Behandelter Abschnitt Mt 26,62-68
Verse 62–68 Kajaphas verurteilt den Herrn Jesus wegen seines Zeugnisses von der Wahrheit
62 Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts? Was bringen diese gegen dich vor? 63 Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester [hob an und] sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du der Christus bist, der Sohn Gottes! 64 Jesus spricht zu ihm: Du hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen. – 65 Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat gelästert; was brauchen wir noch Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Lästerung gehört. 66 Was meint ihr? Sie aber antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig. 67 Dann spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; einige aber schlugen ihm ins Angesicht 68 und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist es, der dich schlug?
Zu allen falschen Anschuldigungen hat der Herr geschwiegen, so dass der Hohepriester nichts in der Hand hat und den Herrn nun zu einer Aussage zwingen will. Der Herr aber lässt sich nicht zwingen, Er ist wie immer vollkommen Herr der Lage. So nimmt der Hohepriester seine Zuflucht zu einem Eid und beschwört Ihn bei dem lebendigen Gott. Dieser Mann ist so blind und so weit von Gott entfernt, dass er nicht begreift, dass der lebendige Gott ja vor ihm steht! Er will nun, dass der Herr ihm sagt, ob Er der Christus sei, der Sohn Gottes. Wenn Er das bekennen würde, würden sie einen Beweis der Gotteslästerung und damit einen Grund haben, Ihn zu verurteilen.
Jetzt öffnet der Herr seinen Mund, um die Wahrheit über sich selbst zu sagen. Er bekennt die Herrlichkeit seiner Person als Sohn Gottes. Zugleich fügt Er hinzu, dass sie von nun an Ihn als den Sohn des Menschen nicht mehr in der Sanftmut dessen sehen würden, der das geknickte Rohr nicht zerbricht (Jes 42,3), sondern als jemanden, der zur Rechten der Macht sitzt und der mit den Wolken des Himmels kommt. Damit deutet Er die herrliche Stellung an, die Er im Himmel einnehmen wird, wie Psalm 110,1 sie beschreibt, sowie auch auf seine majestätische Rückkehr vom Himmel zur Erde, worüber Daniel 7,13 spricht.
Das ist es, was der Hohepriester hören wollte. Heuchlerisch zerreißt er seine Kleider, als ob er etwas furchtbar Schlimmes gehört hätte, das ihn in tiefe Trauer stürzt. Er verkündet sein Urteil und bittet um Zustimmung. Diese geben die Schriftgelehrten und Ältesten sofort und verurteilen den Herrn zum Tod. So wird der Herr also verurteilt auf Grund der Wahrheit, des Zeugnisses über seine eigene Person.
Als wenn sie ihre Würde noch nicht genug degradiert haben, erniedrigen diese hohen Herren sich selbst weiter, bis zum Äußersten. Ihrer schamlosen Verurteilung des Gerechten fügen sie noch die gröbste Beleidigung hinzu, die einem Menschen angetan werden kann. Der Hohepriester schreitet dabei nicht ein; ihm scheint es zu gefallen, hat sich vielleicht auch selbst daran beteiligt.
Keine Herabsetzung ist dem Herrn erspart geblieben. Sie haben Ihm nicht nur körperliche Schmerzen zugefügt, sondern durch ihre Fragen auch seiner Seele Leid angetan. Spöttisch nennen sie Ihn einen Propheten, und aus purem Hohn reden sie Ihn als „Christus“ an. Sie fordern Ihn heraus, ihnen zu sagen, wer Ihn geschlagen habe. Diese Frage wird Er ihnen einmal beantworten – zu ihrer großen Bestürzung, wenn sie an dem großen weißen Thron vor Ihm erscheinen müssen. Hoffentlich sind einige von ihnen noch zur Bekehrung gekommen und haben dadurch schon früher erkannt, dass Er sehr wohl wusste, wer Ihn geschlagen hat.