,6). Sie dachten, sie könnten dem Gericht entgehen, weil sie hoch oben in den Felsen lebten. Aber sie werden vertilgt werden. Die Keniter (wörtlich: Kain) stellt den Menschen vor, der seinen dauernden Aufenthalt in der Welt hat, der Städte baut, um sein Leben dort so angenehm und sicher wie möglich zu machen. „Assur“ wird gebraucht, um die Keniter wegzuführen.
Leben ist nur möglich in Verbindung mit Gott. Für den, der außerhalb von Ihm steht, gilt das „Wehe! Wer wird am Leben bleiben?“ Mit diesen Worten beginnt Bileam in Vers 23 seinen letzten Spruch, als ob er durch die vorausgegangenen Sprüche verstanden hat, dass das, was Gott sagt, geschehen wird.
Ebenso sicher wie der Segen für Israel ist, ist auch das Gericht über die Feinde (Vers 23). Niemand ist in der Lage, den Segen zu verwehren, und niemand ist in der Lage, das Gericht abzuwenden oder ihm zu entkommen. So wird Assur seinerseits durch die, die „von Kittim“ kommen, unterworfen. Viele Ausleger gehen davon aus, dass mit denen, die von Kittim kommen, alle Mächte des westlichen Mittelmeers, einschließlich Rom, gemeint sind (Jer 2,10; Dan 11,30).
Vers 25 | Bileam und Balak gehen auseinander
25 Und Bileam machte sich auf und ging und kehrte an seinen Ort zurück; und auch Balak zog seines Weges.
Mit der Schilderung der Unterwerfung aller Feinde Israels und dem Segen Israels unter der Herrschaft des Messias sind die Segenssprüche Bileams zu Ende gekommen. Balak hat keine Perspektive mehr. Er hat sein Ende gesehen. Es ist nichts mehr daran zu ändern oder hinzuzufügen. Bileam und Balak haben einander nichts mehr zu sagen und gehen auseinander. Arme Menschen! Eben waren sie noch unter dem Einfluss des Wortes Gottes. Es hat ihr Gewissen nicht erreicht. Sie gehen jeder seinen eigenen Weg, einen Weg, der in der völligen Finsternis endet. Berührt das, was Gott sagt, unser Gewissen?