Behandelter Abschnitt Ps 103,13-19
Verse 13–19 | Erbarmung und Gerechtigkeit
13 Wie ein Vater sich über die Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. 14 Denn er kennt unser Gebilde, ist eingedenk, dass wir Staub sind. 15 Der Mensch – wie Gras sind seine Tage; wie die Blume des Feldes, so blüht er. 16 Denn ein Wind fährt darüber, und sie ist nicht mehr, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr. 17 Die Güte des HERRN aber ist von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskinder hin 18 für die, die seinen Bund halten und sich an seine Vorschriften erinnern, um sie zu tun. 19 Der HERR hat in den Himmeln festgestellt seinen Thron, und sein Reich herrscht über alles.
David vergleicht den HERRN mit „einem Vater“, der „sich über die Kinder erbarmt“ (Vers 13). Es besteht jedoch der Unterschied, dass ein irdischer Vater seine kleinen Kinder trägt, während es bei Gottes Volk und bei uns der Fall ist, dass Gott alle die Seinen trägt, die kleinen und die großen, ein Leben lang (Jes 46,3.4).
Der HERR, Jahwe, der Gott des Bundes mit seinem Volk, erbarmt sich wie ein Vater „über die, die ihn fürchten“. Wir sehen hier die zärtliche Fürsorge Gottes für sein verletzliches Volk, d. h. für diejenigen, die Ehrfurcht vor Ihm haben und in Ehrfurcht vor Ihm leben. Sie sind von Ihm in diese Beziehung gebracht worden.
David kannte Gott nicht persönlich als Vater, und auch der gläubige Überrest wird Ihn nicht so kennen. Mehrere Male wird Gott als Vater seines Volkes bezeichnet. Dies hat die Bedeutung von „Ursprung“ und stellt nicht die Beziehung des einzelnen Israeliten zu Ihm dar (5Mo 32,6; Jes 63,16; 64,7; Jer 31,9; Hos 11,1). Es ist das Vorrecht des neutestamentlichen Gläubigen, Gott persönlich als Vater zu kennen und Ihn durch den Geist der Sohnschaft „Abba, Vater“ zu nennen (Röm 8,15; Gal 4,6).
Der Überrest ist sich seiner Schwäche bewusst. Und genau das ist der Grund für Gottes Erbarmen: „Denn er kennt unser Gebilde“, d. h. „woraus wir gemacht sind“ (Vers 14). Gott „ist eingedenk, dass wir Staub sind“, das wird Er nie vergessen, denn Er hat uns aus „Staub vom Erdboden“ gemacht (1Mo 2,7; 3,19). Wenn wir uns weiterhin daran erinnern, werden wir unsere Abhängigkeit von Ihm erkennen.
In den Versen 15 und 16 geht David auf die Schwäche und Vergänglichkeit des Menschen ein. Der Mensch ist nur ein „sterblicher Mensch“ mit einer kurzen Existenz auf der Erde (Vers 15). Er schildert seine Kürze und seine schnell verwelkende Pracht wie folgt: „Wie Gras sind seine Tage; wie die Blume des Feldes, so blüht er“ (vgl. Jes 40,7; 1Pet 1,24; Ps 90,5.6). Sein Leben ist so zerbrechlich, dass ein Windhauch es wegweht (Vers 16). Es ist der heiße, sengende Wüstenwind aus dem Osten Israels, der innerhalb von Stunden alles verbrennt, „und sie ist nicht mehr, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr“. Er ist für immer aus dem Blickfeld verschwunden, ohne eine Spur seiner früheren Anwesenheit zu hinterlassen.
Im Gegensatz dazu steht „die Güte des HERRN“ (Vers 17). Sie ist nicht flüchtig, vorübergehend, vergänglich, sondern „von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten“. Es ist ein Merkmal dessen, der der Ewige ist. Seine Güte hört nie auf. Zuvor wurde von seiner Barmherzigkeit gesagt, dass sie in ihrem Umfang unermesslich und unbegreiflich ist (Vers 11). Jetzt heißt es, dass seine Güte niemals endet, endlos ist und sich bis in alle Ewigkeit erstreckt. Wir verstehen, dass dies nur möglich ist, weil seine Bundestreue, seine Güte, auf dem Blut des neuen Bundes beruht, dem kostbaren Blut Christi.
Und über wen erstreckt sie sich? „Über denen, die ihn fürchten.“ Dies kennzeichnet den Gläubigen zu allen Zeiten und den gläubigen Überrest insbesondere in der Endzeit. Es ist der Beweis für das neue Leben. Sie betreten das Friedensreich. Diejenigen, die Gott fürchten, die in Ehrfurcht vor Ihm leben, sind der ewige Gegenstand seiner Güte.
In der zweiten Zeile von Vers 17 geht es nicht um die Güte des HERRN, sondern um „seine Gerechtigkeit“. Güte und Gerechtigkeit stehen niemals im Widerspruch zueinander. Die Güte beruht auf der Gerechtigkeit. Die „Kindeskinder“ sind die nachfolgenden Generationen. Sie müssen zunächst Gottes Gerechtigkeit anerkennen, in Bezug auf die Frage, wer sie sind. Dann werden sie an der Güte Gottes teilhaben und in ihr verweilen (vgl. Jes 59,21).
Die nächsten Generationen werden sich an Gottes „Bund halten und sich an seine Vorschriften erinnern, um sie zu tun“ (Vers 18). Sie werden dies tun und damit zeigen, dass sie vor Ihm gebeugt haben mit Bekenntnis ihrer Sünden. Sie haben eine neue Natur erhalten, mit der sie Ihm gehorchen werden. Von Natur aus kann und will der Mensch das nicht tun (Röm 8,6-8). Er kann es nur tun, wenn er ein neues Herz hat (vgl. Hes 36,25-27).
Vers 19 beginnt mit „dem HERRN“, was seine Person hervorhebt. Diese Person ist so herrlich, dass sie Anlass zu dem folgenden vierfachen Lobpreis gibt. Dies geschieht nicht mehr aufgrund dessen, was Er getan hat (Verse 2–18), sondern jetzt, wie in Vers 1, aufgrund dessen, was Er ist.
Der Abschnitt der Verse 19–22 beginnt und endet mit seiner Herrschaft. Dass der gütige Gott auch der herrschende Gott ist, wird durch die Bemerkung unterstrichen, dass Er „seinen Thron in den Himmeln festgestellt hat“ (Vers 19). Das ist jetzt, in diesem Zeitalter, der Fall und wird auch im Friedensreich der Fall sein. Ein festgestellter Thron ist ein fester, unerschütterlicher Thron. Er ändert sich nicht in seiner Herrschaft. Im Friedensreich wird sein Thron ebenfalls auf der Erde stehen. Zu dieser Zeit herrscht „sein Reich über alles“ im Himmel und auf der Erde.