Behandelter Abschnitt Jer 28,5-9
Verse 5–9 | Jeremias Appell an die Vergangenheit
5 Da sprach der Prophet Jeremia zum Propheten Hananja vor den Augen der Priester und vor den Augen des ganzen Volkes, das im Haus des HERRN stand; 6 und der Prophet Jeremia sprach: Amen, der HERR tue so! Der HERR bestätige deine Worte, die du geweissagt hast, dass er die Geräte des Hauses des HERRN und alle Weggeführten von Babel an diesen Ort zurückbringe! 7 Nur höre doch dieses Wort, das ich vor deinen Ohren und vor den Ohren des ganzen Volkes rede: 8 Die Propheten, die von alters her vor mir und vor dir gewesen sind, sie haben auch über viele Länder und über große Königreiche geweissagt von Krieg und von Unglück und von Pest. 9 Der Prophet, der von Frieden weissagt, wird, wenn das Wort des Propheten eintrifft, als der Prophet erkannt werden, den der HERR in Wahrheit gesandt hat.
Jeremia wendet sich an den Propheten Hananja, während die Priester und das Volk danebenstehen (Vers 5). Hier steht Prophet gegen Prophet. Hananja steht scheinbar stark da. Er hat eine kraftvolle, angenehme Botschaft, die beim Volk gut ankommt. Jeremia hat ein schwaches Auftreten. Er steht mit einem Joch um seinen Hals und hat eine unangenehme Botschaft. Aber wir sehen bei Jeremia, wie Gottes Macht in der Schwäche wirkt.
Jeremia spricht „vor den Augen“ allen Anwesenden. Sie stehen dabei und schauen zu. Mit einem „Amen, der HERR tue so!“ stimmt Jeremia dem zu, was Hananja gesagt hat (Vers 6). Damit meint er, dass er möchte, dass
Hananja recht hat. Er weiß aber, dass es nicht so ist. Die Gefangenschaft wird nicht zwei Jahre dauern, sondern siebzig Jahre. Das hat der HERR gesagt. Die Zeit wird zeigen, dass Hananjas Prophezeiung eine Lügenprophezeiung ist (5Mo 13,1-5).
Dann redet er vor den Ohren Hananjas und den Ohren des ganzen Volkes (Vers 7). Er weist darauf hin, dass Hananja und er nicht die ersten Propheten sind (Vers 8). Es gab schon viele Propheten vor ihnen. Wir können an Jesaja, Amos und Micha denken. Gegen wen und was haben sie geweissagt? Sie haben gegen viele Nationen und große Königreiche „von Krieg und von Unglück und von Pest“ geweissagt. Sie haben keine angenehme Botschaft gebracht. Dass dies wahre Propheten sind, können sie alle wissen. Immerhin haben sie gesehen, dass ihre Prophezeiungen wahr geworden sind.
Von dem Propheten, der Frieden weissagt, also von Hananja, ist dies noch nicht zu sehen. Wenn der prophezeite Friede eintritt, wird dieser Prophet als vom HERRN in Wahrheit gesandt anerkannt werden (Vers 9; 5Mo 18,20-22). Jeremia kann auf diese Weise sprechen, weil er weiß, dass Hananja ein Lügenprophet ist. Das Merkmal eines Lügenpropheten ist, dass er immer Wohlstand voraussagt, ohne dass eine Bedingung daran geknüpft ist und ohne die Notwendigkeit zur Umkehr.