Behandelter Abschnitt Ps 89,46-51
Verse 46–51 | Bis wann?
46 Bis wann, HERR, willst du dich immerfort verbergen, soll wie Feuer brennen dein Grimm? 47 Gedenke, was meine Lebensdauer ist, zu welcher Nichtigkeit du alle Menschenkinder erschaffen hast! 48 Welcher Mann lebt und wird den Tod nicht sehen, wird seine Seele befreien von der Gewalt des Scheols? – Sela. 49 Wo sind, o Herr, deine früheren Gütigkeiten, die du David zugeschworen hast in deiner Treue? 50 Gedenke, Herr, des Hohnes deiner Knechte, dass ich in meinem Innern trage [den Hohn] all der vielen Völker, 51 womit deine Feinde verhöhnt haben, HERR, womit sie verhöhnt haben die Fußstapfen deines Gesalbten!
Der Überrest fragt erneut, „bis wann“ diese Situation andauern wird (Vers 46; Ps 13,2.3). Jetzt ist es eine Frage der Verzweiflung angesichts der Umstände. Sie erleben, dass Gott sich vor ihnen verbirgt. Wird Er dies „immerfort“ tun (vgl. Ps 77,6-8)? Zugleich ist die Frage „bis wann“ auch eine Frage, in der die Hoffnung auf ein Ende des Leidens mitschwingt. Aber bis wann „soll wie Feuer brennen“ Gottes „Grimm“?
Die Frage ist, bis wann die Treue Gottes zu seinem Bund, bis wann seine Güte, unsichtbar bleibt. Der Psalmist vertraut auf den HERRN, aber die Bedrängnis ist groß. Wenn die Zeit nicht verkürzt wird, wird niemand vom Überrest am Leben bleiben (vgl. Mt 24,22). Wie steht es nun mit der Güte und Treue des HERRN?
Der erste Grund für die Fragen ist die große Bedrängnis (Verse 47–49). Der zweite Grund ist, dass die Güte und Treue des HERRN auf dem Spiel stehen (Vers 49), der Bund, den Er mit einem Eid versprochen hat. Der dritte Grund schließlich ist die Schmach, die über den Überrest und damit über die Ehre des Namens Gottes und seines Christus, seines Gesalbten, kommen wird (Verse 51.52). Deshalb lehrt der Herr Jesus den Überrest zu beten: „Geheiligt werde dein Name“ (Mt 6,9b).
Sie bitten Gott, sich daran zu erinnern, was ihre „Lebensdauer“ ist (Vers 47). Wenn Er noch etwas von seinem Bund erfüllen will, soll Er es schnell tun, sonst ist ihr Leben zu Ende. Er soll daran denken „zu welcher Nichtigkeit“ Er „alle Menschenkinder erschaffen“ hat. Wenn Er sie nur so kurze Zeit leben lässt, warum macht Er es ihnen dann auch noch so schwer? Irgendwann stirbt jeder Mensch (Vers 49). Niemand entgeht dem, denn niemand kann „seine Seele befreien von der Gewalt des Scheols“.
Dann kommt die Frage an den „Herrn“, Adonai, wo seine „früheren Gütigkeiten“ sind (Vers 49). Wo sind sie geblieben? Er hat doch David „zugeschworen“ in seiner „Treue“? Doch davon ist nichts mehr zu spüren. Hat Gott vergessen, was Er in seiner Treue geschworen hat?
Ein weiterer Aspekt, der den Überrest vor Gott bringt, ist der Hohn, den seine Knechte erleiden (Vers 50). Denkt der Herr auch daran? „All die vielen Völker“ verhöhnen sie. Sie schütteln den Hohn nicht ab, sondern tragen sie in ihrem Innern mit sich herum. Alle Hohn berührt sie tief und bleibt, solange es kein Ergebnis, keine Antwort, keine Erfüllung des Bundes gibt.
Schließlich weisen sie den HERRN darauf hin, dass die Feinde nicht ihre Feinde sind, sondern seine, „deine Feinde“ (Vers 52). Seine Feinde lästern auch nicht in erster Linie über ihre Taten, sondern über „die Fußstapfen deines Gesalbten“. Der Gesalbte Gottes ist David und über ihm der Messias.
Die Feinde Christi haben Ihn als „König der Juden“ geschmäht und verspottet. Sie haben den Weg Gottes geschmäht, den Er mit dem Messias gegangen ist. Dass Gottes König als Baby in eine Zimmermannsfamilie hineingeboren wurde und sein Leben in Erniedrigung lebte, ist Anlass für den Unglauben, Ihn zu schmähen. Alle Spötter werden Ihn zu ihrem Entsetzen wiedersehen, dann als Richter.