Verse 18 | Kein Gesicht, sondern das Gesetz
18 Wenn kein Gesicht da ist, wird ein Volk zügellos; aber glückselig ist es, wenn es das Gesetz hält.
Dieser Vers bezieht sich auf zwei Formen göttlicher Offenbarung: „Gesicht“ und „Gesetz“. Ein Gesicht ist eine Botschaft Gottes, die Er einem Propheten gibt, damit dieser sie an das Volk weitergibt (Hos 12,11). Es gibt dazu viele Beispiele im Alten Testament. Die Propheten Daniel, Amos und Sacharja, um nur einige zu nennen, hatten verschiedene Gesichte. Aber in den Tagen Elis waren Gesichte nicht häufig (1Sam 3,1). Das war während der Zeit der Richter, als „jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 17,6; 21,25). Das Volk war „ohne wahren Gott“ (vgl. 2Chr 15,3).
Das ist auch der Fall in den ehemals christlichen westlichen Ländern, in denen wir leben. Die Menschen leben mehr und mehr ohne den wahren Gott, weil sie das Wort Gottes ablehnen und weil liberale Theologen sie von Gott abhalten (vgl. 2Chr 28,19). Verderbtheit und Gewalt nehmen überhand.
Wenn das Volk als Ganzes zügellos geworden ist, kommt es auf die persönliche Treue an. Das ist die Botschaft der zweiten Verszeile. Wenn es auch keine göttlichen Offenbarungen an Propheten mehr gibt, so ist es dennoch möglich, sich an das Gesetz zu halten. Wer das tut, ist „glückselig“.
Wenn alles in Verfall gerät, so bleibt doch das Wort Gottes die Richtschnur für das Leben jedes einzelnen Gläubigen. Gott schätzt und belohnt jeden, der sein Wort als Richtschnur befolgt. Solche treuen Gläubigen, die von Weisen unterwiesen worden sind und die Unterweisung angenommen haben, sind durch ihren gehorsamen Lebenswandel ein Weckruf für die
Untreuen unter dem Volk, zum Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes zurückzukehren.