Behandelter Abschnitt Spr 31,8-9
Verse 8.9 | Öffne deinen Mund, um Recht zu verschaffen
8 Öffne deinen Mund für den Stummen, für die Rechtssache aller Unglücklichen. 9 Öffne deinen Mund, richte gerecht und verschaffe Recht dem Elenden und dem Armen.
Die Mutter sagt zu ihrem Sohn, dem König, dass er seinen Mund nicht öffnen soll, um Wein hineinzugießen, sondern ihn zu öffnen, um den „Stummen“ eine Stimme zu geben (Vers 8). Es geht hier nicht um jemanden, der nicht sprechen kann, sondern vielleicht um jemand, der zu schüchtern ist, etwas zu sagen. Jemand kann auch wegen der ungerechten Anklagen seines Gegenübers verstummen oder wegen der verbalen Gewalt der Gegenpartei. In jedem Fall geht es um jemanden, der nicht für sich selbst reden kann, um seine eigene Sache zu verteidigen.
Der König muss seinen Mund öffnen, um allen „Unglücklichen“ Recht zu sprechen. Diese haben vielleicht Worte, doch die Kraft fehlt ihnen, sie auszusprechen. In beiden Fällen ist Einsicht erforderlich in die Umstände derer, die elend sind und die sich für einen gerechten Urteilspruch an ihn wenden.
Der König scheint hier sowohl Rechtsanwalt als Richter zu sein. Als Rechtsanwalt hat er sich in Vers 8 mit der Sache eines „Stummen“ und dem Fall „aller Unglücklichen“ einsgemacht. Dadurch kann er auch als Richter auftreten (Vers 9). Da er keinen Wein getrunken hat, sondern im Geist klar geblieben ist, ist er in der Lage, seinen Mund zu öffnen, um in
Gerechtigkeit zu urteilen und den Elenden und Armen Recht zu verschaffen (vgl. 2Sam 14,4-11; 1Kön 3,16-28; Ps 45,2-3; Jes 9,6.7).