Behandelter Abschnitt Hes 10,8-17
Verse 8–17 | Die Cherubim
8 Und an den Cherubim erschien das Gebilde einer Menschenhand unter ihren Flügeln. 9 Und ich sah: Und siehe, vier Räder waren neben den Cherubim, je ein Rad neben je einem Cherub. Und das Aussehen der Räder war wie der Anblick eines Chrysolithsteins; 10 und ihr Aussehen: Die vier hatten dieselbe Gestalt, als wäre ein Rad inmitten eines Rades. 11 Wenn sie gingen, so gingen sie nach ihren vier Seiten hin: Sie wandten sich nicht um, wenn sie gingen; denn zu dem Ort, wohin das Vorderteil gerichtet war, folgten sie ihm; sie wandten sich nicht um, wenn sie gingen. 12 Und ihr ganzer Leib und ihr Rücken und ihre Hände und ihre Flügel und die Räder waren voller Augen ringsum; alle vier hatten ihre Räder. 13 Die Räder, sie wurden vor meinen Ohren „Wirbel“ genannt. 14 Und jedes hatte vier Angesichter; das Angesicht des Ersten war das Angesicht eines Cherubs, und das Angesicht des Zweiten das Angesicht eines Menschen, und des Dritten das Angesicht eines Löwen, und des Vierten das Angesicht eines Adlers. 15 Und die Cherubim hoben sich empor. Das war das lebendige Wesen, das ich am Fluss Kebar gesehen hatte. 16 Und wenn die Cherubim gingen, gingen die Räder neben ihnen her; und wenn die Cherubim ihre Flügel erhoben, um sich von der Erde emporzuheben, so wandten sich die Räder auch nicht von ihrer Seite. 17 Wenn sie stehen blieben, blieben [auch] sie stehen; und wenn sie sich emporhoben, hoben sie sich mit ihnen empor; denn der Geist des lebendigen Wesens war in ihnen.
Die Beschreibung der Cherubim in den Versen 8–14 entspricht weitgehend derjenigen in Hesekiel 1 (siehe dortigen Kommentar). Wir sehen auch hier bei den Cherubim unter ihren Flügeln etwas, das die Form einer Menschenhand hat (Vers 8). Die Cherubim sind in der Ausübung ihrer Herrschaft auf den Menschen ausgerichtet; sie handeln in einer Weise, die dem Menschen angemessen ist. Die Flügel lassen die Vorstellung aufkommen, dass die Gerichte von oben kommen. Die vier Räder zeigen, dass die Regierung Gottes auf der Erde ausgeübt wird (Vers 9). Jeder der vier Cherubim hat ein Rad neben sich. Die Räder glänzen wie ein Chrysolithstein (siehe Kommentar zu Hesekiel 1,16).
Die Räder sehen alle gleich aus: „Die vier hatten dieselbe Gestalt“ (Vers 10). Das deutet darauf hin, dass es eine völlige Einheit in Gottes Regierung gibt, dass Gott immer auf eine vollkommen übereinstimmende Weise handelt. Dass es so aussieht, als wäre ein Rad inmitten eines Rades, bedeutet, dass alle Regierungshandlungen Gottes vollkommen ineinandergreifen. Bei Ihm stehen die Ereignisse nie allein; sie sind nie voneinander getrennt. Das eine ist immer mit dem anderen verbunden.
Der Weg, den Er in seiner Regierung geht, ist unumkehrbar (Vers 11). Sein Ziel ist festgelegt. Er bewegt sich auf sein Ziel zu, auch wenn Er dabei oft Wege geht, die wir nicht verstehen können. So wie sich die Räder nicht drehen, wenn sie gehen, so muss Er nie zu einem Weg zurückkehren, den Er gegangen ist. Er geht nie einen falschen Weg, Er macht nie einen Fehler. Das kann ein großer Trost für uns sein, wenn wir bestimmte Dinge in unserem Leben nicht verstehen, warum sie so gelaufen sind, wie sie gelaufen sind.
In Hesekiel 1 haben wir gesehen, dass die Felgen der Cherubim voll von Augen sind. Hier sehen wir, dass „ihr ganzer Leib und ihr Rücken und ihre Hände und ihre Flügel und die Räder … voller Augen ringsum“ sind (Vers 12). Das zeigt uns auf noch nachdrücklichere Weise, dass Gott der Allwissende ist, der mit vollkommener Einsicht handelt. „Ihr Rücken“ bezieht sich auf die Vergangenheit. Gott hat nichts von der Vergangenheit vergessen. Er hat ein vollkommenes Wissen und Verständnis für die Vergangenheit. Seine Handlungen in der Gegenwart sind damit vereinbar. Diese Handlungen sind morgen schon Vergangenheit, aber ihre
Wirkungen sind es nicht. Sie wirken weiter, sie sind aktiv („ihre Hände“) in der Gegenwart. Die Hände tragen zur Verwirklichung der Zukunft bei, zum Erreichen des Ziels, das Gott vor Augen hat und dem Er seine Aufmerksamkeit widmet. Dies wird durch „ihre Flügel und die Räder“ symbolisiert. Die vier Räder der Cherubim bringen Ihn dorthin, wohin Er gehen will. Die Flügel weisen darauf hin, dass Er vom Himmel aus alles auf der Erde steuert.
Die Räder haben auch einen Namen, „Wirbel“ (Vers 13; vgl.
Als nächstes werden die Angesichter der Cherubim beschrieben (Vers 14), was auch in Hesekiel 1 geschieht. Jeder Cherub hat, wie auch in Hesekiel 1 beschrieben, vier Angesichter. Drei Angesichter sind denen in Hesekiel 1 ähnlich. Das erste Angesicht, das hier erwähnt wird, „das Gesicht eines Cherubs“, unterscheidet sich jedoch von der Beschreibung in Hesekiel 1, wo wir stattdessen das Angesicht eines Stieres haben. Das Angesicht eines Cherubs sieht also aus wie das Gesicht eines Stieres (Vers 22).
Die lebendigen Wesen aus Hesekiel 1, die Hesekiel am Fluss Kebar sah, sind Cherubim (Vers 15). Der Prophet sieht dies in dem Moment, als die Cherubim sich erheben. Er sieht wieder die Einheit zwischen den Cherubim und ihren Flügeln und Rädern (Verse 16.17; Hes 1,19-21). Diese Einheit zeigt sich sowohl in ihrer Bewegung als auch in ihrem Stehen (Vers 17). Das liegt daran, dass der Geist der lebendigen Wesen auch in den Rädern ist. Was die lebendigen Wesen bestimmen, das tun die Räder.