Behandelter Abschnitt Jes 5,24-30
Verse 24–30 | Die ferne Nation
24 Darum, wie die Zunge des Feuers die Stoppeln verzehrt und dürres Gras in der Flamme zusammensinkt, so wird ihre Wurzel wie Moder werden und ihre Blüte auffliegen wie Staub; denn sie haben das Gesetz des HERRN der Heerscharen verworfen und das Wort des Heiligen Israels verschmäht. 25 Darum ist der Zorn des HERRN gegen sein Volk entbrannt, und er hat seine Hand gegen es ausgestreckt und es geschlagen; und die Berge erbebten, und ihre Leichname wurden wie Kehricht inmitten der Straßen. – Bei all dem wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt. 26 Und er wird den fernen Nationen ein Banner erheben, und eine wird er herbeizischen vom Ende der Erde; und siehe, eilends, schnell wird sie kommen. 27 Bei ihr ist kein
Müder und kein Strauchelnder, keiner schlummert oder schläft; auch ist der Gürtel ihrer Lenden nicht gelöst noch der Riemen ihrer Schuhe zerrissen. 28 Ihre Pfeile sind geschärft, und alle ihre Bogen gespannt; die Hufe ihrer Pferde sind Kieseln gleichzuachten und ihre Räder dem Wirbelwind. 29 Ihr Gebrüll ist wie das einer Löwin, sie brüllt wie die jungen Löwen; und sie knurrt und packt die Beute und bringt sie in Sicherheit, und kein Erretter ist da. 30 Und sie knurrt über ihr an jenem Tag wie das Rauschen des Meeres. Und man blickt zur Erde, und siehe, Finsternis, Drangsal; und das Licht ist verfinstert durch ihr Gewölk.
Mit einem zweifachen „darum“ in den Versen 24 und 25 folgt das unwiderrufliche Gericht Gottes. Der Weinberg (Verse 1–7) erweist sich als völlig verdorben. Es gibt nur ein Heilmittel: das totale Gericht. Das göttliche Gericht wird über all dies mit einer „Zunge des Feuers“ (Vers 24) verglichen, die alles auflecken wird, womit sie sich rühmen, als wären es „Stoppeln“ und „dürres Gras“. Im gleichen Sinn wird „ihre Wurzel wie Moder“ werden und keine Lebenskraft mehr haben, um den Obstbaum oberhalb der Erde Früchte tragen zu lassen. Infolgedessen werden „ihre Blüte“, ihre Pracht und die Verheißung der Frucht „auffliegen wie Staub“. Es wird keine Frucht entstehen und von dem, was eine Ernte zu werden schien, wird nichts übrig bleiben.
Dieses Gericht wird sie treffen, weil sie „das Gesetz des HERRN der Heerscharen verworfen und das Wort des Heiligen Israels verschmäht“ haben. Sie haben das Gesetz, das geschriebene Wort des HERRN, und die mündlichen Aussagen des Heiligen Israels durch seine Propheten mit Verachtung behandelt. Der von Jesaja regelmäßig erwähnte Titel „der Heilige Israels“ macht in besonderer Weise die enorme Distanz deutlich, die zwischen der Sünde des Menschen und der Heiligkeit Gottes besteht.
Ihre Ablehnung hat seinen Zorn entfacht (Vers 25). Weil sie Ihn verworfen haben, wird Er einen mächtigen Feind senden. Durch diesen Feind streckt Er seine Hand gegen sie aus, um sie zu züchtigen. Die dornige Hecke und die Mauern des Weinbergs werden entfernt, damit dieser Feind ungehindert kommen kann, um sie zu vernichten, wie es in Vers 5 im Lied vom Weinberg heißt.
Der Durchmarsch dieses Feindes – Assyrien, prophetisch der König des Nordens – wird die Berge erbeben lassen. Durch seine Angriffe werden die Leichname inmitten der Straßen wie Kehricht sein. Und das ist noch nicht das Ende der Gerichte. Das Volk wird noch heftiger geschlagen werden. Deshalb „wendet sich sein Zorn nicht ab, und noch ist seine Hand ausgestreckt“ (Vers 25b), ein Ausdruck, der den Fortgang des Gerichts Gottes beschreibt (Jes 9,11.16.20; 10,4).
In den Versen 26–30 folgt eine Beschreibung des Einmarsches der Assyrer. Die Beschreibung bezieht sich auch auf den Einmarsch des Königs des Nordens in der Endzeit (Dan 11,40). Der HERR gibt das Startsignal für den Vormarsch des Feindes. Er erhebt ein Banner als Zeichen für den Feind, um nach Jerusalem zu ziehen und als sein Heer gegen sein abgefallenes Volk in den Streit zu ziehen (Vers 26). Was für eine Veränderung im Vergleich zu der Zeit, als Er ihr „Banner“ war (2Mo 17,15)! So wie ein Imker seine Bienen zu sich „herbeizischt“, so wird der HERR die Armeen des Feindes herbeizischen (Jes 7,18). Sie werden mit rasender Schnelligkeit kommen.
Es ist ein unermüdliches Heer, weil es vom HERRN mit übermenschlicher Kraft ausgestattet ist (Vers 27). Sie haben kein Bedürfnis nach Schlaf oder Ruhe. Von Schlummern ist keine Rede. Materielles Versagen wird es nicht geben. Was der HERR mit seinem Volk in der Wüste tat, das tut Er hier mit dem Heer, das kraftvoll gegen sein Volk kämpft (vgl. 5Mo 8,4).
Es ist ein Heer, das vollständig für seine Aufgabe vorbereitet ist mit Soldaten, die die Waffen zum sofortigen Einsatz bereithalten (Vers 28). Sie gehen blitzschnell vor, ohne Furcht und ohne Erbarmen. Das Heer greift an wie ein Löwe, brüllt, packt seine Beute und schleppt sie weg (in die Gefangenschaft), ohne dass es eine Möglichkeit zur Flucht gibt und ohne dass ihnen jemand zu Hilfe kommen kann (Vers 29).
Der Ausdruck „an jenem Tag“ zeigt, dass sich die damals kommenden Ereignisse in der Zukunft wiederholen und dann zu einem endgültigen Ergebnis führen werden. Das „Knurren … wie das Rauschen des Meeres“ ist eine Anspielung auf die vorrückenden Heere, die das Land „wie Fluten“ in Besitz nehmen (Jes 8,7; Dan 9,26). Für das Volk Gottes wird es an jenem Tag nur „Finsternis“ und „Drangsal“ geben, ohne Aussicht auf Licht (Vers
30). „Wozu soll euch der Tag des HERRN sein? Er wird Finsternis sein und nicht Licht“ (Amos 5,18).