Verse 8 | Wächter neben Gott
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Ephraim schaut aus neben meinem Gott; der Prophet – eines Vogelfängers Schlinge ist auf allen seinen Wegen, Feindseligkeit ist im Haus seines Gottes.
Der Prophet ist ein Wächter neben Gott zum Wohle des Volkes (Hes 3,17). Er wird von Gott über seine Pläne informiert, und damit kann er dem Volk dienen. Ein Wächter neben Gott zu sein, ist ein großes Privileg. Dieses Vorrecht genießen zwar wenige, obwohl der Herr Jesus zu allen sagt: „Wacht!“ (Mk 13,37).
Wächter dürfen nicht nur vor drohendem Unglück warnen, sondern auch Ausschau halten nach dem Morgen (Jes 21,11.12). Sie dürfen hören, was Gott sagt (Hab 2,1). Wie bereits erwähnt, werden die Warnungen des Propheten nicht in Dankbarkeit aufgenommen. Eine Erklärung des Satzes „eines Vogelfängers Schlinge ist auf allen seinen Wegen“ könnte sein, dass die Menschen den Propheten als eine Schlinge sehen. Das kann bedeuten, dass sie sich durch seine Worte gefangen fühlen, dass sie, wenn sie auf ihn hören, ihre Freiheit verlieren, nach ihren eigenen Vorlieben zu leben. Sie lieben die Sünde zu sehr, um dieses Leben wieder aufzugeben.
Eine andere Erklärung könnte sein, dass der Prophet sich bewusst sein soll, dass auf seinen Wegen Schlingen versteckt sind. Die Menschen, an die er seine Botschaft richtet, werden ihr Bestes tun, um seine Stimme zum Schweigen zu bringen (vgl. Amos 7,10-17). Um das zu tun, werden sie Fallen stellen und Fallstricke legen. Sie lauern darauf, den Propheten zum Schweigen zu bringen oder ihn bei seinem Wort zu ertappen, wie sie es auch immer mit dem Herrn Jesus versucht haben.
Diese Feindschaft erfährt der Prophet nicht von Menschen außerhalb des Volkes Gottes. Das Bittere ist, dass der Prophet gerade im Haus seines Gottes auf so heftigen Widerstand stößt. Wo er Gott dienen will, erfährt er die meiste Feindschaft (vgl. Ps 55,12-14).