Behandelter Abschnitt Jes 2,10-18
Verse 10–18 | Der HERR gegen allen Hochmut
10 Verkrieche dich in die Felsen und verbirg dich im Staub vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät! 11 Die hochmütigen Augen des Menschen werden erniedrigt, und die Überheblichkeit der Männer wird gebeugt werden; und der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tag. 12 Denn der HERR der Heerscharen hat einen Tag über alles Stolze und Hohe und über alles Erhabene, und es wird erniedrigt werden; 13 und über alle Zedern des Libanon, die hohen und erhabenen, und über alle Eichen Basans; 14 und über alle hohen Berge und über alle erhabenen Hügel; 15 und über jeden hohen Turm und über jede feste Mauer; 16 und über alle Tarsis-Schiffe und über alle kostbaren Schauwerke. 17 Und der Hochmut des Menschen wird gebeugt und die Überheblichkeit der Männer erniedrigt werden; und der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tag. 18 Und die Götzen werden ganz und gar verschwinden.
Das Gericht ist unausweichlich, denn sie haben ihren Felsen, den HERRN (Jes 17,10a), verlassen und Ihn durch Götzen ersetzt. Wegen des „Schreckens des HERRN“, d. h. seiner Person, und „der Pracht seiner Majestät“, d. h. seiner Ausstrahlung (Vers 10), sind sie nun aufgefordert, zum natürlichen Felsen Zuflucht zu nehmen. „Die Pracht seiner Majestät“ ist ein beliebter Ausdruck der Assyrer, den sie für sich selbst verwenden. Aber der Gebrauch dieses Ausdrucks gehört nur dem HERRN. Die Assyrer müssen sich „im Staub“ verbergen, der Materie, aus der sie geformt wurden und die sie kennzeichnet, denn sie haben die Ehre ihres Schöpfers geraubt und Ihn aus ihrem Leben verbannt.
Hier, wie an so vielen anderen Stellen in diesem Buch, finden wir die Verbindung von Gericht durch den Einfall der Assyrer, die Zuchtrute in der Hand Gottes für sein Volk, und das Gericht in der Endzeit, kurz vor dem Tausendjährigen Friedensreich. In beiden Fällen wird der Stolz der Menschen gedemütigt und der HERR allein hoch erhaben sein (Vers 11).
Hier werden Menschen gezwungen, sich zu erniedrigen. Johannes der Täufer hingegen erniedrigt sich freiwillig. Das zeigt sich in seinen Worten: „Er muss wachsen, ich aber abnehmen“ (Joh 3,30). In dem Namen Jesu wird sich jedes Knie beugen (Phil 2,10), entweder jetzt freiwillig aus Liebe zu Ihm oder in der Zukunft gezwungenermaßen in Anerkennung seiner Majestät. Je mehr wir uns demütigen, desto mehr Raum wird dem Herrn gegeben, sich in uns sichtbar zu machen, sodass die Menschen den Herrn Jesus in uns verherrlichen.
Ab Vers 12 werden wir auf das zweite Kommen des Herrn Jesus verwiesen, das heißt auf sein Kommen als Messias für sein Volk und als Richter der ganzen Erde. Wenn Er kommt, um auf der Erde Gerechtigkeit auszuüben, werden die Bewertungen, die der Mensch für wichtig erachtet, umgekehrt werden. Die Dinge, die die Menschen bis dahin als wertvoll erachtet haben, werden dann für sie unwichtig werden, und was sie bisher als Nebensache betrachtet haben, wird dann zur Hauptsache.
Er kommt als „der HERR der Heerscharen“ (Vers 12), ein Name, den Jesaja über 60-mal für Gott verwendet. Es ist ein militärischer Name, der auf die Macht und Stärke Gottes in seinen Regierungswegen hinweist. Wenn dieser allmächtige HERR mit seinen Heeren kommt, kann nichts gegen Ihn bestehen. Der Gegensatz wird in den folgenden Versen durch Symbole und verschiedene andere Weisen dargestellt. „Der Tag des HERRN“ bezeichnet einen Zeitraum, in dem der Herr Jesus – Er ist der HERR – alle Ihm vom Vater gegebene Autorität ausüben wird (Mt 28,18; Joh 13,3a). Es ist der Tag, an dem Er sich offen gegen alle Selbstverherrlichung des Menschen und gegen alle Götzen wendet. Es ist der Tag, an dem alle Dinge ans Licht kommen und von Ihm gerichtet werden (Joh 5,22.27). Dann erfüllt Er das Wort, das Er auf der Erde gesprochen hat: „Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden“ (Lk 14,11a). Der Ausdruck „der Tag des HERRN“ wird in Jesaja 13 näher erläutert (Jes 13,6-13).
Wenn der Herr Jesus zum zweiten Mal erscheint, wird Er zuerst das Gericht über den ganzen Stolz der Menschen ausüben. In den Versen 13–16 verwendet Jesaja sieben Beispiele aus der Natur und der Gesellschaft, um zu beschreiben, wogegen der HERR vorgehen wird. Die Bäume „Zedern“ und „Eichen“ (Vers 13) können als Symbole für die Führer, wie Könige und Fürsten, der Nationen gesehen werden, die sich gegen die Juden am Ende der Zeit erheben werden. „Alle hohen Berge“ und „alle erhabenen Hügel“ (Vers 14) stehen für große und kleine irdische Mächte, Nationen, die sich über andere Nationen erheben. Sie haben hohe Türme und feste Mauern gebaut (Vers 15), um sich gegen mögliche Angriffe zu verteidigen. Sie betreiben auch Seehandel, um ihre wirtschaftliche Macht zu vergrößern (Vers 16). Zu diesem Reichtum gehören auch „kostbare Schauwerke“, ein einzigartiger Ausdruck im Hebräischen, der von dem Wort „Bild“ abgeleitet ist, wobei wir an die Macht der Unterhaltungsmedien und der visuellen Kultur im Allgemeinen denken können.
Wenn der HERR erscheint, wird die Überheblichkeit der Männer der hohen Erhabenheit des HERRN weichen müssen. Sie werden ihren Stolz nicht aufrechterhalten können, sondern mit unwiderstehlicher Kraft niedergebeugt werden. An jenem Tag wird der HERR allein „hoch erhaben sein“ (Vers 17).
Und was passiert mit den Götzen, auf die sie ihre Hoffnungen gesetzt haben und von denen sie ihre Rettung erwarten (Vers 18)? Sie „werden ganz und gar verschwinden“. Damit ist alles über ihr Schicksal gesagt. Die Götzen sind die Wurzel des Unglücks, das über sie kommen wird. Sie haben den HERRN verlassen und Ihn durch die Götzen ersetzt (elilim, siehe Erklärung zu Vers 8). In nur drei Worten wird blitzartig gezeigt, was mit ihnen geschieht. Wörtlich heißt es: „Nichtigkeiten zu nichts.“ Sie sind wertlos und werden gänzlich verschwinden.
Wenn der Herr Jesus in unserem Leben das Sagen hat, wenn wir Ihn allein verherrlichen, dann wird keine Form des Götzendienstes bei uns Fuß fassen (1Joh 5,21).