Verse 11 | Wer weise ist in seinen Augen, wird durchschaut
Ein reicher Mann ist weise in seinen Augen, aber ein verständiger Geringer durchschaut ihn.
Auch in diesem Spruch geht es wieder um den Gegensatz zwischen „einem reichen Mann“ und „einem verständigen Geringen“. In diesem Vers ist der Reiche „weise in seinen Augen“. Er ist erfüllt von seinem Eigendünkel. Er sieht nur sich selbst und ist davon überzeugt, dass er alles richtig beurteilen kann. „Aber ein verständiger Geringer durchschaut ihn“, er lässt sich nicht betören. Der Geringe erkennt den Mangel, an dem der Reiche leidet und durchschaut seine arrogante Gesinnung.
Reichtum und Weisheit gehen nicht oft zusammen. Meistens ist es so, dass der Reichtum des Reichen ihn für seine geistliche Armut blind macht. Er glaubt, dass sein Geld den Wert seiner Seele bestimmt. Wer Geld besitzt, kann damit Macht erwerben und diese auch geltend machen. Wer dagegen kein Geld hat, dafür aber Verständnis besitzt, durchschaut ihn; er sieht, dass er nur ein Wichtigtuer ist, der nicht ist, was er zu sein vorgibt.
Reichtum kann zu Hochmut führen: „Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott“ (1Tim 6,17). Die Weisheit des Gerechten besteht nicht darin, dass er weiß, wie er möglichst zu viel Geld kommt und wie er möglichst schnell reich wird. Seine Weisheit ist, dass er die Unsicherheit des Reichtums sieht und nicht darauf vertraut (Mt 6,19).