Behandelter Abschnitt Ps 52,1-5
Verse 1–5 | Der Untergang des Gewaltigen
1b Was rühmst du dich der Bosheit, du Gewaltiger? Die Güte Gottes [währt] den ganzen Tag. 2 Verderben plant deine Zunge, wie ein geschliffenes Schermesser übt sie Trug. 3 Du hast das Böse mehr geliebt als das Gute, die Lüge mehr, als Gerechtigkeit zu reden. – Sela. 4 Du hast alle Vertilgungsworte geliebt, du Zunge des Truges! 5 Gott wird dich auch zerstören für immer; er wird dich fassen und herausreißen aus dem Zelt und entwurzeln aus dem Land der Lebendigen. – Sela.
David beginnt seinen Psalm nicht, wie sonst üblich, mit einer Anrede an Gott, sondern mit einer Anrede an den „Gewaltigen“, in der ein Unterton von Sarkasmus zu erkennen ist (Vers 1). Gewaltiger bedeutet wörtlich „starker Held“. Dies trifft voll und ganz auf den Antichristen zu (Off 13,11-18). Die Übersetzung „Gewaltiger“ beruht auf der Tatsache, dass Doeg unter den Priestern ein Gemetzel veranstaltete (1Sam 22,18). Das war ihm nicht genug. Er setzte sich über den Befehl des Königs hinweg und löschte die gesamte Stadt Nob aus, Frauen, Kinder und Vieh (1Sam 22,19).
David eröffnet seine Worte an diesen gewalttätigen Mann mit einer Frage. In dieser Frage schwingt Empörung über die Verderbtheit dieses Mannes und Verwunderung über seine Torheit mit. Es ist schlimm genug, dass er Böses tut, aber es ist noch schlimmer, dass er sich des Bösen rühmt. Er prahlt damit, dass er durch seine bösen Taten so viel Einfluss ausübt. Für ihn selbst sind es keine bösen Taten. Er hat Freude an seinen Taten.
Der Gewaltige rühmt sich mit dem Bösen, das er den Frommen Gottes antut. Sich rühmen bedeutet: Er hat Freude daran. Es bedeutet auch, dass er in seinem Herzen sagt: „Ich werde nicht wanken; von Geschlecht zu Geschlecht werde ich in keinem Unglück sein“ (Ps 10,6).
Der Glaube antwortet mit dem Verweis auf „die Güte Gottes“. Das Böse mag sich eine Zeit lang durchsetzen, aber dann ist es vorbei. Die Güte Gottes jedoch währt den ganzen Tag. Es gibt keinen Moment, in dem Gott nicht gütig ist. Das ist chesed, die Treue Gottes kraft des Bundes.
Für uns ist es die Treue Gottes auf der Grundlage des Blutes des neuen Bundes. Dies wird auch für den treuen Überrest in der Zukunft gelten. Auf der Grundlage dieses Bundes kann Gott seine Segnungen, seine Güte, schenken. Daran hält sich der Gläubige fest, und dadurch kann er gegen den bösen und heimtückischen Gottlosen standhalten. Das Bewusstsein von Gottes Güte ist der beste Schutz gegen das Böse.
Das Übel des Gewalttätigen liegt hauptsächlich in seiner Zunge (Vers 2). Seine Zunge wird hier als „verderben planende“ Zunge gesehen, ein Instrument, mit dem er nicht primär schädliche Dinge spricht, sondern schädliche Dinge ersinnt. Dies deutet darauf hin, dass er seine Worte bewusst wählt, um so viel Schaden wie möglich anzurichten. Seine Zunge ist „wie ein geschliffenes Schermesser“, das „Trug … übt“ (vgl. Ps 55,21; Jes 7,20; Dan 11,32; Jak 3,6). Er säbelt die Leute mit dem, was er sagt, nieder. Seine Worte wirken wie Dolchstiche (Spr 12,18a).
Es ist nicht ein Fünkchen Wahrheit in dem, was er sagt, auch wenn er Dinge sagt, die wahr sind. Wenn Doeg Saul erzählt, er habe David mit Ahimelech gesehen, so ist das wahr (1Sam 21,6-9; 22,9.10). Aber die Motive hinter seinen Worten, machen alle seine Worte zu „Vertilgungsworten“.
Seine Zunge spricht Worte, die wahr sind, denn er sagt, was er gesehen hat, aber er tut dies mit „einem geschliffenes Schermesser“.
Es geht hier zutiefst nicht um die Lüge im Allgemeinen, sondern um die große Lüge über Gott. Was der Antichrist sagt, steht im größtmöglichen Gegensatz zu Christus. Christus spricht nur die Wahrheit über Gott, ohne jede Lüge. Der Antichrist spricht nur Lügen über Gott, ohne jede Wahrheit: „Und der König wird nach seinem Gutdünken handeln, und er wird sich erheben und sich groß machen über jeden Gott, und gegen den Gott der Götter wird er Erstaunliches reden“ (Dan 11,36). Der Antichrist ist „der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der widersteht und sich erhöht über alles, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei“ (2Thes 2,3b.4).
Er hat eine zwanghafte Liebe zum Bösen über das Gute (Vers 3; vgl. Mich 3,2a). Er lügt lieber, „als Gerechtigkeit zu reden“. Es ist nicht einmal eine Lüge, sondern das absolut und nicht anders als nur Lüge reden. Der Mann ist ganz wie sein Vater, denn sein Vater ist der Teufel, in dem keine Wahrheit ist. „Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und ihr Vater“ (Joh 8,44b).
Das gilt für viele Ungläubige, auch für die Schriftgelehrten, zu denen der Herr Jesus dies in Johannes 8 sagt. Das gilt aber besonders und vor allem für den Antichristen, das Tier aus der Erde, von dem Johannes schreibt, dass es redet wie ein Drache, wie der Teufel selbst (Off 13,11). Und dann folgt im Psalm ein „Sela“, denn darüber müssen die Weisen, die Maskilim, gut nachdenken.
Der Gewaltige liebt „alle Vertilgungsworte“, denn er hat nicht nur eine Zunge des Truges“, sondern er ist eine „Zunge des Truges“ (Vers 6; Ps 10,7). Er liebt es, Dinge zu sagen, die andere Menschen vertilgen und sie ins Unglück stürzen. Worte können den Ruf von jemandem „vertilgen“. Vertilgungsworte wirken zerstörerisch und verzehrend. In direktem Zusammenhang damit steht die „Zunge des Truges“. Alles, was über seine Zunge kommt, ist Betrug, weil die Quelle völlig verdorben ist.
Es geht nicht in erster Linie um die Quantität seiner Täuschung, die Menge der Lüge, sondern um die Qualität, den Inhalt oder den Ursprung der Lüge. Es geht nicht in erster Linie darum, dass er über alles und jedes lügt, sondern dass er über die große Wahrheit über Gott ein Lügner ist: Er leugnet den Schöpfergott, den Elohim. Dies wird später in Psalm 53 näher erläutert. Der Geist des Antichristen zeigt sich bereits in den Evolutionisten, die Gott den Schöpfer leugnen.
Als David mit seiner Beschreibung des Gewaltigen fertig ist, hält er ihm das Gericht vor Augen, das Gott über ihn bringen wird (Vers 5). David beschreibt dieses Gericht in verschiedenen Bildern, die alle bedeuten, dass er völlig ausgelöscht werden wird. Gott wird ihn „zerstören für immer“, was sich auf sein Lebenshaus bezieht. Es wird ein ewiger Ruin sein, ohne dass man es wieder aufbauen kann.
Gott wird ihn „fassen und herausreißen aus dem Zelt“, in dem er gelebt hat. Fassen bedeutet hier, eine feurige Kohle zu fassen, die so schnell wie möglich weggeschleudert wird, um sich nicht daran zu verbrennen. Mit dieser Geschwindigkeit reißt Gott ihn aus dem Zelt heraus, d. h. aus allem, was ihm lieb ist (vgl. Mal 2,12).
So wie Doeg Ahimelech und die Priester von Nob entwurzelt hat, wird Gott ihn „entwurzeln aus dem Land der Lebendigen“. Entwurzelt bedeutet, dass Doeg nicht nur die Priester, sondern die gesamte Stadt, einschließlich der Frauen und Kinder, ausgerottet hat, sodass es nie Nachkommen geben wird.
Die Entwurzelung ist auch ein plötzlicher, gewaltsamer Akt. Wie ein Baum wird er entwurzelt werden, sodass er nie wieder blühen und gedeihen wird. Jede Verbindung mit dem Leben wird abgeschnitten. Er wird auf ewig im Reich des Todes sein, wo nichts von seinen betrügerischen Worten, Gedanken und Taten übrig bleibt.
Über das Ende von Doeg wissen wir wenig. Er ist jetzt im Reich der Toten. Vom Antichristen wissen wir, wie und wo er endet. Er wird, ohne im Totenreich gewesen zu sein, direkt in den Feuersee geworfen werden (Off 19,20). Im Typus finden wir das bei Herodes in Apostelgeschichte 12, wo
Gott selbst in dem Moment eingreift, als das Maß der Sünde voll ist (Apg 12,21-23).