Behandelter Abschnitt Jes 34,5-15
Verse 5–15 | Das Schwert des HERRN kommt auf Edom herab
5 Denn trunken ist im Himmel mein Schwert; siehe, auf Edom fährt es herab und auf das Volk meines Bannes zum Gericht. 6 Das Schwert des HERRN ist voll Blut, es ist gesättigt von Fett, vom Blut der Lämmer und Böcke, vom Nierenfett der Widder; denn der HERR hat ein Schlachtopfer in Bozra und eine große Schlachtung im Land Edom. 7 Und Wildochsen stürzen mit ihnen hin, und Stiere mit kräftigen [Ochsen]; und ihr Land wird trunken von Blut, und ihr Staub von Fett gesättigt. 8 Denn der HERR hat einen Tag der Rache, ein Jahr der Vergeltungen für die Rechtssache Zions. 9 Und seine Bäche verwandeln sich in Pech und sein Staub in Schwefel; und sein Land wird zu brennendem Pech. 10 Nacht und Tag erlischt es nicht, ewig steigt sein Rauch empor. Von Geschlecht zu Geschlecht liegt es verödet, für immer und ewig zieht niemand hindurch. 11 Und Pelikan und Igel nehmen es in Besitz, und Eule und Rabe wohnen darin. Und er zieht darüber die Mess-Schnur der Öde und das Senkblei der Leere. 12 Seine Edlen – keine sind da, die das Königtum ausrufen; und alle seine Fürsten sind zu nichts geworden. 13 Und in seinen Palästen schießen Dornen auf, Nesseln und Disteln in seinen Burgen; und es wird zur Wohnstätte der Schakale, zur Wohnung der Strauße. 14 Und Wüs-
tentiere treffen mit wilden Hunden zusammen, und Böcke begegnen einander; ja, dort rastet die Lilit und findet einen Ruheort für sich. 15 Dort nistet die Pfeilschlange und legt Eier und brütet [sie] aus in ihrem Schatten; ja, dort versammeln sich die Geier, einer zum anderen.
Im Endgericht über alle Völker nimmt das Gericht über Edom einen besonderen Platz ein (Vers 5). Aber zuerst kommt das Gericht des HERRN im Himmel, das heißt, Er wird „die Heerschar aus der Höhe“ strafen (Jes 24,21). Die Sünde begann im Himmel durch die Rebellion Satans, und am Ende wird der Satan vom Himmel auf die Erde hinabgeworfen (Off 12,9). Als Nächstes kommt das Gericht über die Völker, die in Edom versammelt sind, das Volk, das der HERR „das Volk meines Bannes“ nennt. Was mit dem Bann belegt ist, gehört Gott. Das heißt für alles, was lebt, dass es getötet werden muss.
Edom ist das Brudervolk und steht für all jene Völker, die eigentlich eng mit Israel verbunden sein sollten, die sich aber dadurch auszeichneten, dass sie einen tiefen Hass auf Juda hegten und zum Ausdruck brachten. Deshalb ist Edom ein Gegenbild zu Israel (1Mo 25,23; Mal 1,2.3). Sie haben das Leid, das Israel zugefügt wurde, immer mit großer Schadenfreude beobachtet, und sie hatten sogar großes Vergnügen daran, dieses Leid zu vergrößern (Obad 1,10–15; Amos 1,11).
Edom ist in diesem Hass und der Schadenfreude der Repräsentant des Hasses der gottfeindlichen Weltmacht. Alle feindlichen Mächte, wie z. B. Babel und Moab, spiegeln jeweils eine besondere Form der Feindschaft wider, die bei allen Mächten vorhanden ist, die aber in einem bestimmten Volk besonders zum Vorschein kommt.
Das Schwert ist das Schwert des Zornes Gottes. Dass es im Himmel trunken geworden ist, bedeutet, dass der Himmel vollständig mit Gottes Zorn erfüllt ist. So fällt das Schwert auf Edom herab und richtet ein schreckliches Gemetzel an (Verse 6.7; vgl. 5Mo 32,41-43). Kleine, „Lämmer“, „Böcke“, „Widder“, also der gemeine Mann, und große „Ochsen“, „Stiere“, also die Führer, werden in Massen getötet. Das Blut fließt in großen Mengen (Off 14,20).
Das Wort „Schlachtopfer“ ist im Hebräischen zebah. Dieses Wort für
„Schlachtopfer“ kommt im Sinn von Gottes Gericht nur dreimal im Alten
Testament vor. Es kommt vor in Verbindung mit Israel (Zeph 1,7.8), mit Gog (Hes 39,17.19; vgl. Jer 46,10) und hier mit Edom.
Bozra ist ebenso wie Teman eine der Hauptstädte von Edom. Es ist auch eine zentral gelegene Festung in Edom. Es ist der Ort, an dem die letzte Schlachtung stattfinden wird, bevor das Friedensreich anbricht (Jes 63,1). An diesem Ort haben sich die Feinde des Volkes Gottes versammelt, um Krieg gegen Israel zu führen. Ihr Plan wird nicht vollendet, weil Christus selbst eingreifen wird. Der Tag der Rache, den der HERR dann halten wird, ist die Vergeltung für alles Unrecht, das Zion angetan wurde (Vers 8). Der HERR tritt für Zion ein.
Mit der Zerstörung der Bewohner wird auch das Land zerstört. Edom wird durch das Gericht des HERRN zu einer Gegend werden, die an die Hölle erinnert mit ständig „brennendem Pech“ und „ewig steigt sein Rauch empor“ (Verse 9.10; Jes 66,24; Off 14,11; 19,3). Außerdem wird es durch Schwefel fürchterlich stinken. Während der tausendjährigen Herrschaft wird es ein Denkmal, eine Warnung und eine Erinnerung daran sein, was Sünde zur Folge hat. Es wird eine totale Wüste sein. Kein menschliches Wesen wird dort mehr zu finden sein. Mit absoluter Genauigkeit werden die Ausdehnung und der Inhalt dieses Gebietes durch den HERRN festgelegt, was durch die Verwendung einer Mess-Schnur und des Senkbleis angedeutet wird (Vers 11).
Die ganze Herrlichkeit Edoms ist zu Ende (Vers 12). Alle stolzen Edlen sind verschwunden. Ein neuer König wird sich nicht andienen. Die Stätten seiner früheren Pracht, die Festungen oder Paläste, verwildern und werden zur Behausung von allerlei unreinen und wilden Tieren und zu einer Wildnis von allerlei Unkraut (Verse 13–15). Wie Jerusalem ein ewiges Erbe für das Volk Israel ist, so wird Edom ein ewiges Erbe für die wilden Tiere der Wüste sein.
Neben einer buchstäblichen Erfüllung dieser Gerichtsprophezeiung entdecken wir hier auch eine symbolische Beschreibung der Zerstörung und des Verderbens, in die alle Werke des Fleisches und alle menschlichen Bemühungen münden. Es gibt hier auch ein Wortspiel im Hebräischen zwischen Adam, was „Mensch aus roter Erde“ bedeutet, und Edom, was „der Rötliche“ bedeutet.