Verse 10 | Die Wangen und der Hals der Braut
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Anmutig sind deine Wangen in den Kettchen, dein Hals in den Schnüren.
Nachdem der Bräutigam die Statur der Braut mit einer Stute des Pharao verglichen hat, spricht er über die Wangen und den Hals der Braut. Im Verlauf des Buches hören wir ihn über verschiedene Teile ihres Körpers sprechen. Die Braut wiederum spricht mehrmals über verschiedene Körperteile des Bräutigams. Liebe sieht nicht nur die Figur, sondern auch die Einzelheiten. Jedes Körperteil hat seinen Reiz. Dieser Reiz besteht darin, jedes Körperteil mit Juwelen und anderen Dingen zu vergleichen, die auf eine besondere Weise den Wert oder die Bedeutung dieses Körperteils zum Strahlen bringen.
Das erste Körperteil, das der Bräutigam erwähnt, sind die Wangen. Wangen haben mit Verleumdung und Verspottung zu tun, denn man soll sie hinhalten, ohne sich zu verteidigen (Jes 50,6; Mt 5,39). Der Bräutigam sieht, dass ihre Brüder die Braut verleumdet haben. Die Verleumdung nimmt ihr nicht den Glanz, sondern macht sie nur noch charmanter für ihn. Das Gleiche gilt für Verleumdungen, die die Gläubigen für den Herrn Jesus erlitten haben. Diese Verleumdung ist anmutig für Ihn.
Die Verleumdung, die die Braut erfahren hat, betrachtet der Bräutigam so, als wäre sie von anmutigen „Kettchen“ umgeben. Er legt sozusagen einen Rahmen um ihre Verleumdung herum. Damit ermutigt er sie. Auf die gleiche Weise ermutigt der Apostel Petrus die Gläubigen, die um des Namens Christi willen mit Schande bedeckt werden. Er umgibt die Vorwürfe, die sie erhalten haben, mit dem Leuchtglanz der Herrlichkeit: „Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig [seid ihr]! Denn der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch“ (1Pet 4,14). Durch den Vorwurf leuchtet der Geist der Herrlichkeit. „Für den Namen Christi“ zu leiden, betont die Verbindung mit Ihm. Für seinen Namen geschmäht zu werden, ist eine direkte Konsequenz davon, wenn wir in Wort und Tat offen über Ihn sind. Die Welt sieht in dem Gläubigen einen Vertreter Christi, der selbst, als er auf der Erde war, der große Repräsentant Gottes war. Deswegen erlebte Er folgendes: „Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen“ (Ps 69,9b). Es war keine Schande für Ihn, und es ist auch keine Schande für uns, wenn wir um seines Namens willen beschimpft werden. Petrus sagt sogar, dass wir „glückselig“ sind, wenn uns so etwas passiert.
Wir können die Kettchen auch noch mit dem Gebet vergleichen. Manchmal sprechen wir von einer „Gebetskette“. Damit meinen wir eine Gruppe von Gläubigen, die sich darauf verständigen, fortwährend für eine bestimmte Sache zu beten, wobei sich jeder für eine bestimmte Zeit dazu verpflichtet, und danach betet jemand anderes eine bestimmte Zeit lang weiter. Wir merken besonders in Zeiten des Widerstands und der Bedrängnis, dass eine Gebetskette nötig ist. Beleidigung oder Bedrängnis, die uns in anhaltendes Gebet treibt, hat einen besonderen Wert für den Herrn Jesus. Unser Leben sollte eine Gebetskette sein. Wir können Widerstand nur aushalten, wenn wir beständig beten (vgl. Ps 109,4).
Der Hals oder Nacken spricht von Unnachgiebigkeit, Hartnäckigkeit. Darunter verstehen wir, dass der Sünder sich weigert, sich vor Gott zu beugen und ihn als Gott anzuerkennen. Das äußert sich dadurch, dass er Gott und dem Nächsten nicht dienen möchte. Als die Stadtmauer um Jerusalem wieder aufgebaut wurde, lesen wir von den Vornehmen von Tekoa, wie es buchstäblich auf Hebräisch gesagt wird: „Sie beugten ihren Nacken nicht unter den Dienst ihres Herrn“ (Neh 3,5). Sie wollten nicht dienen. Aber der Hals der Braut hat sich vor dem Bräutigam gebeugt. Sie möchte für ihn da sein. Deswegen ist ihr Hals jetzt anmutig. Ihr Hals stellt nicht mehr die Hartnäckigkeit zur Schau, sondern sie ist ein schöner und wertvoller Teil ihres Körpers.
Die „Schnüre“ oder die Perlen um ihren Hals können wir damit verbinden, was Salomo seinem Sohn sagt (Spr 1,8.9). Er spricht von der „Unterweisung deines Vaters“ und der „Belehrung deiner Mutter“, die wie ein Geschmeide um den Hals sind, wenn sie beachtet werden. Für uns, die wir durch den Glauben an den Herrn Jesus Söhne Gottes geworden sind, bedeutet es, dass wir uns schmücken, wenn wir auf seine Ermahnung hören und bereit sind zu lernen. Damit zeigen wir, dass wir nicht mehr uns selbst leben wollen, sondern dass wir unseren Hals unter das, was Gott zu sagen hat, gebeugt haben.
Der Herr Jesus schätzt es, wenn wir Ihm nicht nur sagen, dass wir Ihn lieben, sondern wenn wir es auch praktisch zeigen, indem wir auf seine Unterweisung und seine Lehre hören. Wenn wir sehen, wie jemand in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes lebt, dann respektieren und schätzen wir es. Ein Leben in Abhängigkeit von dem Geliebten ist ein Schmuck, dessen Wert nur der Herr Jesus selbst völlig kennt. Es ist ein Leben, das seinem Leben ähnlicher wird. Er hörte immer zu. Jeden Morgen öffnete Er seinem Gott sein Ohr und empfing göttliche Unterweisung (Jes 50,4). Sein Leben war vollkommen frei von Eigenwillen und deshalb war es eine schöne Schnur für seinen Vater.