Verse 4 | Sucht mich und lebt
Denn so spricht der Herr zum Haus Israel: Sucht mich und lebt.
Dieses Wort steht im Gegensatz zur Ironie von Amos 4 (Amos 4,4). Es geht nicht um den Gottesdienst, sondern um Gott. Die Worte „so spricht der Herr zum Haus Israel“ erklingen hier zum letzten Mal in Israel mit der Einladung zur Rettung. In Vers 16 wird das Gericht verkündet. Dreimal kommt der Aufruf zum Suchen (Verse 4.6.8). „Suchen“ bedeutet, sich im Vertrauen und mit Freimütigkeit an Gott zu wenden. Das Wort „Sucht“ steht im Imperativ, in der Befehlsform. Es geht nicht darum, mit dem normalen Leben fortzufahren, sondern das wahre Leben zu finden und zu erlangen.
Obwohl sich das „Leben“ im Alten Testament oft auf das geistliche Leben bezieht, scheint dies hier nicht die Bedeutung zu sein. Amos ruft dazu auf, Gott zu suchen, mit der Absicht, dass es eine nationale Wiederherstellung geben wird. Schließlich ist Israel eine gefallene Nation (Vers 2). Wenn sie sich wirklich mit Buße für ihr Handeln an den HERRN wenden, wird es für das ganze Volk Leben geben. Denn nur in Gott ist das Leben. Alles außer Ihm ist tot. „Wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht“ (1Joh 5,12b). Ebenso war der verlorene Sohn tot, weil er außerhalb der Gemeinschaft mit seinem Vater lebte (Lk 15,24.32; Off 3,1b; Eph 2,1).
Um zu leben, braucht der Mensch keinen Gottesdienst, sondern einen Erlöser. Die Ursache allen Elends ist das Abirren von Gott. Die Schuld liegt immer beim Menschen. Gott seinerseits hat alles getan und tut alles, um den Menschen glücklich zu machen. Aber so wie im Paradies bereits geschehen, ist der Mensch immer leicht versucht, die attraktiven Dinge um ihn herum zu betrachten. Wenn er davon mitgerissen wird, kann das nur zum Tod führen (Jak 1,14). Israel hat dies in seiner eigenen Geschichte persönlich erlebt. Aber so wie die Stimme Gottes zu Adam mit der Frage gekommen ist: „Wo bist du?“ (1Mo 3,9), so kommt für das Volk Israel und für jeden Einzelnen, der Gott verloren hat, die Einladung: „Sucht mich und lebt“.
Wenn gesagt wird, dass man etwas suchen soll, muss man etwas verloren haben. Man kann viele Dinge von Wert verlieren, sogar eine Belohnung für den Finder aussetzen, aber wenn man Gott verliert, hat man wirklich alles verloren. Die Belohnung für diejenigen, die Gott finden, ist Leben (Spr 8,35).