Behandelter Abschnitt Spr 26,13-16
Verse 13–16 | Der faule Tor
Der Faule spricht: Der Brüller ist auf dem Weg, ein Löwe inmitten der Straßen. 14 Die Tür dreht sich in ihrer Angel: so der Faule auf seinem Bett. 15 Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt, beschwerlich wird es ihm, sie an seinen Mund zurückzubringen. 16 Der Faule ist weiser in seinen Augen als sieben, die verständig antworten.
Diese Verse handeln vom Faulen (Spr 6,6-11; 24,30-34). Hier finden wir eine zunehmende Passivität: Zuerst geht er nicht mehr aus dem Haus (Vers 13); danach kommt er nicht mehr aus dem Bett (Vers 14); und schließlich bleibt er sogar mit seiner Hand in einer Schüssel mit Essen hängen (Vers 15). Es ist überhaupt keine Bewegung da und es ist auch keine Bewegung hineinzubekommen.
Er macht sich selbst vor, dass die Umstände kein Arbeiten zulassen (Vers 13). Der Faule ist arbeitsscheu und denkt sich die absurdesten Entschuldigungen dafür aus, warum er nicht arbeitet (Spr 22,13). Überall sieht er
Gefahren, auf Straßen und Plätzen. Überall sieht er den Widerstand des Teufels, von dem der Löwe ein Bild ist (1Pet 5,8), der ihn am Arbeiten hindert. Der wahre Entschuldigungsgrund aber ist nicht Angst, sondern Faulheit.
Der Faulpelz hängt genauso am Bett fest wie „die Tür in ihrer Angel“ (Vers 14). Er kommt genauso schlecht aus dem Bett wie sich eine Tür aus ihrer Angel löst. Der Faule dreht sich geradezu auf seinem Bett hin und her. So wie eine Tür hin und her schwingt, sich dabei aber nicht von der Stelle bewegt, dreht sich der Faule von einer Seite auf die andere. Eine Tür hat immerhin eine Funktion: Sie geht auf und zu. Aber der Faule bleibt nutzlos liegen.
Der Faule ist sogar zu faul, um das Essen, das er in die Hand genommen hat, „an seinen Mund zurückzubringen“ (Vers 15). In Sprüche 19 steht ein ähnlicher Vers, wenn auch etwas vager formuliert (Spr 19,24). Hier wird es deutlicher ausgedrückt. Die Hand in die Schüssel zu tauchen, hat ihn so viel Energie gekostet, dass er nun völlig erschöpft ist. Hier macht sich der Weise über den Faulen lustig. Schon die Vorstellung von diesem Bild bringt einen zum Lachen. Durch die Übertreibung soll auch dem Faulen klargemacht werden, wie lächerlich er sich macht.
Hierin können wir ein Bild von Menschen sehen, die zu faul sind, Gottes Wort zu erforschen. Sie wissen wohl etwas davon, sie stecken ihre Hand hinein, sie können durchaus Schriftstellen zitieren – vor allem solche, aus denen sie ihren eigenen Nutzen ziehen –, aber sie ernähren sich nicht davon. Das Schriftstudium ist zu viel Arbeit für sie.
Der Faule ist voll von seinem eigenen Wahn (Vers 16). Er wird von seiner Faulheit beherrscht und meint, eine viel bessere Lebenseinstellung zu haben als Menschen, die sich dafür einsetzen, Lebensweisheit und Verstand zu erwerben. In seinen Augen sind es dumme Menschen. Er meint, Arbeiten sei etwas für Dumme. Seine Faulheit hält er natürlich für völlig gerechtfertigt. Also hält er Siesta und sieht darin sein höchstes Lebensgut.
Er glaubt so fest an seine eigene Weisheit, dass er sich von nichts und niemand umstimmen lässt. Nicht einmal sieben „Weise“ – also ein Vollmaß an Weisheit (Esra 7,14; Est 1,14.15) – können ihn zur Einsicht über seine Torheit und das asoziale Wesen seiner Faulheit bringen. Durch seine Faulheit hat er den Verstand verloren. Er ist überhaupt nicht mehr ansprechbar. Das vernünftige Gegenargument von sieben Weisen kommt nicht bei ihm an. Er ist so sehr von sich eingenommen, dass er jede an ihn gerichtete Ermahnung abprallen lässt.