Behandelter Abschnitt Jes 33,14-19
Verse 14–19 | Wohnen bei dem HERRN
14 Die Sünder in Zion sind erschrocken, Beben hat die Ruchlosen ergriffen.
„Wer von uns kann weilen bei verzehrendem Feuer? Wer von uns kann weilen bei ewigen Gluten?“ – 15 Wer in Gerechtigkeit wandelt und Aufrichtigkeit redet; wer den Gewinn der Bedrückungen verschmäht; wer seine Hände schüttelt, um keine Bestechung anzunehmen; wer sein Ohr verstopft, um nicht von Bluttaten zu hören, und seine Augen verschließt, um Böses nicht zu sehen, 16 der wird auf Höhen wohnen, Felsenfestungen sind seine Burg; sein Brot wird ihm dargereicht, sein Wasser versiegt nie. 17 Deine Augen werden den König schauen in seiner Schönheit, sehen werden sie ein weithin offenes Land. 18
Dein Herz wird sich an den Schrecken erinnern: Wo ist der Schreiber? Wo der Wäger? Wo der, der die Türme zählte? 19 Du wirst das freche Volk nicht mehr sehen, das Volk von unverständlicher Sprache, dass man sie nicht vernehmen, von stammelnder Zunge, die man nicht verstehen kann.
Nicht nur die weit entfernten Nationen sind fassungslos. Selbst inmitten derer, die nach Israel zurückkehren, gibt es noch Sünder (Vers 14). Sie müssen ausgemerzt werden (Hes 20,38). Auch diese widerspenstigen Israeliten werden dem Gericht nicht entfliehen (Hes 20,34-38), denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person.
Als nächstes stellt Jesaja einige Gewissensfragen. Jetzt, wo durch die Gerichte die Nähe des HERRN fast greifbar ist, sehen die Israeliten – wie Jesaja selbst in Jesaja 6 – sich im Licht Gottes. Ein äußeres Bekenntnis ist nicht genug. Wie bei Johannes dem Täufer, der den Weg für Gott bereiten musste, werden nun die Herzen gereinigt.
Das Ergebnis ist ein gottesfürchtiger Überrest. Sie werden bei „verzehrendem Feuer“ (vgl. Heb 12,29), das ist in der Gegenwart des Heiligen Israels, wohnen können, weil es in ihnen nichts zu verzehren gibt. Die in Vers 15 genannten Eigenschaften sind bei ihnen vorhanden (vgl. Ps 15,1-3). Dies sollte auch uns prägen. Daran sollten wir denken, wenn wir einen Film sehen, in dem manchmal Dinge gezeigt und gesagt werden, die damit nicht übereinstimmen.
Sie werden auf den Höhen wohnen, sie werden beschützt und ernährt werden (Vers 16). Sie werden ihren König, den Messias, in seiner Schönheit sehen, wenn Er wiederkommt, um alle Verheißungen zu erfüllen (Vers 17). Sie werden das große, weite Israel sehen, wie es Abraham verheißen wurde (1Mo 15,18). Das ist ihr Lohn dafür, dass sie ihre Augen geschlossen haben, um das Böse nicht zu sehen (Vers 15).
Sie werden über die Schrecken nachdenken, durch die sie gegangen sind (Vers 18). Alle Vertreter der Schreckensherrschaft, unter der sie gestöhnt haben, werden nicht mehr da sein. Sie sind weg, für immer. Der politische Sekretär, der die erhobenen Steuern notiert („Schreiber“), der Steuereinnehmer, der das Gewicht von Gold und Silber prüft („Zahlmeister“ oder
„Wäger“), und der militärische Befehlshaber, der die Befestigungen kontrolliert („der, der die Türme zählte“), werden nicht mehr auftauchen.
Ja, alle frechen Menschen werden aus ihren Augen verschwinden (Vers 19). Auch werden ihre Ohren nicht mehr durch das Hören einer fremden Sprache beunruhigt werden, denn das bedeutet, dass der Feind bei ihnen an der Macht ist und sie selbst Sklaven sind. Der Feind ist nicht mehr da, und die unverständliche Sprache und die spöttische Zunge sind ebenfalls weg.
Paulus zitiert diesen Vers in abgewandelter Form in einem Vergleich zwischen der befreienden Kraft des Kreuzes und der Macht der Welt (1Kor 1,21). Er zeigt, dass alle Macht der Welt den Menschen nicht von seinen Sünden zu befreien vermag, sondern ihn nur in Knechtschaft hält. Die Weisheit Gottes hat diese Befreiung durch das Werk Christi am Kreuz möglich gemacht. Infolgedessen kann der Gläubige mit Freimütigkeit sagen: „Wo sind all diese Feinde geblieben?“ Das sollte uns aber nicht nachlässig machen in unserem Leben mit dem Herrn, denn dann kann ein solcher Feind einfach wieder auftauchen.