Behandelter Abschnitt Mt 18,10-14
Verse 10–14 Gleichnis vom verlorenen Schaf
10 Gebt Acht, dass ihr nicht eins dieser Kleinen verachtet; denn ich sage euch, dass ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist. 11 [Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, das Verlorene zu erretten.]
12 Was meint ihr? Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins von ihnen sich verirrte, lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen und geht hin und sucht das umherirrende? 13 Und wenn es geschieht, dass er es findet, wahrlich, ich sage euch: Er freut sich mehr über dieses als über die neunundneunzig, die nicht verirrt sind. 14 Ebenso ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, dass eins dieser Kleinen verloren gehe.
Mit „diesen Kleinen“ bezeichnet der Herr hier seine Jünger, nicht etwa kleine Kinder. Auch in Vers 6 hat der Herr nicht über Kinder gesprochen, sondern über Kleine, Geringe. Das Wort „klein“ bezieht sich hier nicht auf Lebensalter oder Körpergröße, sondern bedeutet „gering“, „demütig“ und „klein im eigenen Bewusstsein“. Die Engel sind hier die himmlischen Wesen, die diese Geringen ununterbrochen vor dem Vater repräsentieren bzw. ihr Leben dem Vater vorstellen.
Diese Worte des Herrn haben zu der Vorstellung geführt, dass jedes Kind einen „Schutzengel“ habe. Es ist sicher wahr, dass Kinder die besondere Aufmerksamkeit des Herrn Jesus genießen. Aus Matthäus 2,13.19 kann man sogar schließen, dass der Herr Jesus selbst als Kind den Schutz eines Engels genoss. Diese besondere Sorge bedeutet aber noch nicht, dass jedes Kind oder jeder Mensch zu seinem persönlichen Schutz immer einen besonderen Engel bei sich hat. Wenn in diesem Abschnitt von Schutz die Rede ist, dann ist damit der Schutz des Vaters und nicht der Engel gemeint. Mögen daher die Kleinen auf der Erde verachtet sein, ihre himmlischen Repräsentanten sind ständig in der unmittelbaren Gegenwart Gottes, des Vaters. Von daher leitet sich auch die Machtbefugnis für den Dienst der Engel ab, der den Geringen gilt (Heb 1,14).
Der Herr vergleicht die Sorge des Vaters für die Kleinen mit der Sorge eines Hirten für ein von der Herde abgeirrtes Schaf. Mit diesem Bild will der Herr deutlich machen, dass auch im Reich Sorge füreinander vorhanden sein soll. Sorgen wir ebenfalls für die, die sich verirrt haben? Suchen wir sie auf? Der Hirte geht dem Schaf nach, bis er es gefunden hat. Und wenn er es gefunden hat, ist es eine große Freude für ihn. Für dieses Schaf hat er sich eingesetzt. Die anderen Schafe bedurften dieser Sorge nicht.
Diese Unterweisungen für seine Jünger über das Reich und die Geringen schließt der Herr mit der Schlussfolgerung, dass ihr Vater in den Himmeln nicht will, dass eines dieser Kleinen, die hier auf der Erde unbedeutend sind, verlorengeht. Die Jünger müssen lernen, sich mit diesem Willen einszumachen und sich dafür einzusetzen, das Verirrte zurück zu bringen.