Behandelter Abschnitt Jer 16,10-13
Verse 10–13 | Die Ursache des Gerichts
10 Und es soll geschehen, wenn du diesem Volk alle diese Worte verkünden wirst und sie zu dir sprechen: „Warum hat der HERR all dieses große Un- glück über uns geredet, und was ist unsere Ungerechtigkeit und was unsere Sünde, die wir gegen den HERRN, unseren Gott, begangen haben?“, 11 so sollst du zu ihnen sprechen: Weil eure Väter mich verlassen haben, spricht der HERR, und anderen Göttern nachgegangen sind und ihnen gedient und sich vor ihnen niedergebeugt haben, mich aber verlassen und mein Gesetz nicht gehalten haben; 12 und ihr es schlimmer getrieben habt als eure Väter – und siehe, ihr geht ein jeder dem Starrsinn seines bösen Herzens nach, so dass ihr nicht auf mich hört –, 13 so werde ich euch aus diesem Land wegschleudern in ein Land, das ihr nicht gekannt habt, weder ihr noch eure Väter; und dort werdet ihr anderen Göttern dienen Tag und Nacht, weil ich euch keine Gnade schenken werde.
Dass das Volk verhärtet ist, zeigt sich an ihrer Reaktion, die der
HERR im Voraus kennt (Vers 10). Erstaunt, als ob sie sich keines
Unrechts bewusst wären, fragen sie, warum der HERR so mit ihnen handeln
will. Dabei geben sie Ihm in verschleierter Form die Schuld an all dem
Unglück, das ihnen widerfährt. Was haben sie denn falsch gemacht, was
ist ihre Ungerechtigkeit und Sünde, mit der sie sich gegen Ihn
versündigt hätten? Soll Er es ihnen doch sagen. Es ist die hochmütige
Sprache eines Volkes, das sich einbildet, Gott zu dienen, während es
diesen Dienst auf eine eigenwillige Weise erfüllt (vgl.
Sie sind durch die Sünde so verhärtet, dass sie kein Gefühl dafür zu haben scheinen, dass das Unglück wegen ihrer Sünden und ihrer Abweichung von Gott über sie kommt. Die Sünde wird nicht mehr empfunden und nach dem Willen Gottes wird erst recht nicht mehr gefragt. In seiner unbegreiflichen Geduld mit diesem abtrünnigen Volk sagt der HERR zu Jeremia, was er antworten soll (Vers 11). Zuerst weist Er das Volk darauf hin, was ihre Väter getan haben, wie sie Ihn verlassen haben und anderen Göttern nachgegangen sind und ihnen gedient und sie angebetet haben. Sein Gesetz haben sie nicht beachtet. Sie sind ungehorsam geworden.
Aber sie, ihre Kinder, haben es nicht besser gemacht (Vers 12). Im Gegenteil, sie haben noch schlimmer Böses getan als ihre Väter. Sie laufen nicht nur den Götzen nach, sondern wandeln nach dem Starrsinn ihres eigenen verstockten, bösen Herzens. Das zeigen sie deutlich, indem sie nicht auf Ihn hören. Sie haben nicht nur die gleichen Sünden begangen, sondern haben sie mit größerem Eifer begangen, obwohl sie viel mehr warnende
Beispiele hatten als ihre Väter. Ihre Hartnäckigkeit und ihre Aufsässigkeit sind deshalb größer als die ihrer Väter. „So“ wird der HERR sie aus diesem Land, in dem sie jetzt wohnen, wegschleudern in ein anderes Land, das sie nicht gekannt haben, noch ihre Väter (Vers 13). Das Wort „wegschleudern“ weist sowohl auf die Kraft als auch auf die Verachtung hin, mit der der HERR diese Tat vollzieht. In diesem fremden Land werden sie anderen Göttern völlig ausgeliefert sein, denen sie „Tag und Nacht“ dienen.
Was sie in ihrem eigenen Land freiwillig getan haben, werden sie im Land ihrer Wegführung zwangsweise und unaufhörlich tun müssen, indem sie den Götzendienern als Sklaven dienen. Das erste, das freiwillige Dienen der Götzen, ist ihre Sünde; das zweite, das erzwungene Dienen anderer Götter, ist ihre Strafe. Sie erleiden diese Strafe, „weil“ der HERR ihnen seine Gnade vorenthält. Die Gnade, die dazu dient, Menschen in Not zu unterstützen, wird ihnen nicht erwiesen. Von denen, denen sie dienen müssen, wird keine Gnade kommen. Das wird ihre Strafe noch schwerer und härter machen.