Behandelter Abschnitt Hes 3,10-15
Verse 10–15 | Hesekiel kommt zu den Weggeführten
10 Und er sprach zu mir: Menschensohn, alle meine Worte, die ich zu dir reden werde, nimm in dein Herz auf und höre sie mit deinen Ohren; 11 und [mach dich] auf, geh hin zu den Weggeführten, zu den Kindern deines Volkes, und rede zu ihnen und sprich zu ihnen: „So spricht der Herr, HERR!“ Sie mögen hören oder es lassen. 12 Und der Geist hob mich empor; und ich hörte hinter mir den Schall eines starken Getöses: „Gepriesen sei die Herrlichkeit des HERRN von ihrer Stätte her!“, 13 und das Rauschen der Flügel der lebendigen Wesen, die einander berührten, und das Sausen der Räder neben ihnen, und den Schall eines starken Getöses. 14 Und der Geist hob mich empor und nahm mich weg; und ich fuhr dahin, erbittert in der Glut meines Geistes; und die Hand des HERRN war stark auf mir. 15 Und ich kam nach Tel-Abib zu den Weggeführten, die am Fluss Kebar wohnten; und dort, wo sie saßen, dort saß ich sieben Tage betäubt in ihrer Mitte.
Alle Worte, die Gott zu ihm, einem Menschensohn, reden wird, soll er zuerst in sein Herz aufnehmen und dann soll er sie genau anhören (Vers 10). Zu Beginn betont Gott, dass Hesekiel „alle“ seine Worte in sein Herz aufnehmen soll. Hesekiel darf kein Wort auslassen, das er nicht versteht oder dessen Inhalt ihm nicht gefällt. Er sollte die ganze Schriftrolle essen (Verse 1–3). Für uns gilt gleichermaßen, dass wir alle Worte Gottes in unser Herz aufnehmen sollen (vgl. Kol 3,16a).
Außerdem können wir Gottes Wort nur hören, d. h. zuhören und verstehen, wenn wir ein Herz, einen Verstand, ein Verlangen haben, das zu tun, was Gott sagt. Unser Verstand bestimmt, ob wir offen sind, genau hinzuhören. So ist es auch bei den Gläubigen in Beröa, von denen wir zuerst lesen, dass sie das Wort mit aller Bereitwilligkeit aufnahmen. Das zeigt ihren Verstand. Gleich danach lesen wir, dass sie täglich die Schrift untersuchten, um zu sehen, ob die von Paulus verkündigten Dinge mit ihnen übereinstimmten (Apg 17,11).
Dann erhält Hesekiel eine weitere Beschreibung derer, an die er seine Botschaft richten soll (Vers 11; vgl. Vers 4). Es sind die Weggeführten, in deren Mitte er sich befindet. Er soll sich nicht über sie erheben, denn sie sind „die Kinder“ seines Volkes, Menschen derselben Nation, zu der er gehört. Ob sie zuhören oder nicht, spielt keine Rolle, solange Hesekiel als der Mund „des Herrn, HERRN“ (Adonai, Jahwe), zu ihnen spricht. Er muss deutlich sagen, dass die Worte, die er spricht, seine Worte sind. Wir können Gottes Wort nur dann bringen, wenn wir einen Eindruck von der Herrlichkeit Christi gehabt haben, wenn wir etwas davon durch das Lesen von Gottes Wort gesehen haben.
Als Gott so zu Hesekiel gesprochen hat, hebt ihn der Geist empor (Vers 12). Er empfängt ein Gesicht. Als dies geschieht, hört er hinter sich den Schall eines starken Getöses und ein Loblied auf den HERRN. Außerdem hört er das Rauschen der Flügel der lebendigen Wesen (Vers 13). Sie setzen sich in Bewegung. Er hört auch das Sausen der Räder und den Schall eines starken Getöses. Das ist das Geräusch des Thronwagens des HERRN, der sich bewegt, aber Hesekiel sieht den Thronwagen nicht.
Dann hebt ihn der Geist weiter empor und trägt ihn fort (Vers 14). Er ist sich bewusst, was mit ihm geschieht. Er fährt dahin, bitterlich betrübt und zutiefst verstört. Was ihm widerfahren ist und was ihm gesagt wurde, hat ihn tief getroffen. Die Botschaft, die er gegessen hat und nun überbringen muss, macht einen starken Eindruck auf ihn. Er spürt, dass die Hand des HERRN schwer auf ihm liegt. Die Botschaft, die er überbringen muss, ist äußerst gewichtig.
In diesem Zustand des Herzens schließt er sich den Weggeführten in TelAbib an, die am Fluss Kebar wohnen (Vers 15). Als der HERR dem Hesekiel in einem Gesicht erscheint, findet sich Hesekiel inmitten der Weggeführten wieder (Hes 1,1.3). Nachdem er seine Berufung empfangen hat, hebt ihn der Geist empor und bringt ihn zurück an den Fluss Kebar. Der Prophet hat seine Berufung für seinen Dienst an dem Ort erhalten, wo die Herrlichkeit des HERRN wohnt (Vers 12).
Inmitten der Weggeführten nimmt Hesekiel wieder seinen Platz als einer von ihnen ein. Er hat Anteil an ihrer Wegführung. Die Weggeführten sind in Tel-Abib. „Abib“ ist der Name des ersten Monats, der Bildung der Ähren, des Grünens dessen, was auf dem Land ist. „Tel“ bedeutet Hügel oder Hoffnung. Der Name Tel-Abib spricht von Wiederherstellung und Wiederbelebung. Er zeigt etwas von dem Werk des Herrn Jesus, durch das das allein möglich ist. Er ist das Weizenkorn, das in die Erde gefallen und gestorben ist und dadurch reiche Frucht hervorgebracht hat (Joh 12,24).
Hesekiel beginnt nicht sofort, seinen Auftrag auszuführen. Sieben Tage lang ist er bestürzt über das, was er gesehen und gehört hat (vgl. Hiob 2,13). Diese sieben Tage der stummen Verwirrung werden bei den Menschen um ihn herum starke Aufmerksamkeit erregt haben (vgl. Lk 1,21.22). Für seine Mit-Weggeführten wird es ein Hinweis darauf sein, dass ihm etwas Besonderes widerfahren ist, sodass sie nicht allzu überrascht sein werden, wenn er beginnt, in ihrer Mitte als Prophet aufzutreten.