Behandelter Abschnitt Ps 132,8-10
Verse 8–10 | Gebet des Gesalbten Gottes
8 Steh auf, HERR, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke! 9 Lass deine Priester mit Gerechtigkeit bekleidet werden und deine Frommen jubeln! 10 Um Davids, deines Knechtes, willen weise nicht ab das Angesicht deines Gesalbten!
Vers 8 ist die einzige Erwähnung der „Lade“ in den Psalmen. Dies geschieht im Zusammenhang mit der zukünftigen Wiederherstellung des Tempels in Jerusalem, dem Ort, den der HERR auserwählt hat, um dort seinen Namen wohnen zu lassen. Daher wird der neue Name Jerusalems von nun an Jahwe-Schamma lauten, was bedeutet „der HERR ist hier“ (Hes 48,35b). Die Lade steht für die Gegenwart des HERRN. Der HERR selbst wird in Zion wohnen, und deshalb wird die Lade nicht mehr gebraucht (Jer 3,16).
Jetzt, da der Platz für die Lade gefunden ist (Vers 6), will David die Lade dorthin bringen und sie wieder zum Mittelpunkt des Dienstes für den HERRN machen. Er tut dies im Gebet. Sein Gebet umfasst drei Bitten. Die erste Bitte steht in Vers 8 und betrifft die Ruhestätte für den HERRN und seine Lade. Sie wird in Vers 14 erhört. Die zweite Bitte steht in Vers 9 und betrifft die Priester. Sie wird in Vers 16 erhört. Die dritte Bitte schließlich steht in Vers 10 und betrifft den Sohn Davids. Sie wird in den Versen 17 und 18 erhört.
David verwendet in seinem Gebet Worte, die Mose gesprochen hat (4Mo 10,35). Mose tat dies im Hinblick auf das Aufbrechen der Lade, denn wenn der HERR mit ihnen geht, werden alle Hindernisse beseitigt und alle Feinde besiegt (vgl. Ps 68,1). Der Gottesfürchtige bittet hier den HERRN, sich zu erheben und zu seiner Ruhestätte zu gehen.
Die Worte dieses Gebetes werden auch von Salomo bei der Einweihung des Tempels gesprochen (2Chr 6,41.42). Der HERR „und die Lade deiner Stärke“ werden im gleichen Atemzug genannt. Die Lade symbolisiert sowohl den HERRN selbst als auch seine Stärke.
Die Priester, die bei der Bundeslade dienen, sollen „mit Gerechtigkeit bekleidet“ sein (Vers 9). Sie sollen nicht frevelhaft handeln wie die Söhne Elis, die dadurch das Gericht Gottes auf sich zogen (1Sam 2,12-17.30-34). Die Kleidung der Gerechtigkeit symbolisiert die Würde und Wahrhaftigkeit der Priester, dem HERRN in seiner Gegenwart zu dienen, wie es Ihm gefällt.
Das Opfer wird nicht verachtet, sondern geehrt und mit Freude und Dankbarkeit von den „Frommen“ gebracht. Die „Frommen“ sind die chasidim, die Treuen, diejenigen, die dem Bund treu sind. Das Wort chasidim leitet sich von chesed ab, was soviel bedeutet wie Güte oder die Treue Gottes zu seinem Bund. „Mit Gerechtigkeit bekleidet werden“ bedeutet im Wesentlichen, dass die Priester die Eigenschaften und die Herrlichkeit des HERRN widerspiegeln. Dazu gehört nicht nur seine Heiligkeit, sondern auch seine Gnade und Barmherzigkeit. Das ist die Bedeutung der in 2. Mose 28 beschriebenen Kleidung der Priester. Ebenso wird der Braut Christi „gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend [und] rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“ (Off 19,8). Mit „Gerechtigkeit“ sind hier die gerechten Taten gemeint, die die Braut aus Liebe zu ihrem Bräutigam getan hat.
Der erste Teil dieses Liedes schließt mit der Bitte, dass der HERR das Gebet der beiden vorangegangenen Strophen nicht abweisen möge (Vers 10). Das Gebet der Verse 1 und 2 wird vorübergehend in den Versen 3–9 unterbrochen, wo der Hintergrund des Gebets beschrieben wird. Dann wird der
Faden hier in Vers 10 wieder aufgenommen. Der Psalmist, der von Gott gesalbt ist, bittet auf der Grundlage des Eides, den der HERR David geschworen hat. Der Eid des HERRN ist die Antwort auf Davids Eid in den Versen 3–5 und auf das, was David als Diener des HERRN getan hat, um eine Ruhestätte für Ihn zu suchen.
Es ist das Gebet „deines Gesalbten“. Für Gott macht es einen großen Unterschied, wer betet. Sein Gesalbter ist hier der gesalbte Sohn Davids; prophetisch gesehen ist es Christus, der große Sohn Davids. Es ist ein Gebet „um Davids, deines Knechtes, willen“. David ist der Mann nach dem Herzen Gottes, dem Er die Verheißung seines großen Sohnes gegeben hat, der für immer auf dem Thron Davids sitzen wird. Ein Gebet mit diesen Bezügen – zu seinem Sohn und zu seinen Verheißungen – kann Gott niemals zurückweisen.
Der Herr Jesus ist in dreifacher Hinsicht der Gesalbte: 1. als Er auf der Erde war, 2. jetzt, wo Er im Himmel ist, und 3. bald, wenn Er wieder auf die Erde kommt, um zu regieren.
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Er wurde zu Beginn seines öffentlichen Wirkens in Israel mit dem Heiligen Geist gesalbt (Mt 3,16).
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Er ist der Christus, das heißt der Gesalbte. Nach seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung ist Er in den Himmel aufgefahren und hat sich zur Rechten Gottes gesetzt. Dort hat Gott Ihn „sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht“ (Apg 2,36).
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In Psalm 45 wird Er bei der Annahme seines Königtums gesalbt, wenn Er sich auf den messianischen Thron setzt (Ps 45,8; Heb 1,9).
Um Letzteres geht es hier in Psalm 132. Wir finden hier den Sohn Davids, der gesalbt und damit zum König und Messias erklärt wurde. Er betet hier als Sohn Davids zu Gott auf der Grundlage dessen, was der HERR David geschworen hat.