Behandelter Abschnitt Ps 140,1-5
Verse 1b–5 | Gebet um Schutz
1b Befreie mich, HERR, von dem bösen Menschen; vor dem Mann der Gewalt taten behüte mich – 2 die Bosheiten ersinnen im Herzen, täglich Kriege erregen! 3 Sie schärfen ihre Zunge wie eine Schlange; Otterngift ist unter ihren Lippen. – Sela. 4 Bewahre mich, HERR, vor den Händen des Gottlosen – vor dem Mann der Gewalttaten behüte mich –, die darauf sinnen, meine Tritte umzustoßen! 5 Die Stolzen haben mir heimlich eine Schlinge und Fallstricke gelegt, ein Netz ausgespannt zur Seite des Weges; sie haben mir Fallen gestellt. – Sela.
Der Anlass des Psalms wird aus diesen Versen deutlich. David, bzw. der gläubige Überrest in der Endzeit, wird „von dem bösen Menschen“ (Vers 1b) umgeben und angefeindet. David bittet den HERRN, ihn von ihm zu befreien. Er bittet den HERRN auch um seinen Schutz „vor dem Mann der Gewalttaten“. „Böse Menschen“ zeigt, was der Mensch ist, nämlich durch und durch böse. „Mann der Gewalttaten“ – hebräisch hamas, was Gewalt bedeutet, hier im Plural, Aggression – weist darauf hin, dass das, was der Mensch tut, nichts anderes ist, als Elend zu verursachen, sowohl durch seine Worte als auch durch seine Taten.
David kennt die Pläne in den Herzen dieser Menschen, dass sie „Bosheiten ersinnen“ (Vers 2). Es ist nicht nur ein böser Gedanke, sondern es geht um „Bosheiten“, was darauf hindeutet, dass sie vorhaben, ihm auf vielfältige Weise zu schaden. Es handelt sich nicht um spontane Handlungen, sondern um vorsätzliche, bewusste, absichtliche Handlungen. Sie tun es auch nicht gelegentlich, es ist keine vorübergehende Sache, sondern es geht um „täglich Kriege erregen“. Sie hecken ständig Pläne aus, um ihm zu schaden und ihn aus dem Weg zu räumen. Das ist kein Komplott, sondern ein Krieg (vgl. Vers 7).
Immer wieder haben sich Könige und ihre Ratgeber versammelt, um Krieg gegen die Botschafter des Herrn zu führen. So werden sich in der Endzeit das Tier und der falsche Prophet und ihre Anhänger gegen den treuen Überrest versammeln und gegen sie in den Krieg ziehen. Aber Gott wird beweisen, dass Er über alle Völker erhaben ist. Er wird für immer als König herrschen.
Bevor die Verschwörer David mit dem Schwert angreifen, attackieren sie ihn mit ihrer Zunge. Die Sprache, die sie verwenden, um ihre Schlachtpläne gegen ihn zu formulieren sind ernst (Vers 3). Sie führen einen Feldzug des Hasses und der Verleumdung gegen ihn. Indem er davon spricht, dass „sie ihre Zunge wie eine Schlange schärfen“ (vgl. Ps 64,3.4) und dass „Otterngift unter ihren Lippen ist“, sagt David von ihnen, dass sie ein Sprachrohr des Teufels, der alten Schlange, sind. Ihre Zunge als Schlange bedeutet eine gespaltene Zunge voller Lügen und Verleumdungen, geschärft wie ein Schwert, um noch mehr Schaden anrichten zu können. Das Otterngift ist ein unsichtbar wirkendes Gift, das in kurzer Zeit zum Tod führt.
Letzteres wird von Paulus als Beweis für die völlige Verderbtheit des Menschen angeführt (Röm 3,13). Diejenigen, die sich dadurch auszeichnen, sind Kinder des Teufels; sie haben sein Wesen (Joh 8,44). Sie verbreiten die
übelsten Gerüchte über ihn und begehen damit das, was wir „Rufmord“ nennen. Das Wort sela am Ende von Vers 4 deutet auf ein Innehalten hin, um den Ernst der Sache vor Gott zu bedenken, um im nächsten Vers erneut zum HERRN zu rufen über seine Bedrängnis.
David wehrt sich nicht gegen ihre falschen Anschuldigungen, sondern sucht Zuflucht bei dem HERRN (Vers 5). Er bittet den HERRN, ihn „vor den Händen des Gottlosen“, in denen wir Saul erkennen, zu bewahren. Er bittet den HERRN auch, ihn „vor dem Mann der Gewalttaten“, der die Anhänger Sauls repräsentiert, zu behüten. Sie stellen die Feinde des Überrestes in der Endzeit dar. Sie haben sich vorgenommen, seine „Tritte umzustoßen“, sodass er fällt und sich nicht mehr wehren kann und sie ihn zertreten können.
Die nächste Charaktereigenschaft der Feinde ist ihr Stolz, ihr Hochmut (Vers 5). Sie haben es auf diejenigen abgesehen, die in Treue zum HERRN ihren Weg gehen. Sie wollen sie loswerden, weil sie nicht an Gott und seinen Willen erinnert werden wollen. Sie haben ein ganzes Arsenal böser Mittel zur Verfügung, um die Gerechten zu fangen.
Ihre Wahl ist getroffen. Sie wollen nichts dem Zufall überlassen und setzen die listigsten und gemeinsten Mittel ein: eine versteckte Schlinge und Fallstricke, ein Netz am Wegesrand und Fallen. Sie lassen nichts unversucht in ihrem Kampf gegen den HERRN und sein Volk. Sie lauern den Gerechten auf, als wollten sie ein gefährliches wildes Tier fangen. Sicherlich wird eines der von ihnen angewandten Mittel die gewünschte Wirkung haben, glauben sie.